Versunken in der Welt von tiefsten Gedanken

Mit einem erlesenen Programm begeisterten der in Sofia geborene Geiger Vesselin Paraschkevov und sein Klavierbegleiter Dominikus Burghardt zum Abschluss der Konzertsaison 2006/2007 das Publikum im Kloster Springiersbach.

 Vesselin Paraschkevov (rechts) mit seiner Guarnieri-Violine aus dem Jahre 1710 und der Pianist Dominikus Burghardt begeisterten ihr Publikum im Neuen Saal des Klosters Springiersbach.TV-Foto: Wolfgang Frech

Vesselin Paraschkevov (rechts) mit seiner Guarnieri-Violine aus dem Jahre 1710 und der Pianist Dominikus Burghardt begeisterten ihr Publikum im Neuen Saal des Klosters Springiersbach.TV-Foto: Wolfgang Frech

Springiersbach. Die beiden an der Folkwang-Musikhochschule in Essen tätigen Künstler eröffneten den Konzertabend nach einer kurzen "Bach'schen Miniatur" mit einer Sonate von Franz Schubert (1797-1828), einem Komponisten, der den freudigen Traum der Romantik träumt, aber auch tief in das Dunkel der menschlichen Seele hineinblickt.Mit der Partita für Violine solo (BWV 1004) aus dem Jahr 1720 beschreibt J. S. Bach (1685-1750) kurz nach dem Tode seiner Frau Maria Barbara "eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und Empfindungen" (Zitat Johannes Brahms). Der Geigenkünstler Paraschkevov bezeichnete in seinen tiefsinnigen, sehr persönlichen Werkerläuterungen die berühmte "Chaconne" zu Recht als das "Herz der Musik". Er demonstrierte für das Auditorium eindrucksvoll, mit hohem physischem Einsatz und künstlerischem Esprit, dass der Leipziger Barockmeister auch in der Beschränkung auf ein einzelnes Instrument den ganzen harmonischen und polyphonen Reichtum seiner Musiksprache zu realisieren vermochte.Leidenschaftlicher Ausdruck, den Robert Schumann (1810-1856) im ersten Satz seiner späten a Moll-Sonate Opus 105 verlangt, ist das eigentliche Markenzeichen von Vesselin Paraschkevovs Spiel auf seiner originalen Guarneri-Violine aus dem Jahre 1710.Im Allegretto, in dem volksliedhaft Getragenes mit witzigem Beiwerk kontrastiert, ließ der Geiger die Geschmeidigkeit des Tons in schlichten Melodien aufleuchten, um dann im wie entfesselt von beiden Partnern angegangenen Furioso-Finale ein wahres Feuerwerk an Rasanz zu zünden. Das Thema, durch mehrere Tonarten gehetzt, findet schließlich seinen Höhepunkt in den Anfangstakten des Werkes.Rauschender Applaus und Blumengeschenke

Und danach bewies der Ausnahmegeiger, dass er all die Hexenkünste, die Pablo de Sarasate (1844-1908) in seiner Bizet-Bearbeitung der "Carmen-Fantasie" fordert, mit geradezu selbstverständlicher Überlegenheit zu meistern weiß. Doppelgriff-Passagen, Flageoletts und was da sonst noch alles die unvergänglichen Melodien überwuchert, sind ihm nicht Selbstzweck.Sie werden noch mit Grazie serviert und mit ausdrucksvollem Inhalt erfüllt. Geradezu schwindelerregend steigerte Vesselin Paraschkevov die Stretta im präzisen Zusammenspiel mit seinem einfühlsamen Klavierpartner Dominikus Burghardt zum fulminanten Höhepunkt.Das aufmerksam lauschende, musikalisch reich beschenkte Publikum bedankte sich mit einem rauschenden Applaus und ließ die beiden Künstler nicht vom Podium, bis sie nach den Blumengeschenken noch mit einem Violinsatz aus der kompositorischen Feder von Johann Sebastian Bachs verabschiedet wurden. Die Konzertsaison 2007/2008 wird im September - dann wieder im renovierten Kapitelsaal des Klosters - eröffnet.

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