Vom Volkslied bis zum Rock-Song

Bernkastel-Kues · Drei Orchester demonstrieren in der Mosellandhalle die vielseitige Welt der Zupfinstrumente. Das Experiment anlässlich des 60. Geburtstags des Kreismusikverbandes ist geglückt.

 Das Dirigenten-Quartett (von links): Johan Martschenko, Norbert Kraff, Marco Reh und Alfons Kappes vor dem Gesamtorchester. TV-Foto: Martin Recktenwald

Das Dirigenten-Quartett (von links): Johan Martschenko, Norbert Kraff, Marco Reh und Alfons Kappes vor dem Gesamtorchester. TV-Foto: Martin Recktenwald

Foto: Martin Recktenwald (ten) ("TV-Upload Recktenwald"

Bernkastel-Kues E-Gitarren und Keyboard beim Pop-Welterfolg "House of he rising sun" einfach mal durch akustische Gitarren, Kontrabässe und Mandolinen ersetzen - das funktioniert als musikalisches Experiment einwandfrei. Und es bietet sogar vielfältige Variationsmöglichkeiten, wie die Mandolinen Vereinigung Harmonie Hetzerath, der Mandolinenclub Zeltingen und das Mandolinenorchester Enkirch/Reil unter Beweis stellten.
In der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues hatten die Musiker sich zusammengefunden zum ersten gemeinsamen Konzert aller Zupforchester des Kreismusikverbands. Wer von den rund 300 Zuhörern zuvor noch an der Vielseitigkeit dieser Instrumentenformationen gezweifelt haben mag, wurde rasch eines Besseren belehrt. Sehr deutlich wurde es bei der Vierer-Variation zu "Rising Sun". In der Art einer Arie gespielt, fühlte man sich zunächst an Western-Titelmelodien aus der Feder von Ennio Morricone erinnert. Leichtfüßig tänzerisch ging es mit der Interpretation als französische Musette weiter, während der Tango-Stil wieder näher an bekanntere Mandolinenklänge heranrückte. Rockig in härterer Gangart ging das Ganze übrigens auch problemlos: Was ein E-Bass schafft, kann so ein Kontrabass schon lange.
Im vergangenen Jahr war bereits das 60-jährige Bestehen des Musikverbandes im Altkreis Bernkastel gefeiert worden, diesmal jährte sich die Gründung des Wittlicher Verbandes.
Da beide Gruppen bereits 1969 fusioniert waren, wurden die Geburtstage natürlich gemeinsam gefeiert. Nachdem beim ersten Fest die Bläser im Vordergrund standen, kamen nun die Zupfinstrumente zur Ehre. Und dafür fanden sich erstmals die drei Mandolinenorchester zu einem "Moselzupffest" zusammen. "Ein gelungenes Experiment - das sollten wir auf jeden Fall wiederholen", zeigte sich Norbert Kraff, Dirigent in Hetzerath, vom Ergebnis überzeugt.
Das Publikum brachte mit seinem Applaus die gleiche Meinung zum Ausdruck. Die ersten Zuhörer sangen sogar die Lieder mit, als das Mandolinenorchester Enkirch/Reil unter dem Dirigat von Johan Martschenko Melodien aus der Operette "Die Csárdásfürstin" von Emmerich Kálmán anstimmte. Bei einem Medley bekannter Volkslieder gab es dazu später noch einmal reichlich Gelegenheit. Damit wurde an die Gründungstradition der Mandolinenorchester in der Region erinnert, die eng mit dem Liedgut der Wandervogel-Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts verbunden ist.
In dieser Zeit - genauer gesagt in den 1920er und 1930er Jahren - wirkte auch der Berliner Komponist Konrad Wölki stark für den Bereich der Zupfinstrumente. Mehrere seiner Stücke erklangen am Konzertabend ebenfalls. Auf eine Karibikreise ließen sich Zuhörer vom Mandolinenclub Zeltingen entführen. Stücke wie "Coconut Woman" und "Sunny" wurden mit Gesang und Percussion angereichert. "Vielleicht hören Sie ja in den Melodien einige Passagen heraus wie: Ich esse gern Ananas", hatte zuvor die Moderatorin sprichwörtlich Appetit auf den Südseetrip gemacht. Die Verwandtschaft von Mandoline, Gitarre und Co. zur Zither wurde bei der Variation zur Titelmusik des Films "Der dritte Mann" demonstriert. Gut kam der eingebaute Gag an: Mit wippendem Oberkörper und ständiger Wiederholung einer Passage wurde ein Hänger in der Schallplatte simuliert.
Nachdem im ersten Teil bereits alle drei Orchester einzeln brilliert hatten, fanden sich alle 20 Mandolinen, fünf Mandolas, ein Mandoloncello, 38 Gitarren, drei Oktavgitarren und fünf Bässe gemeinsam auf der Bühne ein.
Klangstark meisterte das Gesamtorchester neben den Rising-Sun-Variationen und dem Volkslieder-Medley auch das Finale "Highland Cathedral". Dafür traten alle vier Dirigenten zum Staffellauf an: Im Wechsel traten sie für jeweils einen der vier Teile des Stücks an die Spitze des Zupforchesters.
Extra: DIE MITWIRKENDEN


Zum ersten gemeinsamen Konzert der Zupforchester im Kreismusikverband Bernkastel-Wittlich unter dem Titel "Moselzupffest" haben sich zusammengeschlossen: Mandolinen Vereinigung Harmonie Hetzerath (Dirigenten: Norbert Kraff und Marco Reh), Mandolinenclub Zeltingen (Dirigent: Alfons Kappes) und Mandolinenorchester Enkirch/Reil (Dirigent: Johan Martschenko).

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