Von der Hobelbank zum Handyhalter

Hupperath · Die Schreinerei Simon feiert dieses Jahr Jubiläum: Seit 50 Jahren gibt es den Betrieb in Hupperath, der im Laufe der Zeit beständig gewachsen ist. Heute beliefert die Firma zahlreiche andere Schreinereien, richtet in ganz Deutschland Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude ein und fertigt sogar Brandschutztüren an.

 Gerhard Simon ist stolz auf die geleistete Arbeit: Vor etwa 25 Jahren hat die Schreinerei Simon diese Schrankfronten zu Tausenden für einen Großkunden in Darmstadt hergestellt, jetzt werden sie in Hupperath abgeschliffen, neu lackiert – und wieder zurückgeschickt. TV-Foto: Eileen Blädel

Gerhard Simon ist stolz auf die geleistete Arbeit: Vor etwa 25 Jahren hat die Schreinerei Simon diese Schrankfronten zu Tausenden für einen Großkunden in Darmstadt hergestellt, jetzt werden sie in Hupperath abgeschliffen, neu lackiert – und wieder zurückgeschickt. TV-Foto: Eileen Blädel

Hupperath. "Warum sitzen nur alle am Computer? Darüber wundert sich unser Vater immer, wenn er heute bei uns vorbeikommt", erzählt Gerhard Simon. Der Beruf des Schreiners habe sich in den 50 Jahren, in denen es die Schreinerei Simon in Hupperath gibt, eben gewandelt. "Das ist kein klassisches Handwerk mehr. Heute geht es viel mehr um die Technik", sagt er. Gerhard Simon hat den Betrieb 1995 zusammen mit seinem Bruder Johannes Simon als GmbH übernommen. Gegründet hatte ihn ihr Vater Erich Simon im März 1963.
In dem Jahr war Anton Weber aus Hupperath der erste Auszubildende, damals war er 14 Jahre alt. Heute ist er 63 und arbeitet immer noch dort. "Früher war der Betrieb noch wesentlich kleiner als heute", erinnert er sich. "Aber die Halle wurde schnell zu klein. Fast jedes Jahr wurde der Betrieb größer gebaut."
Auf 500 Quadratmetern hatte der Schreinereimeister 1963 angefangen. Zehn Jahre später hatte sich die Produktionsfläche verdoppelt, und statt drei arbeiteten 23 Menschen dort. "Unser Vater hat sehr schnell Großaufträge an Land gezogen", bestätigt Simon. Heute arbeiten auf 3500 Quadratmetern 40 Menschen. Hinzu kommen drei Auszubildende. Insgesamt sind in den 50 Jahren etwa 160 Jugendliche in dem Betrieb ausgebildet worden. Nur die beiden Söhne nicht: die hat es für ihre Ausbildung unter anderem nach Rosenheim und Garmisch-Partenkirchen gezogen.
Trotz des stetigen Wachstums - im Jahr 2012 hat die Firma einen Umsatz von vier Millionen Euro gemacht - hatten es die Brüder Simon nicht immer leicht. "Eine Krise hatten wir in den Jahren 2000 bis 2005. Da ist uns das Objektgeschäft teilweise weggebrochen", erklärt Simon. Über viele Jahre war es das Hauptgeschäft der Firma, deutschlandweit öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Schulen oder Hotels auszubauen. "Aber zu der Zeit war der Osten einfach immer 30 Prozent billiger als wir, und wir haben keine Aufträge bekommen. Da mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen."
Damals hat der Betrieb angefangen, seine Geschäftsfelder zu erweitern. Heute ist er zum Beispiel Zulieferer für andere Schreinereien, viele davon in Luxemburg. "Das macht etwa 30 Prozent unserer Produktion aus", sagt Simon. Seit etwa zwei Jahren werden in Hupperath auch Brand- und Schallschutztüren hergestellt. Das ist aufwendig, weil die Produktion von einem externen Institut überprüft werden muss. "Die Lizenzen dafür haben wir in Österreich eingekauft", erklärt Simon. "Deutschlandweit gibt es vielleicht 30 oder 40 Firmen, die das machen. Das ist also schon ein Spezialgebiet." Privatkunden, das Geschäftsfeld, mit dem der Vater vor 50 Jahren den Betrieb aufgebaut hat, hat die Firma heute kaum mehr. Dafür ist der Betrieb im Bereich Ladenbau tätig und macht Sonderfertigungen.
Simon weiß: "Man muss ständig neu investieren, da kommt man nicht dran vorbei." Noch diesen Herbst soll ein Fünf-Achs-Bearbeitungszentrum - das ist eine Maschine, mit der Bauteile von fünf Seiten noch präziser als bisher bearbeitet werden können - für 220 000 Euro angeschafft werden.
Nächstes Jahr geht Johannes Simon in Rente. "Dann muss ich schauen, wie ich klarkomme", scherzt sein Bruder. Er ist überzeugt, dass die Zukunft für die Schreinereien noch mehr an Spezialisierung und Kooperation mit sich bringt. "Wir wollen einfach weitermachen und das, was wir haben, am Leben erhalten."
Extra

 Für diesen Smartphone-Halter hat Gerhard Simon den RedDot-Design-Award erhalten. Foto: Schreinerei Simon

Für diesen Smartphone-Halter hat Gerhard Simon den RedDot-Design-Award erhalten. Foto: Schreinerei Simon

Auszeichnung: Schreinermeister Gerhard Simon hat - aus Ärger über unpraktische Smartphone-Halter - ein eigenes Modell aus Massivholz entwickelt und ist dafür jetzt mit dem Red-Dot-Design-Award ausgezeichnet worden. Der Red-Dot-Design-Award ist ein vom Design Zentrum Nordrhein-Westfalen ausgeschriebener und international anerkannter Designwettbewerb. Simons Smartphone-Halter ist ausgestattet mit einem Haftpad auf der Unterseite und einer Saugnapftechnik und ermöglicht Freisprech- und Videotelefonie. Weitere Informationen unter www.gesimu.de

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