Vielfalt statt Normen

Standardisierte Normen sind eher Fluch als Segen für Unternehmen - so lautete das Fazit des Himmeroder Forums für Führungskräfte zum Thema "Diversity Management". Mut zur Verschiedenheit bewies die Besetzung der von Unternehmensberater Ekkehard Nau moderierten Expertenrunde: ein Wissenschaftler, der Manager einer Großbank aus Luxemburg, ein Mittelständler aus der Eifel und der kaufmännische Leiter der Lebenshilfe Werkstätten für Behinderte.

 Über den Mut zur Verschiedenheit diskutierten Ulrich Simon, Erich Behrendt, Ekkehard Nau, Andreas Martin Neumann und Claude Schettgen (von links). TV-Foto: Helmut Gassen

Über den Mut zur Verschiedenheit diskutierten Ulrich Simon, Erich Behrendt, Ekkehard Nau, Andreas Martin Neumann und Claude Schettgen (von links). TV-Foto: Helmut Gassen

Himmerod. (ako) Es ist ein Credo der Wirtschaft: Arbeitsabläufe und Teams müssen feste Normen und vorgegebene Standards einhalten, um reibungslos zu funktionieren. Doch das so genannte "Diversity Management", also der bewusste Einsatz von Unterschieden, stellt genau das in Frage. Die Erfahrung hier ist eine andere: Gerade die Vielfalt der Fähigkeiten, Neigungen und auch Behinderungen der Mitarbeiter weckt ungeahnte Motivationen und Kreativität, wenn ihnen Gestaltungsfreiraum gewährt wird. Die Lebenshilfe Werkstatt mit rund 600 Beschäftigten ist ein besonders lehrreiches Beispiel, wie deren Leiter Andreas Martin Neumann erläuterte: Hier dreht sich (fast) nichts um die Maschinen, sondern alles um den einzelnen Menschen mit seinen Besonderheiten. Der Betrieb orientiert sich am Individuum und nicht umgekehrt - und ist dabei auf internationalen Märkten erfolgreich. Ähnlich gute Erfahrungen mit dieser auf den Menschen abgestimmten Philosophie macht das IT-Haus in Föhren, das vor kurzem die Auszeichnung "Top Job 100" für seine Kompetenzen in der Personalführung bekam. "Die Voraussetzung dafür sind flache Hierarchien. Die Chefs müssen ihre Mitarbeiter genau kennen, um sie richtig fordern und fördern zu können", betonte Ulrich Simon, Mitglied der Geschäftsleitung. Claude Schettgen von der Dexia-Bank in Luxemburg schilderte vor dem Hintergrund der 21 Mitarbeiter-Nationalitäten, die hier an einem Strang ziehen müssen, wie wichtig kulturelle Offenheit und gegenseitige Wertschätzung ist: "Eine entsprechende Personalpolitik ist kein Altruismus der Geschäftsleitung, sondern Notwendigkeit in einer globalisierten Wirtschaft." Die wissenschaftliche Fundierung solcher Erfahrungen lieferte Erich Behrendt vom Berufsverband Deutscher Soziologen, der Mittelständler und Großkonzerne bei ihrem "Diversity Management" berät: "Die Potenziale der Belegschaften könnten erheblich gesteigert werden, wenn mehr Vielfalt statt Standardisierung und Normierung zugelassen würde."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort