Viele pendeln lieber als umzuziehen
Die Zahl der Pendler ist seit 1997 erheblich angestiegen: und zwar um 54 Prozent auf 1515. Der Hintergrund dieser Zahl ist der Zuwachs an Arbeitsstellen, während die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum nahezu unverändert geblieben ist.
Morbach. Ein immer wieder heiß diskutiertes Thema bei Politikern in Bund und Land ist die demografische Entwicklung in Deutschland. Aber wie entwickeln sich die Bevölkerungszahlen in der Einheitsgemeinde Morbach?
1997 gab es 10 808 Einwohner in der Einheitsgemeinde. Bis 2004 stieg die Anzahl der Menschen, die mit erstem Wohnsitz in Morbach gemeldet waren, auf den bisherigen Höchststand von 11 187. Seitdem sind die Einwohnerzahlen rückläufig. Ende 2009 war die Zahl mit 10 843 etwa auf dem Niveau von 1997 (siehe Grafik).
Am 31. Dezember 2010 waren noch 10 784 Bürger in der Einheitsgemeinde ansässig. Die seit einigen Jahren sinkenden Morbacher Einwohnerzahlen liegen damit im Trend. Denn seit 2004 verringert sich auch in Rheinland-Pfalz und im Landkreis Bernkastel-Wittlich die Bevölkerung. Der Rückgang innerhalb der vergangenen sechs Jahre fällt in Morbach allerdings moderater aus als in den umliegenden Kommunen. Die Stadt Idar-Oberstein beispielsweise hat in den vergangenen zwölf Jahren mehr als zehn Prozent ihrer Bevölkerung verloren. Dennoch überrascht die Abnahme in Morbach.
Denn die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in der Einheitsgemeinde ist seit 1997 um fast 24 Prozent gestiegen. Ende 2009 hatten nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems 3579 Menschen in Morbach einen entsprechenden Arbeitsplatz. 1997 waren es 2889. Dementsprechend stieg die Zahl der Pendler, die täglich von außerhalb nach Morbach zur Arbeit fahren, im gleichen Zeitraum um 54 Prozent.
Menschen nehmen lange Anfahrten in Kauf
Theo Gätz, Büroleiter der Einheitsgemeinde Morbach, hofft trotzdem, dass die Einwohnerzahl der Kommune von der zunehmenden Anzahl der Arbeitsplätze profitiert, auch wenn die Arbeitnehmer lieber lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. "Wer in einem anderen Ort in seinem Eigentum lebt, der fährt", glaubt Gätz.
Trotzdem könnten einige Arbeitnehmer langfristig ihren Wohnsitz in die Einheitsgemeinde verlegen. Auf jeden Fall verhinderten die zahlreichen Stellen, dass Menschen aus Morbach wegziehen. "Der Arbeitsplatz bleibt ein wichtiges Kriterium für den Wohnsitz der Menschen." Gätz verweist als Morbacher Plus auf das günstige Bauland in den Dörfern sowie auf die Zuschüsse, die die Einheitsgemeinde bei der Sanierung von Altbauten gewährt.
Innerhalb der Einheitsgemeinde entwickeln sich die Bevölkerungszahlen sehr unterschiedlich. Die größten Zuwächse gibt es in Wenigerath (siehe Extra), die stärksten Verluste in Wederath. Daniela Petry, Ortsvorsteherin in Wederath, sieht mehrere Gründe für den Rückgang. In den 90er Jahren habe es Zuzüge großer Familien gegeben, deren Kinder jetzt wegziehen. Überhaupt habe die junge Generation oft in anderen Dörfern der Umgebung ein Haus gekauft oder gebaut. "Wir haben wenig junge Familien im Dorf", fasst die Ortsvorsteherin die Situation zusammen.
ExtraMorbacher Ortsteile: Im zentralen Ort Morbach hat die Zahl der Einwohner von 1997 bis November 2010 um 5,2 Prozent von 2999 auf 3156 zugenommen. Zuwächse in diesem Zeitraum verzeichnen auch Bischofsdhron (plus 5,4 Prozent), Gonzerath (plus 1 Prozent), Odert (plus 3,2 Prozent) sowie Wenigerath mit 18,5 Prozent plus. Die anderen 14 Orte stagnieren bei der Anzahl der Einwohner oder vermelden Rückgänge. Den stärksten Bevölkerungsverlust hat Wederath zu verzeichnen: Im November 2010 lebten dort mit 199 Einwohnern 19,5 Prozent weniger Menschen als 1997. (cst)