Von der Last mit der Ladung

Unfälle mit LKW-Beteiligung sind häufig spektakulär. Selbst wenn niemand verletzt wird, ist hoher Sachschaden vorprogrammiert. Nicht selten sind Fehler beim Laden im Spiel. Die Morbacher Polizei setzt in diesem Jahr auf Sonderkontrollen, weil die Unfälle durch Ladungsfehler zunehmen.

Morbach. "Guten Tag. Wir machen heute eine LKW-Sonderkontrolle. Darf ich mal Ihre Ladung sehen", spricht Polizeikommissar Herbert Künzer einen LKW-Fahrer aus Kenn an. Rolf Schäfer zeigt bereitwillig seine Ladefläche, voll mit Autoreifen. Die Räder stehen vorschriftsmäßig dicht an dicht, sind nach vorn und zu den Seiten gut gesichert. "Das Thema Ladung nehmen wir sehr ernst", versichert er und nimmt auch die Zeitverzögerung bei der Kontrolle in Kauf. Doch hundertprozentig zufrieden sind Künzer und seine Kollegen von der Polizeiinspektion (PI) Morbach nicht. Denn die beiden hinteren Reifen sind umgekippt. Künzer, der in der Polizeiinspektion als Fachmann für das Thema LKW-Ladung gilt, macht ihn darauf aufmerksam, dass er sie mit einem Brett fixieren soll. Das passiert dann auch. Offenbar handelt es sich um kein gravierendes Problem. Der Mann darf unbehelligt weiterfahren.Pflastersteine müssen "angeschnallt" werden

Ernster wird die Miene des Experten, als seine Kollegen ein Fahrzeug herauswinken, das Pflastersteine geladen hat. Die Paletten sind quer über die Ladefläche verteilt. Bei einer Vollbremsung könne der LKW dann außer Kontrolle geraten, "auch ohne eigenes Verschulden", versucht der Beamte dem jungen Fahrer aus dem Raum Bad Kreuznacher Raum die Gefahr deutlich zu machen. Doch der zeigt sich wenig begeistert, erschwert das kompakte Laden doch den späteren Entlade-Vorgang. Ein Greifarm benötige dafür ein Spiel von etwa zehn Zentimetern. Doch den Kontrolleuren wäre auch dies schon zu viel. Also muss anders gesichert werden. Der LKW-Fahrer löst das Problem mit einer Palette und einer Art "Bauchgurt". Trotz Nachbesserung kommt der Mann um ein Bußgeldverfahren nicht her um. Und auch die Firma im Birkenfelder Raum, bei der er die Ladung aufgenommen hat, wird Post von der Polizei bekommen.Denn in dem Unternehmen fehle offenbar das Problembewusstsein, registrieren die Beamten. Verantwortlich für die Ladungssicherheit sind neben dem Fahrer auch der Halter und die Person, die das Fahrzeug beladen hat. Erst vor wenigen Tagen war ein LKW, der dort beladen worden war, von den Polizisten kontrolliert und beanstandet worden, offenbar ohne dauerhaften Erfolg.Polizei: Manchen fehlt die Einsicht

"Es ist ein verkanntes Thema", macht Künzer von der PI deutlich. Die Praxis beweist es. In den eineinhalb Stunden, in denen die vier Beamten an der Bundesstraße 269 bei Morbach kontrollieren, wird fast jedes zweite Auto beanstandet. Manch einer war "nur" zu schnell unterwegs. Allzu häufig vergessen die Brummi-Fahrer nach Angaben der Beamten, dass sie mit den 7,5-Tonnern nicht mehr als 60 Stundenkilometer fahren dürfen. Aber oft ist tatsächlich die Ladung das Problem. Und die mangelnde Einsicht der Betroffenen. "Das mache ich schon seit 20 Jahren so", dieses Argument hören die Schutzpolizisten oft. Auch die notwendigen Kenntnisse fehlen häufig. Künzer: "Vieles beruht auf Schätzungen und Halbwahrheiten."Eine solche Einstellung kann schlimmstenfalls Menschenleben kosten. An diesem Nachmittag geht es vor allem um Zeit und Geld. Ladungsverstöße werden in der Regel mit einer Geldbuße von 50 Euro bestraft. Zeit deswegen, weil die Beamten im Zweifelsfall darauf bestehen, dass korrekt gesichert wird. Andernfalls bleibt das Fahrzeug stehen. Zu solchen Maßnahmen müssen die Beamten diesmal nicht greifen.

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