Viel Arbeit, wenig Stress

PIESPORT. (red) Nach der erfolgreichen Serie, in der Zeitzeugen aus der Region von den letzten Kriegsmonaten berichteten, hat der Trierische Volksfreund eine Neuauflage gestartet. Im Mittelpunkt stehen die Wirtschaftswunder-Jahre. Heute ein Bericht von Helmut Steffen aus Piesport.

Blicke ich heute in die 50er-Jahre zurück, dann überfällt mich ein Gefühl der Wehmut, aber auch der Dankbarkeit, da ich das Glück hatte, ein solches Jahrzehnt erleben zu dürfen. Es ist nicht nur die Gewissheit, dass ich damals jung und gesund war, sondern es ist die Faszination eines Jahrzehnts, das ich mit Abstand als das schönste des vergangenen Jahrhunderts bezeichnen möchte. Waren die 40er-Jahre von Krieg und Not geprägt, begannen die 50er wie auf einem anderen Stern. Die im Krieg zerstörte Moselbrücke war wieder aufgebaut worden, und die Pfarrkirche St. Michael hatte ein neues Glockengeläut. Das schönste aber für mich und meine Kameraden war jedoch die Nachricht, dass im März 1951 in Piesport ein Sportverein gegründet würde. Mit angehaltenem Atem lauschten wir auf der Gründerversammlung den Worten von Ferdinand Lehnhardt aus Ferres, dem späteren langjährigen Vorsitzenden des Vereins. Nach dem Festlegen einer ersten und zweiten Mannschaft wurde auch noch eine Jugendabteilung gegründet. Peter Haart, Wolfgang Freiberger, Berni und Eduard Bomberding, Engelbert Klüsserath und ich waren kaum noch zu halten. Für uns gab es in der folgenden Zeit nur noch Fußball. Als ich dann 1953 auch noch ein neues Fahrrad bekam, war das Glück vollkommen. Die Zeit verging wie im Rausch, und die Jugend kannte keine Langeweile. Wir spielten in der Blasmusik oder liefen hinter dem Ball her. Die Eltern bebauten ihre Felder und Weinberge wie eh und je. 1953 war ein gutes Weinjahr, die Winzer hatten wieder Geld in den Fingern, und es ging weiter aufwärts. Nie habe ich einen zufriedeneren Menschen gesehen als meinen Vater, als er nach getaner Arbeit vor dem Haus auf der Bank saß, eine Flasche Viez trank und dazu seine Pfeife rauchte. Die Arbeit in diesen Jahren war zwar schwer, aber ohne Stress und ohne viel Bürokratie. Allen, die diese wunderbaren 50er Jahre nicht erleben durften und auch die, die nicht das Glück hatten, in diesem Jahrzehnt ihre Jugend zu erleben, für diejenigen und auch allen anderen möchte ich diese Jahre in Wort und Bild festhalten. Ich hoffe, dass es mir hiermit gelungen ist. Helmut Steffen

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