Vom Bachidyll zum reißenden Gewässer

RAPPERATH. Die Schönheit Rapperaths erschließt sich abseits der Hauptstraße. Doch das teils südländisch anmutende Bachidyll flößt bei Hochwasser Respekt ein.

An der Dhron zu leben, heißt für die Menschen in Rapperath auch: mit Hochwasser leben. Ganz so arg wie die Moselaner trifft es sie aber in aller Regel nicht. "Wir bekommen nur Grundwasser - das ist ganz sauber, wie aus dem Wasserhahn", erzählt Alwine Wilbert. Sie und Ehemann Hans leben im Ortszentrum von Rapperath - inmitten eines südländisch anmutenden Bachidylls, das sie vom überdachten Balkon aus bei Wind und Wetter genießen können. Vor Jahren paddelten an ihrem Haus sogar Kanuten vorbei. Allerdings ist dieser Sport nicht zu allen Zeiten an der Dhron zu empfehlen. Denn der Wasserlauf, der sich so beschaulich dahinschlängelt, lehrt die Menschen in seiner Nähe mitunter Respekt.Zuweilen steigt die Dhron bis ans Kellerfenster

So zum Beispiel im Januar 1995. "Da war das Wasser so hoch wie an der Mosel 1993." Das wird Alwine wohl nie vergessen. Denn damals reichte die Dhron bis auf wenige Zentimeter ans Kellerfenster heran. Bei Nachbarn gegenüber ging es nicht ganz so glimpflich ab. Hans Wilbert: "Die hatten das Wasser auch im Keller - aber durch den Kanal hochgedrückt." Obwohl sie selbst es bisher nur mit Grundwasser zu tun hatten, wurden auch im Hause Wilbert gewisse Sicherheits-Vorkehrungen getroffen. Beispielsweise sind die Schränke im Keller mit Hölzern unterlegt. Die dort installierte Heizung muss Wilbert allerdings immer im Auge haben: "Wenn wir mal nicht da wären, würde die kaputt gehen", ist er sich des Risikos bei Hochwasser bewusst. Die eigene Pumpe, die er im Bedarfsfall kurzerhand anwirft, ist da schon beruhigend. Als Wilberts das Haus vor 27 Jahren kauften, war die Lage direkt an der Dhron für sie Nebensache. Heute ist Alwine klar: "Das ist schon ein richtiger Fluss." Dennoch empfinden sie und ihr Mann das keineswegs als bedrückend. Sie stellt fest: "Wir müssen damit leben" und fügt gleich hinzu: "Aber das ist nicht so schlimm." Schließlich wäre Rapperath ohne seine Dhron nicht das, was es ist, nämlich - so sieht es Wilbert - : "von der Lage her eines der schönsten Dörfer". Daher seien auch immer so viele Radler und Wanderer im Ort unterwegs. Die Schönheit Rapperaths erschließt sich nämlich erst abseits der Kreisstraße, die das Dorf durchschneidet. Sehenswert sind allein die - samt der für Fußgänger - sieben Brücken über die Dhron. Dass sich das dahinplätschernde Wasser binnen einer Stunde zum reißenden Gewässer wandeln kann, resultiert laut Ortsvorsteher Egon Schabbach aus dem Versiegeln von Flächen. Oberhalb von Rapperath gehe alles direkt in die Dhron, was durch Baugebiete ohne Regenrückhaltung verstärkt werde. Für den Ort sei daher seit Jahren eine Rückhaltung im Gespräch. Wegen der Flurbereinigung ziehe sich das aber noch hin.

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