Wirtschaft Volksbank Hunsrück-Nahe: „Zug für Fusion abgefahren“

Idar-Oberstein · Vorstand erklärt, dass keine weiteren Geschäftsstellen geschlossen werden – zumindest 2019 nicht.

  Zuwächse bei den Kundeneinlagen und -krediten, ein satter Jahresüberschuss und Eigenkapital in beruhigender Höhe: Eigentlich könnte die Welt bei der Volksbank Hunsrück-Nahe in Ordnung sein – „wäre da nicht das nach wie vor schwierige Geschäftsumfeld, was das im Jahr 2018 erzielte Ergebnis aber noch wertvoller macht“, erklärt die Pressestelle des Unternehmens. „Wir sind damit unter diesen Bedingungen sehr zufrieden. In einigen Bereichen sind die Zahlen sogar überdurchschnittlich gut“, sagen die Vorstände Erik Gregori und Frank Schäfer.

„Wir sind für die Zukunft gut gerüstet“, lautet die Botschaft der Volksbank-Vorstände. Mit dem Ergebnis für das Geschäftsjahr 2018 seien sie sehr zufrieden.

Nach Informationen der Vorstände übertrafen die Kundeneinlagen mit einer Steigerung von 3,1 Prozent erstmals die Milliardengrenze. Bei den Krediten stand ein Plus von 2,5 Prozent zu Buche. Das Eigenkapital liege dank einem Zuwachs von 4,2 Prozent derweil bei 150 Millionen Euro. „Von größeren Ausfällen blieb das Kreditinstitut verschont. Stattdessen hat es jetzt sogar etliche chinesische Kunden aus dem Oak Garden – ein zartes Pflänzchen, das immer weiter wächst“, sagt Erik Gregori.

Neben einer unverändert hohen Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten werde auch das Aktiensparen immer beliebter. Auch die Nachfrage nach Immobilien halte an. „Weil viele ihr Geld ins eigene Haus investieren, erlebt plötzlich auch das Bausparen eine Renaissance.“

Dennoch bleibe das Wirtschaften vor allem wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase schwierig. „Rund 75 Prozent unserer Erträge kommen aus dem Zinsgeschäft“, verdeutlicht Schäfer. Doch da sei die Gewinnspanne gering. „Mario Draghi sitzt bei uns immer mit am Vorstandstisch“, meint Gregori angesichts der unverändert restriktiven Zinspolitik des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) lakonisch.

Das Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken und auch der Sparkassen, das in der Finanzkrise für Stabilität gesorgt habe, werde nunmehr einer harten Bewährungsprobe ausgesetzt. „Da bleibt praktisch nur, die Kosten zu senken“, sagen die beiden Vorstände mit Blick darauf, dass die Volksbank Hunsrück-Nahe inzwischen nur och 257 Beschäftigte, davon 153 in Vollzeit, hat.

Bei der Fusion im Jahr 2009 waren es noch 310 Mitarbeiter gewesen. Auch die Zahl der Geschäftsstellen wurde von damals 39 auf jetzt noch 16 reduziert. Wobei dabei vor allem das sich durchs Internet und Onlinebanking immer mehr veränderte Kundenverhalten entscheidend gewesen sein soll. 2019 sind laut Vorstand keine weiteren Filialschließungen geplant.

Sorgen um die Sicherheit müsse sich bei Bankgeschäften im Netz kein Kunde machen: Es fielen gerade mal eine Handvoll Betrugsfälle an – und die seien ausnahmslos durch ein allzu sorgloses Verhalten der Nutzer verursacht worden. „Erheblich öfter wurden traditionelle Überweisungen gefälscht.“ Ab einer gewissen Summe fragen die Mitarbeiter der Bank jetzt vorsorglich beim Kunden nach. Der Zug für weitere Fusionen im Hunsrück und an der Nahe scheint vorerst abgefahren. „Die infrage kommenden Kandidaten haben sich zum Bedauern von Gregori und Schäfer entschieden, weiter selbstständig zu bleiben. Insgesamt wird der Konzentrationsprozess aber weiter anhalten“, sind sie überzeugt.

„Zum zentralen Problem für immer mehr Firmenkunden, allen voran Handwerksbetriebe, wird der sich zuspitzende Mangel an Fachkräften. Das spürt auch die Volksbank, die beispielsweise auf ihre Ausbildungsplätze immer weniger Bewerbungen bekommt.“ Neue wirtschaftliche Impulse erwartet das Vorstandsduo durch den neuen Hochmoselübergang. „Einige Firmen aus der Logistikbranche warten nur darauf“, weiß Gregori. Er und sein Kollege hoffen zudem, dass der Flughafen Hahn wieder mehr Dynamik erlebt: „Er ist für die gesamte Region ein Anker.“

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