Voller Einsatz für den Röstmeister

WITTLICH. Drei Tage lang Schwerstarbeit von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr in der Nacht: So sieht der Kirmesalltag für Röstmeister Andreas Mittler aus. Bedauert hat er das noch nie.

Wenn die einen trinken, essen, feiern und sich amüsieren, muss es immer auch die anderen geben, die ihnen das - sozusagen im Schweiße ihres Angesichts - ermöglichen. Eine der zentralen Aufgaben an der Säubrennerkirmes hat Andreas Mittler inne, seines Zeichens Röstmeister in DEM Stand auf dem Marktplatz: im Saubratenstand. Die meisten Menschen schlafen noch, da hat für ihn das Spektakel schon begonnen. Samstagmorgen, 7 Uhr in der Früh, wird angetreten. Mittler und seine drei Mitstreiter treffen sich zu den ersten Vorarbeiten im Stand. Wurst und Schinken für das gemeinsame Frühstück gegen 8 Uhr bringt der Meister aus dem eigenen Laden in Binsfeld mit. "Wir treffen uns eigentlich nur zur Kirmes", schwärmt Mittler von den zwar anstrengenden, doch in erster Linie schönen Tagen am dritten Augustwochenende. "Peter Lequen kommt aus Luxemburg, Peter Nisius aus Büdlich, Reiner Musweiler lebt noch in Wittlich." Rund um sie herum schieben "die Mädchen" Dienst: Flinke Mitarbeiterinnen, die in Windeseile auf die Wünsche ihrer Kunden eingehen. Der eine mag es saftiger, der andere mager, der eine mit, der andere ohne Senf. Alles kein Problem. Selten passiert es auch, dass einmal das Fleisch ausgeht. Seit dem vergangenen Jahr geschieht das noch weniger als früher. Statt bisher in vier Kesseln garen seitdem gleich in fünf Behältnissen parallel die Schweinebraten durch. Das Rezept des Suds ist und bleibt Geheimsache: Andreas Mittler hat es vom Vater, seinem Vorgänger, übertragen bekommen, und ein wenig ist es wie mit der Coca-Cola-Rezeptur. Dass nur keiner glaube, er werde es je ausplaudern! Trotzdem bleibt das spannendste an des Röstmeisters Aufgabe das Rösten jener beiden Säue, die sich Stund um Stund mit leerem Blick und offenem Maul auf den Spießen drehen. Abends gegen 20 Uhr werden sie "abgeerntet", und wer möchte, kann dann einen echten Schweinskopf kaufen - für nur zwei Braten-Bons! Mittler war 15 und stand am Anfang seiner Ausbildung, als er dem Vater zum ersten Mal zur Hand gehen durfte. "Senf durfte ich auf die Schälchen machen und in der Ausgabe helfen!", erzählt er lachend. Bereits im Jahr darauf übernahm er beim Zerlegen mehr Verantwortung. In den 90er Jahren, nachdem der sich zunächst in Niersbach selbstständig gemacht hatte, blieb keine Zeit für den Wittlicher Stand. 2001 erkrankte der Papa - und seitdem möchte Andreas den Job nicht mehr missen. Wie oft er alljährlich fotografiert wird, kann er nicht einmal schätzen. Doch einen Trugschluss klärt er ein für allemal auf: Zum Saubratenessen kommt der Röstmeister selbst genau einmal pro Kirmes - wenn am Samstagmittag, pünktlich zur feierlichen Eröffnung des Festes, die erste Saubratenausgabe mit dem Bürgermeister erfolgt. Danach wird nur noch hier genascht und da abgeschmeckt, wie es eben so geht, wenn einer ein gutes Essen zubereitet. Und nachher nicht weiß, wovon er eigentlich satt ist!

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