Vertrauliche Spurensicherung: Opfer von sexueller Gewalt finden in Wittlich Hilfe

Wittlich · Opfer eines Sexualdelikts können sich künftig vertraulich an das Verbundkrankenhaus Wittlich wenden. Dort gibt es das Angebot der vertraulichen Spurensicherung: Auch ohne dass polizeiliche Ermittlungen eingeleitet werden, sichern eigens geschulte Mediziner Beweise.

Im Schnitt werden jährlich mehr als 20 Vergewaltigungen im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei Wittlich angezeigt. Die Dunkelziffer allerdings könnte weitaus höher liegen. "Jede vierte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben Opfer von sexueller Gewalt", sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bernkastel-Wittlich, Gabriele Kretz.

Wenn die Polizei Kenntnis von einer Straftat erhält, ist sie verpflichtet zu ermitteln. Viele Frauen gehen allerdings nach einer Sexualstraftat gar nicht erst zur Polizei, weil sie unschlüssig sind, ob sie den Täter, mit dem sie oft in einer engen Beziehung stehen, tatsächlich anzeigen wollen. Erst später entscheiden sie sich für eine Anzeige - oft zu spät, denn dann sind Tatspuren und damit belastendes Material, um den Täter zur Verantwortung zu ziehen, oftmals nicht mehr festzustellen.

Um diesem Dilemma zu entgehen, haben die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Bernkastel-Wittlich, das Verbundkrankenhaus in Wittlich, Polizei und Weißer Ring und das Projekt "Vertrauliche Spurensicherung nach einer Sexualstraftat" gestartet. Ein Angebot, das es so in Rheinland-Pfalz bislang nur in Mainz gibt.

In der Wittlicher Klinik können sich betroffene Frauen nach einer Vergewaltigung untersuchen und Spuren sichern lassen, die in einem möglichen späteren Gerichtsverfahren gegen den Täter gebraucht werden. Eine vorherige Anzeige bei der Polizei braucht es nicht. Das Wittlicher Krankenhaus schickt die rechtsverbindlichen Dokumente an die Rechtsmedizin in Mainz, wo sie fünf Jahre lang eingelagert werden. Sollte sich die betroffene Frau innerhalb dieses Zeitraums doch noch für eine Anzeige entscheiden, können die gesicherten Spuren dann ausgewertet werden.

"Es ist ein Angebot an alle Frauen in der Region", betont der Leiter der Gynäkologie am Wittlicher Verbundkrankenhaus, Dr. Peter Georg Locher, "es wird niemand weggeschickt, der aus einem anderen Landkreis kommt."

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