Vier Beine, eine Schnauze und ein Buckel: Design-Stylistin setzt auf Produkte mit Hunsrücker Dialekt und einen Hund

Bischofsdhron/München · Mia san mia, sagen die Bayern und haben ihren Dialekt in unvergleichlicher Weise längst salonfähig gemacht. Die Hunsrücker arbeiten daran. Edgar Reitz mit seinen Filmen, in denen die Mundart eine wichtige Rolle spielt. Die Regionalmarke „Ebbes von hei!“ ebenso wie eine Wahlmünchenerin mit Wurzeln im Hunsrück. Sie entwirft Alltagsgegenstände mit originellen Dialekt-Sprüchen.

 Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Melanie Röper-Mohr ist auf den Hund gekommen. Er ist schwarz, allerliebst und ziemlich bucklig. Doch vor allem der Hunderücken hat es ihr angetan. Er stammt aus ihrer eigenen Feder. "Hunnsbuckl by Iwazwerch" heißt das Label, unter dem die Wahlmünchenerin in ihrer kleinen Designmanufaktur "Kleinigkeiten fürs Herz und zum Schmunzeln" entwirft. Es sind Alltagsgegenstände wie Taschen, Notizzettel und Magnete. Die Designerin lässt sie nach ihren eigenen Vorgaben in kleiner Stückzahl produzieren. Es gibt "Inkaafszeddel", Postkarten mit der Aufschrift "Zuggaschnissje" oder "Eich und dau". Iwazwersch ist schwer übersetzbar und bedeutet im Hunsrücker Dialekt etwa schusselig oder mit zu vielen Ideen im Kopf.

Hunsrücker Dialekt? Spätestens jetzt wird deutlich, dass die Diplom-Stylistin und Modelistin Wurzeln im Hunsrück hat. Sie stammt ursprünglich aus Idar-Oberstein, die Oma lebt in Bischofsdhron. Und dass die heute 31-Jährige nach ihrem Studium an der internationalen Modeschule Esmod in München ausgerechnet den Hunnsbuckl, ein verballhorntes Wort für den Hunsrück, aus der Taufe hob, ist kein Zufall. Röper-Mohr erklärt es: "Der Schwiegervater hat den Begriff Hunnsbuckl immer wieder in den Raum geworfen." Und das habe sie so sehr beschäftigt, dass sie angefangen hat, ihn mit dem Bleistift zu skizzieren. Irgendwann habe sie das Fabelwesen, wie sie es bezeichnet, in eine Mappe gelegt. Als ihr die Skizze Jahre später in die Hände fiel, war die Zeit "aus vielen Gründen reif". Seit 2012 sind beide Labels beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragene Marken.

Dass ihr der Hunsrücker Dialekt wichtig ist, hat sie eigentlich erst in Bayern gemerkt. Auch wenn nicht jeder Mundart verstehe, "so ist sie doch ein Zeichen für Heimat und Verbundenheit", sagt die bescheidene Frau, die nicht gern im Mittelpunkt steht. Der Hunsrück hat sie in vielerlei Weise inspiriert.

Irgendwann während ihrer Diplomarbeit hatte sie den Film Schinderhannes mit Curd Jürgens gesehen. "Ich fand das unheimlich inspirierend. Räubergeschichten, Natur, kein Chichi, sondern derbe Materialien. Das war die Geburtsstunde ihres ersten Labels "Iwazwerch". . Hauptsächlich aus derben Bundeswehrutensilien entwarf sie vom Jahr 2006 Hosen, Röcke und Mäntel. Eine Art "Upcycling", als der Begriff noch längst nicht so bekannt wie heute. Die Arbeit an diesem Label ruht derzeit.

Stattdessen konzentriert sich die Design-Stylistin in in ihrem Mini-Atelier, das die "unglaubliche Größe von 4,5 Quadratmetern hat, voll auf ihr jüngstes Projekt mit den vier Beinen und dem Buckel. Natürlich gibt es im Studio auch ein Körbchen mit dem Hunnsbuckl drin, ein absolut unverkäufliches Unikat. Schließlich entstehen ständig neue Produkte. "Ganz druckfrisch" sind derzeit Geburtstags- und Geburtskarten, alle in kleinen Auflagen. Neue Projekte sind in den Warteschleifen. Viel Freude hat sie dann, wenn die Menschen versuchen zu verstehen, was da steht: "Die angestrengten Blicke und dazu die nahezu perfekt gelegten Stirnfalten der Leuten zu beobachten", sei unbezahlbar.
Wer jetzt glaubt, dass hauptsächlich Hunsrücker ihre kleinen Alltagshelfer kaufen, ist übrigens auf dem Holzweg. Der Kundenkreis sei bunt gemischt. Sie hat Anfragen aus ganz Deutschland und Österreich. Viele ihrer Alltagshelfer hätten nichts mit Dialekt zu tun und seien auch für das breite Publikum interessant. Kunden schätzen laut Röper-Mohr Dinge, die sie niedlich finden: "Mal ehrlich, ein Fabelwesen, das aussieht wie ein Hund und einen Katzenbuckel macht, ist ja auch irgendwie putzig, oder."

Die Arbeit nimmt die Kreative nach eigener Aussage sehr in Beschlag. Das erschwert Ausflüge zurück in die alte Heimat. Was sie mit dem Hunsrück verbindet? Das ist so einiges: "Humor, Ruhe, Natur, kreativer Input und gutes Essen". Spießbraten gebe es in Bayern schließlich eher selten. Es zieht sie sehr in die alte Heimat. Denn wie es so schön auf einem ihrer Produkte heißt: "Zu Hause ist da, wo der Hund einen Buckel hat."
Hintergrund

Die Bedeutung des Namens Hunsrück ist bis heute unklar. Erstmals wurde das Mittelgebirge 1074 in der Ravengiersburger Klosterurkunde erwähnt und zwar unter dem Namen "Hundesrucha".Es gibt mehrere Theorien. Für die Interpretation als Hunderücken spricht, dass der Name im Mittelalter vielfach so gedeutet wurde. Hundesrucha übersetzte der berühmte Abt des Klosters Sponheim, Trithemius (1483 1506) mit dem griechischen Wort Cynonotus (Hunderücken). Diese Deutung wurde bis in unsere Zeit von namhaften Forschern vertreten. Quelle:Wikipedia
Extra

 Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

 Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

 Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Ob Einkaufszettel, Beutel oder Karten mit Sprüchen im Hunsrücker Dialekt - alles stammt aus dem Atelier von Melanie Röper-Mohr. Foto: Hunnsbuckl by Iwazwersch

Die Hunnsbuckl-Produkte sind im Internet unter www.iwazwersch de oder bei www.dawanda.com erhältlich sowie in der Buchhandlung Schulz-Ebrecht in Idar-Oberstein, im Haus der regionalen Geschichte in Kastellaun, bei Müller Büro und Buch, ebenfalls Kastellaun sowie im Kramland in Simmern. iro

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort