Vielseitiger Treffpunkt für Jugendliche

Ob Kicker spielen, im Internet surfen oder einfach Freunde treffen - das Haus der Jugend ist ein Treffpunkt für viele Heranwachsende in Wittlich. Aber nicht alle Jugendlichen fühlen sich von dem Angebot angesprochen.

Wittlich. (svs) "Das Haus der Jugend (HdJ) ist jeden Tag Treffpunkt für etwa 50 bis 60 Jugendliche", erzählt Hans Floter, Leiter des Hauses. Die Einrichtung besteht seit 25 Jahren. Sie ist ein "offenes Haus", sagt Floter weiter. Alle Kinder, Jugendlichen und junge Erwachsene im Alter von sechs bis 23 Jahren sind hier willkommen. Größtenteils sind aber Teenager im Alter zwischen 14 und 17 Jahren anzutreffen. Nach Herkunft oder sozialem Umfeld wird nicht gefragt. "Alle, die herkommen, sind Jugendliche, und so sehen wir sie auch. Egal, wo sie oder ihre Eltern herkommen", erklärt Floter.

Verschiedene Kulturen begegnen einander



So bietet das Haus nicht nur Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, sondern schafft auch einen Raum, wo verschiedene Kulturen ungezwungen aufeinandertreffen. Diese Begegnungen werden bewusst gefördert. So fordert Floter zum Beispiel Jugendliche mit Migrationshintergrund auf, Rezepte aus ihrem Heimatland mitzubringen, die dann von allen gemeinsam gekocht und probiert werden. Wie eine aktuelle Umfrage des HdJ unter den Jugendlichen zeigt (siehe Extra), haben fast alle, die hierher kommen, die deutsche Staatsbürgerschaft, aber gut die Hälfte der Jugendlichen stammt aus Familien, die nach Deutschland eingewandert sind.

Die Teenager, die das HdJ nutzen, schätzen das vielseitige Angebot des Hauses. "Wir kommen hierher, um mit Freunden zu chillen. Der Kicker und die anderen Sachen hier sind auch cool." erzählen zwei 17-jährige Jungen. Eine andere Gruppe Jugendlicher nutzt die Einrichtung, um die Wartezeit auf den Bus zu überbrücken. "Besonders die Küche und der kostenlose Kaffee hier sind toll. Und natürlich die Konzerte an den Wochenenden." Auch der kostenlose Internetzugang wird viel genutzt.

Allerdings haben die jungen Leute auch einige Verbesserungsvorschläge. So wünschen sie sich zum Beispiel neueres Inventar, und ein 18-Jähriger beschwert sich, dass ab und zu Wertsachen geklaut würden.

Konzerte und Workshops ziehen neues Publikum an



Trotz der vielen Angebote nutzen nicht alle jungen Leute der Stadt das HdJ. Auf die Frage, warum das so sei, antwortet Floter, dass das mit dem "Revierverhalten" der Cliquen zutun habe: "Jede Clique hat ihren Platz, wo sie sich immer trifft. Andere Cliquen sehen diesen als besetzt und suchen sich etwas anderes." Auch die Teenager selbst bringen dieses Argument. Trotzdem versuchen die Mitarbeiter immer wieder, neue Jugendliche mit Workshops und Konzerten in das Haus zu ziehen. "Bei solchen Veranstaltungen unterscheidet sich das Publikum fast zu 100 Prozent von den Leuten, die beim alltäglichen Betrieb hier sind. Einige von denen bleiben dann hier hängen und kommen immer wieder."

Einige Jugendliche der Stadt suchen das HdJ ganz bewusst nicht auf. "Da ist ja alles voller Ausländer. Außerdem brauchen wir keine Aufpasser", lautet ihr Kommentar.

Die "Aufpasser" sind der Sozialarbeiter und Leiter der Einrichtung Hans Floter sowie die Erzieher Sigrid Beek und Markus Kreil. Die Öffnungszeiten des HdJ sind montags bis freitags jeweils von 12 bis 20 Uhr. Träger der Einrichtung ist die Arbeiterwohlfahrt Rheinland (Awo). Finanziert wird sie durch Zuschüsse der Stadt, des Landes Rheinland-Pfalz und des Kreises Bernkastel-Wittlich sowie durch die Einnahmen aus Veranstaltungen, Getränkeverkäufen und Vermietung. Extra

Extra Ergebnisse der Umfrage: Das HdJ hat vom 10. bis zum 15. September 45 Stammgäste befragt. Die Umfrage ergab, dass 62 Prozent der Besucher Jungen und 38 Prozent Mädchen sind. Die 14- bis 17-Jährigen bilden mit 48 Prozent die größte Gruppe. Obwohl fast alle Befragten die deutsche Staatsbürgerschaft haben, haben 52 Prozent einen Migrationshintergrund. 42 Prozent gehören einer christlichen Konfession an, 31 Prozent sind Muslime und 27 Prozent konfessionslos. Mehr als die Hälfte der Stammgäste (60 Prozent) sind Schüler, 33 Prozent berufstätig, sieben Prozent haben keine Beschäftigung. An Wittlich gefallen 30 Prozent das HdJ und jeweils elf Prozent die Stadt mit dem, was sie bietet und die netten Menschen. Fast alle glauben, dass alle Menschen von Geburt an gleich sind, 87 Prozent finden jedoch, dass in Deutschland Menschen wie Migranten, Behinderte oder sozial Schwächere benachteiligt werden. (svs)

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