Vom Essen und Fasten

TRABEN-TRARBACH. (red) Fastenspeisen neu entdecken war das Thema einer Veranstaltung des Conviviums Mosel-Hunsrück-Eifel von Slow Food Deutschland.

Genießen steht im Mittelpunkt dieses Vereins. Kultur, Qualität und Zeit spielen dabei eine wichtige Rolle. In diesem Sinn waren über 20 Gäste in die Brückenschenke ins Brückentor nach Trarbach gekommen, wo Johannes F. Werling einen Vortrag nicht nur über das Fasten, sondern auch über die Bedeutung der mittelalterlichen Klöster bei der Entwicklung der europäischen Esskultur hielt. Die Mischung aus amüsanten und sehr ernsthaften Bemerkungen zum Thema und die vier Gänge, die gereicht wurden, machten den Abend zu einem Genuss für die Gäste. Verwundert hörten sie, dass ein Spitzenkoch in Rom um 100 bis 200 nach Christus soviel verdiente, wie zu dieser Zeit 250 000 Esel wert waren. Oder dass Karl der Große anordnete, dass an den Klöstern Kräutergärten angelegt wurden. Man würzte nicht nur damit - Kräuter hatten auch heilende Wirkung. Aus einem englischen Kloster kommt das Rezept für einen Salat mit 80 bis 100 verschiedenen Kräutern. Auch Hildegard von Bingen verwendete Kräuter in der Küche und in der Medizin. Der Orden der Benediktiner ist geprägt durch die Herkunft Benedikts aus einem kochfreudigen Landstrich Italiens. Man vergaß im Mittelalter beim Fasten keinesfalls den Genuss: An Feiertagen durfte man zweimal am Tag ordentlich essen. Das war der Anlass, dass es in dieser Zeit besonders viele Feiertage gab. In der Regel gab es eine Hauptmahlzeit am Tag. Dabei standen Obst und Gemüse und "ein gutes Pfund Brot" zur Verfügung. Tiere mit vier Füßen durften nicht gegessen werden. Das führte zu einer besonderen Schweineart, die so fett gezüchtet wurde, dass die Sau nur auf zwei Beinen gehen konnte. Und ein Schweineschinken zählte zum Geflügel: Beim Räuchern flog er ja schließlich an der Kette im Rauch des Kamins herum. Aus der Küche der Brückenschenke kamen ein Rosmarinbrot, eine heiße Aalpastete, eine grüne Suppe mit sehr vielen Kräutern, Salm-Pfannkuchen und im Fett ausgebackene Nonnenfürzle.

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