Vom Zeltlager zum modernen Betrieb

Daun · Bis 1961 mussten Wanderer und Reisende auf dem Weg zwischen Gerolstein und Manderscheid in Zelten campieren. Am 1. Juli 1961 wurde die Dauner Jugendherberge eingeweiht - ein 850 000 Mark teures Projekt.

 Seit 1967 steht vor der Jugendherberge die Glocke. In ihrem Inneren finden sich Münzen, ein Brief und ein TV von damals. TV-Foto: Alois Mayer

Seit 1967 steht vor der Jugendherberge die Glocke. In ihrem Inneren finden sich Münzen, ein Brief und ein TV von damals. TV-Foto: Alois Mayer

Daun. Die Zeiten von Mehrbett-zimmern, Strohsäcken und magerer Verpflegung sind auch in der Jugendherberge in Daun längst vorbei. 146 Betten in modernen Zweibettzimmern sind heute statt Schlafsack Schlafstatt für die Gäste. Vorbei auch die einstigen Bezeichnungen für Herbergsmutter oder Herbergsvater, die sich heute Betriebsleiter nennen. Seit Februar 2010 sind das Margit und Detlef Feld. Dabei hatte alles nach heutiger Auffassung recht primitiv begonnen: nämlich mit einer Zelt-Jugendherberge, einem Provisorium, das den Wanderern eine Übernachtung auf der großen Strecke zwischen den Jugendherbergen Gerolstein und Manderscheid ermöglichen sollte. Allerdings nur in den Monaten Mai bis Oktober.
Statt Komfort gab es einfachste Verhältnisse. Dafür aber Romantik pur bei Lagerfeuer, Sonne und Regen, der auch schon mal die Strohlager durchfeuchtete. Ein Neubau musste entstehen, erst recht, da die Übernachtungszahlen ständig stiegen. 1960 logierten bereits 5000 Gäste in der Zeltstadt.
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1961 war es dann endlich so weit. "Wohl die schönste Jugendherberge in Rheinland-Pfalz", wie sie der damalige Landesvorsitzende des Deutschen Jugendherbergwerks bezeichnete, konnte mit ihren 195 Betten am 1. Juli 1961 eingeweiht werden. Zur Finanzierung der Gesamtkosten von damals 850 000 Mark trugen Bund, Land, Kreis Daun (100 000 Mark) und Stadt (neun Morgen Bauplatz) bei. Unter der musikalischen Umrahmung vom Dauner Männergesangverein und einem Kinderchor nahmen Ehrengäste an der Eröffnungsfeier teil, unter anderem Sozialminister a. D. Johann Junglas, Landrat Martin Urbanus, Bürgermeister Julius Saxler sowie der Stadtbeigeordnete Philipp Jobelius. Von da an stiegen die Übernachtungszahlen ständig bis auf heute durchschnittlich mehr als 20 000. Ein Beweis, dass die Eifelmaar-Jugendherberge Daun nach wie vor eine hohe Anziehungskraft besitzt.
Eine kleine, dennoch bemerkenswerte Besonderheit zeigt sich vor dem Eingangstor zum Haus. Eine festgemauerte, 15 Zentner schwere Kirchenglocke begrüßt den Gast. Diese wurde 1922 gegossen. Sie war während des Krieges beschädigt worden und stand ohne Verwendung in der Glockengießerei Mark in Brockscheid. Davon erfuhr der ehemalige Herbergsvater Hans-Joachim Golly (gestorben 2009).
Und Hans August Mark erfüllte ihm seinen Wunsch, die Glocke nach Daun holen zu dürfen, und schenkte sie am 29. August 1967 der Jugendherberge. Als sie aufgestellt wurde, erhielt ihr innerer Bauch zusätzlich noch eine leere Flasche vom unmittelbaren Nachbarn, dem Dauner Sprudel. In der Flasche werden neben einigen Münzen ein Schreiben, das von der Situation der Stadt Daun berichtet, sowie ein Exemplar des Trierischen Volksfreunds von jenem Tag verwahrt, um das aktuelle Geschehen der Welt und der Region Trier für die Zukunft zu dokumentieren.

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