Kultur Von der alten „Miehl“ zum neuen Kulturhaus

Gornhausen · Die Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins Gornhausen haben ein fast verfallenes Gebäude wiederhergestellt. Dort sollen künftig Feste gefeiert und Konzerte genossen werden. Am kommenden Freitag geht es los.

Viele Jahre döste in Gornhausen die „Miehl“ vor sich hin. Mitte der 1960er Jahre war der Betrieb in der Dorfmühle eingestellt worden. Die Fenster waren eingeworfen, das Dach undicht, und Holzwürmer haben im Gebälk genagt. „Noch zehn Jahre, und die Mühle wäre abbruchreif gewesen“, sagt Erwin Unkelhäußer, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Gornhausen Fronbachtal. Dass die Leienfeldmühle, wie sie jetzt aufgrund des Flurnamens genannt wird, wieder in neuem Glanz erstrahlt, ist den Mitgliedern des Vereins zu verdanken. Denn Unkelhäußer hat Ende der 1990er Jahre angeregt, dass der Verein etwas nachhaltiges, ein Leuchtturmprojekt schaffen solle. Bis dahin habe der Verein nur kleine Projekte umgesetzt, wie Begrüßungsschilder an den Ortseingängen. Und tatsächlich haben die Mitglieder 1999 einstimmig beschlossen, die Mühle wieder herzurichten.

In den vergangenen zehn Jahren haben sie in mehr als 1000 Stunden Eigenleistung das Bruchsteingebäude komplett saniert. Dach und Fenster wurden erneuert und der Holzwurm erfolgreich bekämpft.  Die elektrischen Leitungen sind neu verlegt und eine Toilette eingebaut worden.

Wie viel Geld der Verein in die Sanierung des Gebäudes gesteckt hat, will Unkelhäußer nicht sagen, spricht aber von einem hohen fünfstelligen Betrag. Ein Drittel des Geldes stammt vom Landkreis aus Mitteln der Dorferneuerung. Ganz fertig ist die Mühle noch nicht: Der Estrich im Erdgeschoss soll noch erneuert sowie alle elektrischen Mühleneinrichtungen gangbar gemacht werden. Die Schrotmühle funktioniert bereits wieder. Beim Schälwerk und dem Mahlwerk müssen die Antriebe noch hergestellt sowie der Mahlkasten renoviert werden. Unkelhäußer hofft, dass im kommenden Jahr alle Arbeiten abgeschlossen werden können.

Bemerkenswert ist die Geschichte der Mühle. Denn bis 1949 habe es in Gornhausen lediglich eine Gewittermühle gegeben, sagt Unkelhäußer. Diese habe nur betrieben werden können, wenn ein Gewitterregen genug Wasser gebracht habe, um diese Mühle anzutreiben.

Um vom Wetter unabhängig zu sein, hatten 49 Gornhausener Landwirte eine Genossenschaft gegründet, um eine elektrisch betriebene Mühle, die „Miehl“ eben, zu bauen. „Wahrscheinlich sind Materialien aus der Gewittermühle beim Bau der neuen Mühle verwendet worden“, sagt Unkelhäußer. Die aus der Genossenschaft resultierenden komplizierten Eigentumsverhältnisse sind auch Ursache dafür, dass es nach der Entscheidung, die Mühle zu renovieren, zehn Jahre gedauert hat, bis die Arbeiten beginnen konnten. Denn alle Genossen und ihre Erben mussten ausfindig gemacht und deren Einverständnis zum Kauf der Mühle durch die Gemeinde eingeholt werden. Erst nachdem alle Eigentumsverhältnisse geklärt waren, hat diese das Gebäude für 5000 Euro erworben und dem Heimat- und Verkehrsverein auf 99 Jahre überlassen.

Was hat der Verein jetzt mit der Leienfeldmühle vor? „Es war von Anfang an klar, dass es kein Museum werden soll. Wir wollen ein aktives und lebendiges Gebäude“, sagt Unkelhäußer. Die Vereinsmitglieder wollen künftig selbst schroten und mahlen, so wie es früher gemacht wurde, und so das Wissen an die kommenden Generationen weitergeben. Zudem können die Räume für private Feiern wie Geburtstage angemietet werden.

 Im Innern der Leienfeldmühle  können künftig Konzerte stattfinden. Erwin Unkelhäußer steht am Schälwerk.

Im Innern der Leienfeldmühle  können künftig Konzerte stattfinden. Erwin Unkelhäußer steht am Schälwerk.

Foto: Christoph Strouvelle

Weiterhin soll in dem Gebäude kulturell was passieren, sagt der Vorsitzende. Denn der Verein wolle etwas Positives für das Leben in Gornhausen beisteuern. Kleinere Konzerte mit bis zu 50 Besuchern und Ausstellungen könnten dort ausgerichtet werden. Der Gornhausener Michael Frank hat dort bereits Bilder ausgestellt. „Wenn die Veranstaltungen angenommen werden, machen wir mehr“, sagt Unkelhäußer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort