Vom Hunsrückdorf nach Rom

BERGLICHT/TRIER. Der gebürtige Berglichter Franz Meures, Sohn eines katholischen Dorflehrers, hat viele Stationen hinter sich: Berlin, München, Frankfurt, Münster und Köln. Jetzt zieht es ihn zurück nach Rom, wo er an der Päpstlichen Universität Gregoriana Psychologie studierte.

Gemäß dem Ordensgrundsatz der Jesuiten, vor allem in Ballungsräumen präsent zu sein, wo die Gegensätze der Gesellschaft am deutlichsten sind, wurde Franz Meures vor allem in Großstädten eingesetzt, so als Jugendseelsorger in Berlin oder als Provinzial in Köln. Aber an seine stille Heimat im Hunsrück erinnert er sich noch genau, auch wenn er nur die ersten vier Lebensjahre in Berglicht verbrachte: "Es sind sehr naturverbundene Bilder, etwa vom Lichter Bach, in dem wir als Kinder Fische suchten", blickt der Sohn des einstigen Dorflehrers zurück. Eine Schülerin begleitete später als Haushälterin die Familie nach Kirchdaun bei Bad Neuenahr, der nächsten Station des Lehrers. Ländliche Ruhe erfuhr Meures auch während seines Internatsaufenthaltes im Biesdorfer St. Josef Gymnasium in der Südeifel. "Aus der Spannung zwischen der Liebe zur Natur, die mich schon als Kind prägte und der Weltoffenheit, die zum Jesuitenorden gehört, besteht mein Leben", erläutert Meures, der bereits als Achtjähriger den Entschluss fasste, Priester zu werden. Ein Film über die Arbeit von Missionaren in Afrika beeindruckte in tief - ein Leitmotiv, das er als Erwachsener mit einer Visitationsreise zu deutschen Jesuiten in Simbabwe verwirklichte. Überhaupt habe der dörfliche Zusammenhalt der Menschen im Hunsrück und in der Eifel großen Einfluss auf ihn ausgeübt: "Das war eine Kultur der offenen Haustüren, man wusste immer, wo bei den anderen die Küche ist", erinnert er sich und zieht Parallelen zum engen sozialen Zusammenhalt, der auch den Alltag im Orden kennzeichnet. Das Gehorsamsgebot werde ausgesprochen human und mit großer Berücksichtigung der Persönlichkeit des Einzelnen gelebt. Die Entscheidung darüber, wohin ein Jesuit von seinen Oberen geschickt wird, falle immer in direktem Kontakt mit dem Betroffenen und in Kenntnis seiner Stärken und Schwächen.Er wird Kolleg-Studenten "Weltkirche vermitteln"

Nach seinem sechsjährigen Wirken als Provinzial in Köln war es Meures' Wunsch, wieder in die praktische Seelsorge zu gehen. Als Rektor des "Germanicums" in Rom wird er vor allem mit administrativen Aufgaben für die ausgewählten Kolleg-Studenten aus vielen Diözesen aus Deutschland, Österreich, Ungarn und der Schweiz betraut sein. Er wird in maßgebender Stellung dabei sein, wenn den zukünftigen Priestern "Weltkirche vermittelt" und ihnen von Referenten geholfen wird, sich in ihre spirituellen Aufgaben wie Tauf- oder Trauergespräche und Predigten einzufinden. Auf diese neue Position hat Meures sich in Trier vorbereitet, wo er schon in den 70er Jahren Jugendarbeit im Jugendzentrum Mergener Hof leistete. "Ich möchte immer mit den Leuten arbeiten", begründet der ausgebildete Psychologe sein generelles Lebensthema, Menschen begleitend zur Seite zu stehen.Im Hunsrück eine der glücklichsten Zeiten

Der nahe Familienzusammenhalt, in dem er aufwuchs und der noch heute mit seinen Angehörigen in regelmäßigen Begegnungen lebendig ist, waren dafür Vorbild. Auch für eine Orientierung an Werten, die über das Materielle hinausgehen: "Ich versuche zu vermitteln, dass es nicht die wichtigste Frage sein darf, was man sich leisten kann. Es ist die Erfahrung vieler Menschen, dass eine vergleichsweise arme oder bescheidene Vergangenheit, in meinem Falle im Hunsrück, eine der glücklichsten Zeiten des Lebens ist." Erst wenn man in sich selbst ruhe, habe man Kraft für die Gestaltung des Äußeren. Diese Ruhe findet Meures auch bei Wanderungen durch die Eifel - Zeit zur Besinnung auf die Wurzeln.

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