Von Bärenmarke bis Wildkatze

THALFANG AM ERBESKOPF. Sie ist nicht groß, kann aber immerhin die höchste Erhebung des Landes aufweisen: die Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf.

Auf 144 Quadratkilometern leben in der nach Einwohnern zweitkleinsten Verbandsgemeinde im Kreis 8209 Menschen. Und die verteilen sich auf immerhin 21 Ortsgemeinden. Durchschnittlich kommen also 390 Bürger auf ein Dorf. Doch mit Durchschnittszahlen kommt man im Hochwald nicht weit: Denn die Bandbreite der Dörfer ist groß. Thalfang als Sitzgemeinde beherbergt immerhin knapp 2000 Menschen, im kleinen Rorodt leben dagegen gerade 60. Und während Thalfang mit guter Infrastruktur, mit Schulen und Kindergärten, mit Erholungs- und Gesundheitszentrum (EGZ) und Kurpark aufwarten kann, punkten kleine Dörfer wie Rorodt mit Ruhe, Natur pur und viel Gemeinsinn. Wer sein eigenes Süppchen kocht, kommt nicht weit. Das wissen nicht nur Dorfbewohner, sondern auch elf Gemeinden, die sich in Kooperation um ihren Wald kümmern und - mit einer Ausnahme - auch einen eigenen Friedhof bewirtschaften. Die Wurzeln dieses Zweckverbandes, der landesweit einmalig sein dürfte, geht auf die Mark Thalfang zurück. Bis heute kommt man auf der Märker Kirmes zusammen, die just an diesem Wochenende stattfindet. Die Menschen leben hier, und sie finden auch Arbeit. Die Geschäftsstelle Morbach, in der auch Thalfang organisiert ist, hat gemeinsam mit Prüm mit 4,9 Prozent die geringste Arbeitslosenzahl in der Region. Die Zahl der Arbeitsplätze in der Verbandsgemeinde schätzt Wirtschaftsförderer Klaus Hepp auf rund 3500, 400 arbeiten allein bei der Hochwald Gruppe in Thalfang, in deren Produktpalette sich mittlerweile so renommierte Marken wie die "Bärenmarke" befinden. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten siedeln sich hier weiterhin Firmen an. Zum Beispiel die "Diamant-Quelle" in Thalfang, die erst im Jahr 2000 in den Haardtwald gezogen ist. Mit dem "Bodenschatz" Mineralwasser ist die VG übrigens reich gesegnet. Oder wie sonst ist zu erklären, dass auch die Schwollener Firma Schupp in Malborn Mineralwasser fördern will? Ebenso wichtig wie Neuansiedlungen ist oft der Erhalt von Arbeitsplätzen. Nach einem Insolvenzverfahren konnte das Drahtwerk Horath, wie es heute heißt, vor eineinhalb Jahren gerettet werden. Ein großer Teil der Arbeitsplätze - Hepp schätzt sie auf etwa 1000 - hängen direkt und indirekt mit dem Tourismus zusammen. Dazu tragen die "Leuchttürme" Ferienpark Himmelberg in Thalfang, das Familien-Hotel Hochwald in Horath und der Campingplatz Moselhöhe in Heidenburg, aber auch viele Gaststätten und kleinere Beherbergungsbetriebe bei. Den Namenszusatz "am Erbes-kopf" erhielt die VG 1993. "Wir wollen, dass die Menschen den Erbeskopf mit der VG verbinden", macht Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo deutlich. Denn der höchste Berg im Land ist schließlich das Aushängeschild der VG. Dort sagen sich nicht nur Fuchs und Has', sondern auch die heimische Wildkatze gute Nacht. Doch dank Hunsrückhaus und Wintersport zieht es immer mehr Touristen zum Erbeskopf-Plateau. Möglicherweise gibt‘s schon bald eine neue Attraktion: Studenten zerbrechen sich derzeit die Köpfe über eine künftige Nutzung der Hunsrückbahn per Draisine.

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