Vom Leben im Kerker

Ein anderes künstlerisches Terrain als bisher betreten die Eifel-Kulturtage im Juni. Ein Theaterstück nach Franz Kafka und das Leben Kaspar Hausers als Ausdruckstanz stehen dabei auf dem Programm.

 Gregor Weber als Kaspar Hauser. Foto: Veranstalter

Gregor Weber als Kaspar Hauser. Foto: Veranstalter

Himmerod. (red) Mit Theater von Kafka am 5. Juni in der Abtei Himmerod und Kaspar Hausers Leben als Ausdruckstanz am 6. Juni gehen die Eifeler Kulturtage im Missionshaus St. Peter neue Wege. Die 1917 geschriebene Kurzgeschichte "Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka erzählt von einem Schimpansen, der an der Goldküste eingefangen wurde. Eingesperrt in einen Käfig wird er per Schiff nach Hamburg geschickt. Auf der Seereise sucht der verzweifelte Affe nach einem Ausweg und findet für sich eine Überlebensmöglichkeit, "einen Weg - immer vorausgesetzt, dass nicht die Freiheit zu wählen war!" Mit der Genauigkeit eines Psychogramms zeichnet Kafka den Prozess der Menschwerdung des Schimpansen nach. Schauspieler Hans Schwab spielt den Affen schon seit 25 Jahren, wodurch seine Darstellung besonders facettenreich und lebensnah wirkt.

Eine Persönlichkeit wie Kaspar Hauser stellt besondere Anforderungen an einen Künstler. Denn Kaspar Hauser wuchs in einem Kerker auf. Das, was unser Menschsein ausmacht, wurde ihm genommen: die Freiheit, das Gehen, das Sprechen und das Denken. Dennoch war sein Lebenswille stärker. Behindert, entstellt und doch mit der Schönheit eines feinfühligen Wesens tauchte er am 26. Mai 1828 in Nürnberg auf. Ein kurzes Menschenleben zwischen unermesslichen Kränkungen und unbegreiflicher Güte. Gregor Weber kommt aus dem Butoh-Tanz. Entsprechend lässt er die Entwicklung Kaspar Hausers, sein Menschwerden in Video- und Körperbildern erleb- und empfindbar werden. Dabei wird er von Tom Vogt (Rezitation) unterstützt. Er arbeitet als unter anderem als Synchronsprecher.

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