Vierte Generation "am Schuh"

MORBACH. Eigentlich waren die Weichen anders gestellt. Doch seit Januar lenkt Rita Zimmer – in vierter Generation – die Geschicke des Morbacher Schuhhauses Roth.

 Im Morbacher Schuhhaus Roth hat seit Anfang des Jahres Rita Zimmer (rechts) das Sagen. Die Tochter von Lothar und Hannelore Roth führt die Familientradition in vierter Generation fort. TV-Foto: Ursula Schmieder

Im Morbacher Schuhhaus Roth hat seit Anfang des Jahres Rita Zimmer (rechts) das Sagen. Die Tochter von Lothar und Hannelore Roth führt die Familientradition in vierter Generation fort. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit Schuhen kennt sich Rita Zimmer aus. Von klein auf schaute sie ihrem Vater Lothar Roth in der Morbacher Schuhmacherwerkstatt über die Schulter. Später half sie während der Schulferien oder zu Urlaubszeiten im elterlichen Schuhgeschäft aus, das sie seit Januar übernommen hat. "Schon mein Uropa war Schuhmachermeister", verweist die 42-Jährige auf die von Johann Roth in der Birkenfelder Straße begründete Familientradition "Rund um den Schuh". Großvater Josef und ihr Vater traten als Schuhmachermeister in dessen Fußstapfen - Lothar Roth mit 22 Jahren sogar kreisweit als Jüngster seiner Zunft. Tochter Rita schlug nach dem Abitur jedoch einen anderen Weg ein. Die Frage der Nachfolge sei damals kein Thema gewesen im heute seit 53 Jahren bestehenden Geschäft, das 1990 in die Bernkasteler Straße umzog. "Ihr kamt ja zurecht", ruft sie ihren Eltern in Erinnerung. Und Oma Hilda sei ja auch noch da gewesen, ebenso eine Angestellte. Folglich konnte sie sich in der Berufswahl frei entscheiden. Statt eines Studiums reizte sie der Beruf der Reiseverkehrsfrau. "Ich hab schon einiges gesehen von der Welt", sagt Zimmer und erzählt von Kreuzfahrten, Reisen nach Australien und Südafrika oder von der Südsee und dem "ewigen Eis". In 23 Jahren, die sie für ein Reisebüro in Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach und Morbach arbeitete, ist ihr dieser Beruf ans Herz gewachsen. Dass sie davon auch nach der Geschäftsübernahme nicht völlig Abschied nehmen will, zeigt, wie sehr sie das "Reisefieber" gepackt hat. "Ich kann mich da noch nicht von trennen", räumt sie ein. Nachdem sie seit November 2005 je halbtags im Reisebüro und im Laden gearbeitet hat, wird sie als Inhaberin des Schuhgeschäftes an einem Tag der Woche nur im Ausnahmefall dort anzutreffen sein. Freitags will sie wie bisher Reisen vermitteln, während sie ihre eigene Kundschaft bei den beiden langjährigen Angestellten in guten Händen weiß. "Von außen sieht man einiges anders"

Dass sie nicht von Anfang an mit dem Schuheinzelhandel verwachsen ist, sieht sie eher als Vorteil: "Jetzt von außen sieht man einiges doch anders." Ihr Vater bestätigt: "Manchmal ist man ein bisschen betriebsblind." Inzwischen hat Zimmer das gesamte Lager umgekrempelt und auch in puncto Schaufensterdekoration ihre Ideen eingebracht. Ein eigens absolviertes Fach-Fernstudium gibt ihr die notwendige Sicherheit. Davon abgesehen ist ihr die Unterstützung der Eltern sicher. "Ich hab mich gefreut, dass sie das übernimmt", kommentiert Lothar Roth, der mit seinen 68 Jahren weiter in der Werkstatt stehen wird. Nun müsse er morgens nicht mehr auf- und abends nicht mehr abschließen, sagt er, das wisse er zu schätzen. Zumal sich die durchgehenden Öffnungszeiten von neun bis 18 Uhr mehr und mehr in den Abend ausdehnen. Roth ist sicher, dass der Einzelhandel in Morbach Zukunft hat. Als einer von wenigen Geschäftsleuten hatte er der Ansiedlung von Discountern am Kreisel optimistisch entgegengesehen. "Wenn viele Leute kommen, kommen auch viele ins Dorf", ist er nach wie vor überzeugt. Mit Ehefrau Hannelore, die 40 Jahre Schuhe verkauft hat, muss er zudem nicht fürchten, dass die Familientradition allzu bald endet. Ritas achtjährige Nichte Theresa hat sich schon ihre Gedanken gemacht und der Tante angeboten: "Wenn du es nicht mehr machst, dann mach ich es." Wird auch Ihr Betrieb in mindestens der dritten Generation geführt oder ist älter als 100 Jahre? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an eifel@volksfreund.de.

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