Von Bücherwürmern und Bildungschancen

WITTLICH. Die Stadtbücherei Wittlich ist seit vielen Jahren ein Dreh- und Angelpunkt für Besucher der ganzen Region. Dieses Jahr steht der Bibliothek weniger Geld zur Verfügung. Droht jetzt ein Qualitäts- und Aktualitätsverlust?

Wer gerne liest und sich nicht jedes Buch kaufen will, nutzt die Bibliothek als preiswerte Alternative, um sich die Lektüre zumindest für begrenzte Zeit auszuleihen. In Wittlich ist die Stadtbücherei in der Schloßstraße Anlaufstelle für Leser jeden Alters. Nicht nur Wittlicher besuchen die Bücherei: Als einzige hauptamtlich geführte Bibliothek in der Umgebung werden Nutzer aus dem ganzen Landkreis Bernkastel-Wittlich in die Säubrennerstadt gelockt. Durch Gewerbesteuerausfälle und eine erhöhte Kreisumlage hat die Stadt Wittlich weniger Geld zur Verfügung. Das bekommt auch die Stadtbücherei zu spüren: Der Haushalt wurde in diesem Jahr um 7,5 Prozent gekürzt. Trotz weniger Geld in den Kassen müssen die Mitarbeiter-beiter der Stadtbücherei vorerst nicht um ihre Stelle fürchten. "Der Etat für Neuanschaffungen wurde um ein Drittel gekürzt, der Personalbestand bleibt gleich", erklärt Elke Scheid, Leiterin der Stadtbücherei Wittlich. Eine direkte Auswirkung haben die 5000 ständig aktiven Nutzer der Bibliothek bei der Jahresgebühr verspürt. Sie wurde um vier Euro erhöht, was laut Scheid jedoch von den Kunden verständnisvoll aufgenommen wurde. Im Sortiment der Stadtbücherei finden sich neben Büchern auch andere Medien: Magazine und Tageszeitungen, Videos, Musik- und Computer-CDs sowie aktuelle DVDs. Elke Scheid: "Mit dem veränderten Haushalt mussten wir uns überlegen-gen, wie wir sinnvoll Geld sparen können, ohne dass die Qualität und Auswahl enorm abfallen würde". Eine erste Maßnahme war eine Reduzierung der bisher 120 Zeitschriftenabonnements. Themen, die mehrfach abgedeckt waren, wurden auf ein Exemplar verkleinert. "Ein weiteres Beispiel sind Reiseführer, die jährlich aktualisiert werden: Sie werden in Zukunft nicht mehr jedes Jahr neu gekauft", sagt Scheid. Ähnlich soll in Zukunft mit selten genutzten Medien wie Bastelanleitungen oder EDV-Büchern verfahren werden. Trotz Kürzungen will die beste Bibliothek Deutschlands (2001) in den Kinder- und Jugendbereich stärker investieren. "Pisa und andere Studien haben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche die Bildung und Förderung brauchen", argumentiert Scheid. Ein Drittel der Büchereinutzer ist zwischen 13 und 25 Jahren alt. "Eine positive Ausnahme im Bundesvergleich", stellt die Leiterin der Bücherei fest. Besonders Sprachkurse und Jugendliteratur sollen erweitert und aktualisiert werden. Klassenführungen und so genannte Themenkisten werden häufig genutzt. Eine Stichprobe zeigt, dass Bücher über Römer fast zu 90 Prozent verliehen sind. "Gerade bei diesen regional besonders verankerten Themen wie der römischen Kultur ist es wichtig, entsprechendes Material zu bieten", sagt Scheid. Die Nutzer der Stadtbücherei reagieren verhalten auf die Kürzungen. "Die Erhöhung der Jahresgebühr-bühr ist in Ordnung, schließlich bekommt man hier auch viel zurück. Ich bin sehr zufrieden mit dem aktuellen Angebot der Bücherei", sagt Gabi Schleidweiler aus Plein, die mit ihren Kindern oft in die Stadtbücherei kommt. Gerade in den Mittagsstunden stößt man in der Bücherei auf viele Jugendliche, die auf ihren Bus warten und zwischendurch gerne lesen oder lernen wollen. Wie viele Mittel der Wittlicher Stadtbücherei in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen werden, ist noch ungewiss. "Man kann noch nicht sagen, wie es in Zukunft aussehen wird. Ich glaube jedoch, dass bei der Stadtbücherei nur gekürzt wird, wenn es unbedingt notwendig ist", sagt Elke Scheid voller Optimismus.

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