Viele Fakten, noch keine Strategie

MORBACH. Dass er kommt, weiß mittlerweile jeder. Doch wie er sich konkret auswirkt, darüber wurde bislang nur spekuliert: der demografische Wandel. Das Büro ISU in Kaiserslautern hat mit seiner Untersuchung ein wenig Licht ins Dunkel gebracht. Michael Theis stellte die Ergebnisse am Montag im Morbacher Gemeinderat vor.

Was die Prognose für die kommenden Jahre angeht, hatte der Demografie-Experte Michael Theis für Morbach keine schlechten Nachrichten im Gepäck: Denn die Bevölkerung der Einheitsgemeinde soll zumindest bis 2015 lediglich stagnieren oder nur leicht zurückgehen, je nachdem, ob man der Prognose der der Planungsgemeinschaft Region Trier oder der des Statistischen Landesamts Glauben schenkt. Im gesamten Kreis soll jedenfalls Morbach nach der Stadt Wittlich am besten abschneiden (siehe auch Hintergrund zum Thema Prognose). Doch im Büro ISU blieb man nicht bei der Analyse und Prognose auf Gemeindeebene stehen. Genau unter die Lupe nahmen die Fachleute bis auf Morbach jedes einzelne der neunzehn Dörfer der Einheitsgemeinde und registrierten gravierende Unterschiede. Spitzenreiter, was die Bevölkerungsentwicklung angeht, ist Bischofsdhron mit heute 831 Einwohnern. Dort wohnen heute 45,5 Prozent mehr Menschen als 1975. Als Hauptfaktor dafür machte Theis ein großes Neubaugebiet aus. Dass das kein hinreichender Faktor für eine positive Entwicklung ist, dafür sei Weiperath ein Beleg. Das dortige Baugebiet fülle sich nur langsam. Sorgenkind in Sachen Einwohnerzahlen ist Elzerath. Heute wohnen dort 21,8 Prozent weniger Menschen als vor 30 Jahren. Der Ort hat allerdings auch die höchste Leerstandquote. Fünf von 42 Häusern sind derzeit unbewohnt. Andere Orte haben zwar ordentliche Zuwächse, müssen sich aber anderen Problemen stellen. Zum Beispiel Gonzerath. Mit 30,2 Prozent Bevölkerungswachstum und einer guten Grundversorgung kann das Dorf mehr als zufrieden sein. Aber auch dort ist der demografische Wandel spürbar: Die Kindergartengruppen wurden von drei auf zwei reduziert. Das Büro ISU wies allerdings auch auf bereits vorhandene positive Projekte wie die Senioren-Wohngemeinschaft in Hinzerath hin, die teilweise noch belächelt würde. Das bestritt Bürgermeister Gregor Eibes und machte darauf aufmerksam, dass das Projekt bereits ausgezeichnet wurde. Zudem wies er darauf hin, dass es im Rahmen der Dorferneuerung auch möglich sein müsse, Häuser abzureißen, um Probleme mit Leerständen zu vermeiden. Dagegen argumentierte Uwe Andretta von der Fraktionsgemeinschaft Grüne Liste, dass sich Häuserzeilen in den Ortskernen mehr als frei stehende Einfamilienhäuser für Wohnprojekte wie in Hinzerath eignen würden. Für die Zukunft hofft er auf die Unterstützung des Gesetzgebers, damit Initiativen wie das Seniorentaxi in Gutenthal nicht länger zum Scheitern verurteilt seien, während Achim Zender von den Freien Wählern die Notwendigkeit hervorhob, die lokalen Akteure wie Vereinsvorstände in den weiteren Prozess miteinzubeziehen. Die Vielzahl der Informationen wollte Heribert Knob (CDU) zunächst auf sich wirken lassen und die Studie intensiv in der Fraktion beraten. Seinem Wunsch wurde entsprochen. Das Thema soll demnächst weiter beraten werden.

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