Geschichte Vom Moselkönig und Weinbaronen

Traben-Trarbach · Wolfgang Sartor aus Traben-Trarbach hat ein Buch über die Geschichte des Moselweinhandels geschrieben.

Vieles ist bekannt über die Geschichte des Weinhandels an der Mosel. Traben-Trarbach war um die Wende zum 20. Jahrhundert die unbestritten bedeutendste Metropole, aber auch in Koblenz, Bernkastel-Kues und Trier entstanden große Unternehmen, die Moselwein aufkauften, abfüllten und in alle Herren Länder verschickten.

Jetzt liegt erstmals ein umfassendes Werk über die „Geschichte des Moselweinhandels von 1700 bis 1918“ vor. Verfasst hat das 350 Seiten umfassende Buch der Traben-Trarbacher Historiker und Buchhändler Wolfgang Sartor. Er selbst entstammt einer Weinhandelsfamilie, sein Großvater Fritz Sartor stieg Mitte des 19. Jahrhunderts in den Weinhandel ein.

Wolfgang Sartor hat 2011 mit den intensiven Recherchen begonnen. Fast 1000 Archivquellen hat er gesichtet, Kellerbücher, Geschäftsbücher und Steuerlisten duchblättert und ausgewertet. Er stöberte in Archiven des Nationalarchivs in Paris, in Bibliotheken in London und Amsterdam. „Es war manchmal ganz schön mühsam, die zahlreichen Statistiken auszuwerten“, sagt Sartor, „aber meine Forschermentalität hat mich stets angetrieben. Es hat Spaß gemacht.“

Den Anstoß zum Verfassen eines Buches über den Moselweinhandel gab nicht zuletzt Michael Willkomm aus Bernkastel-Kues. Der Mitinhaber der aktuell größten Weinkellerei Deutschlands, Peter Mertes KG, hat das Projekt finanziert und tritt auch als Herausgeber auf. Und Willkomm selbst hat am Ende des Buches das Kapitel „Weinhandel und Weinkellereien im 21. Jahrhundert“ beigesteuert. Sartor beschreibt ausführlich, wie sich der Weinhandel ab 1700 entwickelt hat und Unternehmernamen wie Böcking, Huesgen, Langguth (Traben-Trarbach), Hayn und Nell (Trier) und Deinhard-Wegeler (Koblenz) auftauchen.

Das katholische Kurfürstentum Trier umfasste den weitaus größten Teil der Mosel. Traben-Trarbach hingegen gehörte zum Spomheimer Gebiet und war protestantisch — ein Vorteil, denn die ebenfalls protestantischen Holländer waren zu der Zeit zur größten Handelsmacht aufgestiegen und förderten den freien Handel.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde unter Napoleon eine neue Gesetzgebung eingeführt, was zu größerer wirtschaftlicher Freiheit führte. Der Handel wurde liberalisiert, Zölle aufgehoben, das Geldwesen vereinheitlicht und vor allem: Kirchen- und Adelsgüter verkauft.

Das Haus Hayn (Hein) in Trier ersteigerte in der Franzosenzeit 40 Hektar bester Weinberge zwischen Trier und Kröv. Seine umfangreichste Erwerbung war der Siebenborner Hof in Maring mit einem Wert von 72 000 Francs sowie der Graacher Josephshof mit über 30 000 Francs. Diese Käufe trugen Matthias Jos. Hayn den Namen „Moselkönig“ ein.

Das erste und später weitaus größte Weinhandelshaus war Böcking in Trarbach. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stiegen die Häuser Rumpel (das Gebäude ist heute das Moselschlösschen in Traben) und Adolph Huesgen zu den größten Weinhandelsfirmen auf. In der Zeit der Blüte des Weinhandels wurden in Traben-Trarbach auch die zahlreichen imposanten Jugendstilvillen gebaut.

Die Liste der Handelshäuser in Traben-Trarbach ist lang. Sartor widmet diesen Unternehmerfamilien über 100 Seiten. Nur um einige zu nennen: Böcking, Rumpel, Huesgen, Moog, Mitscher & Caspary, Korn, Spier, Graff-Melsheimer, Haussmann, Kayser, Breucker, Emert, Heuser, Vollmar, Sartor.

In Bernkastel-Kues waren es die Häuser Hauth und Wehr, die größeren Weinhandel betrieben, in Mülheim Richter, in Neumagen Dünweg, in Trier, wie schon erwähnt, Hayn sowie Nell und Rendenbach.

In Koblenz gründete Johann Friedrich Deinhard Ende des 18. Jahrhunderts das heute noch international bekannte Unternehmen.

Wolfgang Sartor beschreibt ausführlich die Blütezeit des Moselweinhandels von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1910, über die positiven Auswirkungen der Eisenbahn, der Elektrizität, des Brückenbaus. Eigene Kapitel widmet er den Beschäftigen und deren Löhne, der Werbung, den Weinversteigerungen, dem Export, der Finanzierung des Weinhandel und der Weingesetzgebung.

Nicht unerwähnt bleibt schließlich die gesellschaftliche und kulturelle Betätigung der wohlhabenden Unternehmer.

Wolfgang Sartor: „Die Geschichte des Moselweinhandels“, erschienen im Verlag Kliomedia, Trier, ISBN 978-3-89890-149-9. Das Buch kostet 56 Euro und ist im Buchhandel erhältlich.

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