Vier Hände und vier Füße gratulieren

Graach · Mit einem "Feuerwerk"auf ihren Tasten und Pedalen zeigte die 100 Jahre alte Klais-Orgel der Graacher Pfarrkirche, dass sie nichts von ihrem hervorragenden Klangvolumen verloren hat. Das Orgel-Duo Iris und Carsten Lenz gratulierten der alten Dame mit einem außergewöhnlichen Konzert.

 Das Orgelduo Iris und Carsten Lenz in Aktion: Die beiden Organisten geben bei ihrem Konzert einen Querschnitt durch die vierhändige Orgelmusik und nehmen die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch zahlreiche Länder. TV-Foto: Marita Blahak

Das Orgelduo Iris und Carsten Lenz in Aktion: Die beiden Organisten geben bei ihrem Konzert einen Querschnitt durch die vierhändige Orgelmusik und nehmen die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch zahlreiche Länder. TV-Foto: Marita Blahak

Graach. Das hat die 100 Jahre alte Orgel der Graacher Pfarrkirche St. Simon und Juda bisher noch nicht erlebt: Vier Hände und vier Füße gratulierten der betagten "Königin" mit einem außergewöhnlichen heiter-virtuosen Konzert zum Jubiläum. Die Zuhörer waren begeistert.
Kannten die meisten unter ihnen die Orgel bisher nur als Begleitinstrument im Gottesdienst, so erlebten sie ihre Orgel nun in ganz anderen Tönen, Klängen und Rhythmen. Das Orgelduo Iris und Carsten Lenz hatte ein Programm zusammengestellt, das viele zum Staunen brachte. Die Organisten gaben mit ihrem Konzert einen Querschnitt durch die vierhändige Orgelmusik und nahmen die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise durch zahlreiche Länder.
Es war ein Genuss, den neuen ungewohnten Klangfarben der Orgel zu lauschen. Aber nicht nur zuhören konnten die Besucher. Eine große Leinwand im Chorraum ließ sie auch visuell das virtuose Spiel des Organisten-Ehepaares verfolgen. "So kann das Publikum die Organisten, die ja üblicherweise im Hintergrund spielen, auch sehen", erklärte Carsten Lenz.
Hoffnung auf Wiederholung


Die beiden Organisten freuten sich sehr, auf einer Orgel zu spielen, die man eher selten konzertant hört. Die musikalischen Orgelausflüge entführten das Publikum über England, Schottland, Italien, in die USA, nach Frankreich und Deutschland. Es waren Kompositionen die abseits klassischer Orgelmusik für ein ungewöhnliches Hörerlebnis sorgten.
Ob die heitere "Miniatur-Verdi-Oper" in Orgelfassung, die Fughetta von nur eineinhalb Minuten Länge, Variationen zum schottischen Titel "Auld Lang Syne", der lustige Charlie-Dog-Blues oder die Variationen (Komponist Carsten Lenz) zum bekannten Happy Birthday - die Organisten zogen im wahrsten Sinne der Wortes alle Register ihres eigenen Könnens und der Orgelmöglichkeiten.
Zuguterletzt tanzten ihre Füße Walzer auf den Pedalen und der virtuose Rag "The Entertainer" beschloss ein Orgelkonzert, das die 100 Jahre alte Klais-Orgel in bisher ungewohnten, sanften wie auch mächtigen Tönen erschallen ließ.
"Fantastisch", brachte eine Zuhörerin die Begeisterung in der Kirche zum Ausdruck. So war der Dank von Vertretern der Orts- und Pfarrgemeinde über das grandiose Orgelfeuerwerk groß - ebenso wie ihre Hoffnung auf Wiederholung. mblExtra

Iris und Carsten Lenz gelten als eines der führenden Orgel-Duos in Europa. Orgelkonzerte weltweit und CD-Einspielungen zeugen vom außergewöhnlichen Spiel der studierten Kirchenmusiker vom Rhein. Sie haben sich auf Musik für zwei Spieler an einer Orgel spezialisiert. Das vierhändige Orgelspiel hat eine über 1000-jährige Tradition. Erste Belege gibt es bereits im späten 10. Jahrhundert. Die ältesten erhaltenen Kompositionen stammen vorwiegend aus England und sind nach 1530 entstanden. In Mitteleuropa erlangte das vierhändige Orgelspiel nach Mitte des 18. Jahrhunderts mehr und mehr an Bedeutung. mbl

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