Von Bernkastel-Kues auf die Pisten der Welt: An welchen flotten Flitzern ehemalige Schüler bauen

Bernkastel-Kues · Ein Rennwagen im Gymnasium: So etwas gab es in Bernkastel-Kues noch nicht. Die Mitkonstrukteure Björn Ringeisen und Sonja Kieren-Ehses, die dort ihr Abitur machten, zeigten, welche Türen jungen Leuten offenstehen.

Das ehrwürdige Nikolaus-von-Kues-Gymnasium in Bernkastel-Kues hat schon einiges gesehen. Mit Sicherheit aber noch keinen Rennwagen, der zuerst in der Aula steht und dann auch noch mehrere Runden über den Schulhof dreht. Das ist natürlich kein Zufall. Björn Ring eisen, einer der Konstrukteure, hat 2012 an der Penne sein Abitur gemacht und danach an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern ein Maschinenbaustudium begonnen. Vater Werner unterrichtet in Bernkastel-Kues die Fächer Physik und Mathematik. Was liegt also näher, als den Sohn einmal einzuladen, um das Projekt vorzustellen.

Dazu kommt: Mit Sonja Kieren-Ehses und Sascha Mostofi sind weitere ehemalige Schüler des Gymnasiums an dem Projekt beteiligt. Auch Matthias Weins war schon mit dabei. Eine bessere Werbung für die Schule kann es nicht geben. Und was die jungen Konstrukteure in ihrer Freizeit in Kaiserslautern treiben, bleibt natürlich auch nicht unbemerkt. Wer bei diesem Projekt mitwirke, habe glänzende Berufsaussichten, sagt Björn Ringeisen.

Materialwert von 120 000 Euro

Das Trio gehört zum Kaiserslautern Racing Team (KaRat), einem Team von jeweils etwa 40 Studierenden der TU und der Hochschule. Seit 2008 konstruiert und baut es jedes Jahr einen Rennwagen. Ringeisen und Kieren-Ehses, die das Projekt in Bernkastel-Kues zusammen mit Jan Pantenburg aus Hörscheid (Verbandsgemeinde Daun) präsentieren, sind seit 2013 dabei. Anfangs sei ein Benziner gebaut worden, seit einigen Jahren liege der Fokus, auch wegen der Bedeutung für die Zukunft, auf elektronischem Antrieb, erläutert Ringeisen.

Sie messen sich mit mehr als 500 Teams aus allen Kontinenten bei der "Formula Student". Das ist ein studentischer Konstrukteurswettbewerb, der Größte und Wichtigste seiner Art. Ziel ist es, dass die Teams innerhalb eines Jahres einen Rennwagen komplett konzeptionieren und bauen. Dabei geht es auch um Marketing, Finanzierung und Vermarktung. Den Materialwert eines Wagens beziffert Ringeisen auf 120 000 Euro. An Sponsoren mangele es nicht.
Getestet werden die Flitzer auf den Grand-Prix-Strecken in Hockenheim und Barcelona - nicht in einem Rennen, sondern jeder für sich. Es ist vor allem eine Zuverlässigkeitsprüfung.

Auch Sonja Kieren-Ehses aus Graach hat den Wagen schon mehrfach gesteuert. "Das war eine Erfahrung, die ich so noch nie gemacht habe", erzählt die 26-Jährige über die erste Fahrt. Der nur mit einem Gang ausgerüstete Flitzer beschleunigt zwar nur auf 120 Stundenkilometer. Dafür braucht er aber nur vier Sekunden. Ob sie sich eine solche Konstrukteurstätigkeit auch als Beruf vorstellen kann, weiß Kieren-Ehses noch nicht. "Ich könnte mir das schon vorstellen", sagt Björn Ringeisen, der sich auch für den Motorsport interessiert.
Für die Neuntklässler des Gymnasiums ist der "Tag der Berufs- und Studienorientierung" dieses Jahr etwas ganz Besonderes. Neben Infos von der Berufsagentur, der Industrie- und der Handwerkskammer sowie der Firma Papier Mettler (zum Dualen Studium) erhalten sie von ehemaligen Schülern Anschauungsunterricht, was ein Studium im 100 Kilometer entfernten Kaiserslautern alles bieten kann.
"Ich kann mir so etwas auch vorstellen. Bisher habe ich mit dem Modellbaukasten experimentiert", sagt Lennart Kappes. "So hat es bei mir auch angefangen", berichtet Björn Ringeisen.

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