Viel Holz in der Hütte

ÜRZIG. In Karl-Josef Schenks Haus in Ürzig dreht sich (fast) alles um Holz. Auf allen Stockwerken kommt man in Berührung mit Schenks kleinen und großen Schnitzereien. Der Ürziger lebt mit seiner Kunst.

Für Karl-Josef Schenk aus Ürzig ist Holz der Stoff, aus dem seine (Schnitz)Träume sind. Kaum zu zählen sind seine Kunstwerke jeglicher Größe, die in seinem Haus allgegenwärtig sind. Eines seiner letzten Werke stellt Alexander den Großen dar, ein Geschenk für seinen Enkel Alexander. Für jedes seiner sechs Enkelkinder hat der Opa den jeweiligen Namenspatron in Holz verewigt. Die Leidenschaft, mit Holz und Schnitzmesser umzugehen, hat den 77-Jährigen schon vor vielen Jahrzehnten gepackt. Ein Taschenmesser, das er als Kind geschenkt bekam, war schuld daran. "Meine ersten Holzschnitzereien aus Lärche und Kiefer waren Holzschiffchen, die ich auf der Mosel schwimmen ließ", erzählt er mit strahlenden Augen. Einem Kinderkopf folgte im Alter von 20 Jahren eine reich verzierte Truhe aus Eiche. Ideen hatte der Hobbyschnitzer genug im Kopf - und Holz war auch keine Mangelware. Ob Szenen aus der Bibel, das Leben der Mönche im Mittelalter, die Pieta aus Kirschbaum oder die Figur des Heiligen Nikolaus, der heute seinen Platz in der Ürziger Pfarrkirche hat, - einmal angefangen, legte der talentierte Schnitzer das Messer nicht mehr aus der Hand. Der ehemalige Winzer hat früher oft bis in die Nacht gearbeitet, "wenn man so richtig dran ist, dann ist es schwer, aufzuhören", gibt er schmunzelnd zu. Die vielen Exponate an Wänden, in Ecken und Räumen sprechen Bände von fröhlichen Holzschnitz-Stunden. Aus einem Fassboden fertigte er den Weinheiligen St. Vinzenz und in einen Rahmen aus Zwetschgenholz setzte er biblische Motive aus hartem Buchsbaumholz. Jede Holzart findet bei Schenk figürliche Verwendung. "Wenn ich all das Holz, das mir die Leute schenken, verschaffen würde, dann müsste ich mehrere hundert Jahre alt werden", lacht der Senior. Und ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Denn Schnitzen ist für Schenk auch Lebenselixier. So nutzte er 1988 einen längeren Krankenhausaufenthalt für sein Hobby: damals entstand die Figur der Heiligen Elisabeth, der Namensgeberin des Wittlicher Krankenhauses. Profanes und Geistliches nimmt bei Schenk hölzerne Gestalt an. Doch die Kunstwerke wirken alles andere als hölzern. Bestes Beispiel ist die filigrane, fünf Zentimeter kleine Tänzerin, die neben dem ein Meter großen Weinheiligen noch zierlicher ausschaut. Gerne hätte er auch an der Kunstgewerbeschule sein Talent weiter gefördert, doch der arbeitsreiche Winzerberuf ließ sich damit nicht vereinbaren. Viele seiner Kunstwerke drehen sich rund um seine Heimat, die Mosel und den Wein: ob Zierkorken für Weinflaschen oder der Weinheilige aus dem Holz der 2000 Jahre alten Rammpfeiler der alten Trierer Römerbrücke, ob die geschäftige Marktszene, die Schenk als Kind im Moselort noch erlebt hat, oder der Treidelzug auf der Mosel. Und wenn Schenk Lust auf schönes Wetter hat, dreht er seine Reben-Regen-Gesichter einfach um und schaut in deren sonniges Antlitz. Zwei Dinge sind für Schenk unverzichtbar - sein spezielles Schnitzwerkzeug und seine ruhige Hand. "Alles andere habe ich im Kopf", lacht der alte Herr. Ein besonderes Kunstwerk und mit 2,20 Metern das größte seiner Werke steht in der Scheune. In den Birnbaumstamm mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern hat Schenk die 14 Kreuzwegstationen geschnitzt.

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