Virtuos und poetisch

B ernkastel-Kues . (gkl) Seit vier Jahren gibt es im Landkreis das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage. Die Gitarristen Ulli Bögershausen und Reinhold Westerheide unterstützten den Verein mit einem Benefizkonzert.

Eigentlich müsste jeder, der sich für die bestehende Weltordnung einsetzt, sehr aufmerksam werden, wenn er vom "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage" hört. Dieser Verein ist angetreten, um Grenzen einzureißen und bestehende Ordnungen auf den Kopf zu stellen. Schon seit vier Jahren bemüht sich eine immer größer werdende Gruppe aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich, gegen die Gleichgültigkeit und das Wegsehen anzukämpfen. Sie kämpfen um die Verständigung zwischen den Völkern, um das Verstehen der Menschen untereinander. Nicht die Grenzen auf den Landkarten wollen sie beseitigen, sondern die Grenzen in den Köpfen. Im Weinmuseum in Bernkastel-Kues veranstaltete der Verein ein Konzert mit den Gitarristen Ulli Bögershausen und Reinhold Westerheide, das so ganz in das Konzept des Bündnisses hineinpasste. Nicht lautstark, nicht mit erhobenen Fäusten, sondern leise ging es bei der Benefizveranstaltung zu. Ein Konzert für einen guten Zweck entzieht sich normalerweise der musikalischen Beurteilung. Hier aber ist eine Würdigung durchaus erlaubt, denn mit Bögershausen und Westerheide hatte das Bündnis zwei Profimusiker gewinnen können, die einen musikalisch ansprechenden und eindrucksvollen Abend gestalteten. Vorwiegend waren es eigene Kompositionen, die das Programm bestimmten. Es war der teilweise sehr geglückte Versuch, Brücken zu bauen. Brücken zwischen den Stilen von Folk und Klassik. Die zahlreichen Konzertbesucher konnten aber auch die Begegnung zwischen einer nylonbespannten Gitarre und einer mit Stahlsaiten erleben. Für die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen hatten die beiden Solisten, jeder für sich Virtuose und Poet in einer Person, etwas zu bieten. Nachdenklich Verträumtes etwa bei Bögershausens "Von irgendwo nach nirgendwo" oder in "Zu allein", klassisch Strenges, mit perlenden Tönen an Barocks erinnernde in Westerheides "Toccata". Musikalisch ein gelungener Abend also. Bleibt die Frage, was mit dem Erlös dieses Konzertes passiert. Information der Bevölkerung über Extremismus, Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit steht ganz oben auf dem Programm des Bündnisses. Mit Infoveranstaltungen sollen vor allem Jugendliche aufgeklärt und für Gefahren sensibilisiert werden. Aber auch Konkretes unternimmt das Bündnis, um ein besseres und friedliches Zusammenleben der Menschen unterschiedlichster Nationen vor Ort zu ermöglichen. So etwa wird eine ausländische Familie Monat für Monat finanziell unterstütz, damit sie die Miete für eine der Personenanzahl angemessene Wohnung bezahlt werden kann. Von der staatlichen Zuwendung wäre das nicht möglich. Ausländische Mitbürger, die beschimpft oder gar bedroht werden, können sich an das Bündnis wenden. Konfliktsituationen versuchen die Mitglieder in Gesprächen mit den beteiligten zu lösen, versuchen, zu vermitteln, Verständnis auf beiden Seiten zu wecken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort