Engagement Vom Anzug bis zum Ess-Service: Hilfe an der Mosel und in Mombasa

Bernkastel-Kues/Longkamp · Eine Kleiderkammer gibt es seit drei Jahren in Bernkastel-Kues. Sie wird organisiert von Frauen rund  um Hiltrud Kolz. Die Ehrenamtlichen erleben auch manche Überraschung.

 Das Team der Kleiderkammer Bernkastel-Kues sucht  Kleidung aus, die mit nach Kenia soll. Im Bild (von links): Ute Böer, Eva Basten,  Fatima Roshonaei, Gesine Becker, Hiltrud Kolz, Azina Saidi und Brigitte Koch.

Das Team der Kleiderkammer Bernkastel-Kues sucht  Kleidung aus, die mit nach Kenia soll. Im Bild (von links): Ute Böer, Eva Basten,  Fatima Roshonaei, Gesine Becker, Hiltrud Kolz, Azina Saidi und Brigitte Koch.

Foto: Christina Bents

Es ist tipptopp aufgeräumt und übersichtlich sortiert in den Räumen der Telekom in Bernkastel-Kues. In der mittleren Etage, die vom Konzern nicht mehr gebraucht wird, ist seit rund einem Jahr die Kleiderkammer untergebracht. Hiltrud Kolz aus Longkamp hat sie mit ihrem Team aufgebaut.

 Im Jahr 2015, als die Flüchtlingswelle Deutschland und die Region erreicht hat, ist sie aktiv geworden. Erst hat sie in ihrem Heimatort Flüchtlinge betreut, dann in den Nachbarorten, und schließlich hat sie bei der Initiative des Landes „Ich bin dabei“ mitgemacht. Sie war zudem im Verbandsgemeinderat, und so ist sie Ansprechpartnerin zwischen den Flüchtlingen und der Verbandsgemeinde geworden.

„Es gab in der ersten Zeit einen großen Bedarf an Kleidung, besonders an Kinderkleidung. Aus drei Initiativen ist die Kleiderkammer entstanden, die jetzt vom Verein Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage getragen wird“, blickt sie zurück. Erst war sie in der Marienkirche untergebracht, doch die konnte nicht geheizt werden. Gemeinsam  mit  Stadtbürgermeister Wolfgang Port und anderen Politikern  haben sich die Aktiven auf die Suche nach neuen Räumen gemacht. Fündig wurde man schließlich Im Viertheil 25.  „Bis es hier so aussah, wie es sich heute präsentiert, war es ein langer Weg und etliche Stunden Arbeit“, so Hiltrud Kolz. Ohne ihr Team, damit meint sie fünf Frauen, die regelmäßig mit ihr gemeinsam organisieren und anpacken, wäre es nicht gegangen.

Die Frauen haben sich die Arbeit aufgeteilt. Jede schaut besonders nach einem Bereich, beispielsweise Eva Basten nach den Sportsachen. und Brigitte Koch kümmert sich um die Kinderkleidung. Inzwischen ist die Kleiderkammer, in der man auch Haushaltswaren und Bettwäsche bekommen kann, auch für Deutsche geöffnet. Ansprechpartner in der Verbandsgemeinde beispielsweise machen bedürftige Menschen  auf die Kleiderkammer  aufmerksam. 

„Die Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde wird immer besser“, freut sich die Leiterin. Inzwischen spricht sich das Angebot in der Stadt und den umliegenden Orten rum. Eva Basten sagt: „Es ist schön, dass mehr Deutsche kommen, dadurch wird die Atmosphäre offener, und es findet mehr Begegnung statt.“

Unter den insgesamt 26 Helfern sind zwei ausländische Frauen. Fatima Roshonaei aus dem Iran, hilft gern mit. Sie erklärt in sehr gutem Deutsch: „Ich bin seit einem Jahr und acht Monaten hier, und alle Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, da möchte ich etwas zurückgeben, indem ich hier helfe.“

Außerdem ist Azina Saidi mit dabei, die mit einem deutschen Mann verheiratet ist, den sie als Entwicklungshelfer in Kenia kennengelernt hat. „Ich reise demnächst nach Kenia. Dort sind sehr viele arme Kinder, gerade in der Hauptstadt Mombasa. Ihnen nehme ich Kleidung in vier Koffern mit.“ Das ist für das Team eine große Bereicherung, denn so wissen sie, dass ihre, und die Hilfe der Spender direkt ankommt.  Gesine Becker erklärt: „Ärgerlich ist es, wenn Kleidung hier abgegeben wird, die dreckig, kaputt oder schimmelig ist. Die müssen wir dann entsorgen oder zum Waschen mitnehmen, was sehr viel Zeit kostet.“

Uta Böer ergänzt: „Einmal habe ich in einem Anzug ein Programmheft eines Chorkonzerts aus 1996 gefunden. So lange ist der Anzug schon nicht mehr gewaschen worden.“ Aber es gibt auch Menschen, die den Helfern einen Kuchen vorbeibringen. Kleidung, die nicht gebraucht wird, geben sie weiter an die Internationale Gemeinschaft für Menschenrechte, in Wittlich, die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) in Trier oder das Haus der Hilfe in Bernkastel-Kues.

Die Waren sind nicht mit Preisen ausgezeichnet. Die Kleiderkammer nimmt nur einen Unkostenbeitrag für Miete und Nebenkosten.

Die „Kleiderkammer und  mehr“! hat Ausgabe am ersten Freitag im Monat von 14 bis 16 Uhr und am 3. Mittwoch von 17 bis 19 Uhr. Annahme von Spenden ist am dritten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr, Im Viertheil 25.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort