Von der Verwahrschule zur modernen Kita

Wenn die Kindertagesstätte St. Petrus Lieser am Sonntag ihren 50. Geburtstag feiert, wird auch die 141-jährige Geschichte der Kinderbetreuung vor Ort Thema sein.

 Zur Feier des 50. Geburtstages ihres Kindergartens haben die Kinder das Singspiel „Der Wolf und die sieben Geißlein“ einstudiert. Hier präsentieren sie bereits einen Teil ihrer Kostüme. TV-Foto: Ursula Schmieder

Zur Feier des 50. Geburtstages ihres Kindergartens haben die Kinder das Singspiel „Der Wolf und die sieben Geißlein“ einstudiert. Hier präsentieren sie bereits einen Teil ihrer Kostüme. TV-Foto: Ursula Schmieder

Lieser. Mit einem großen Fest feiert der Kindergarten Lieser am Sonntag sein 50-jähriges Bestehen. Dabei stehen Tänze, Musik und eine Fotoausstellung auf dem Programm (siehe Extra). Die Idee, den runden Geburtstag groß zu feiern, hat sich laut Leiterin Elvira Herres vor dem Hintergrund des engen Bezugs der Lieserer zu ihrem Kindergarten entwickelt. "Da spürt man so eine Verbundenheit mit dem Haus." Das habe sich auch gezeigt, als sie um Fotos für eine Ausstellung bat: "Da kam ganz viel zusammen." Einstige Kindergartenkinder hätten zudem einen Überraschungsauftritt angekündigt.

Mit den Nonnen fing alles an



Aktuell besuchen den vor fünf Jahren grundlegend sanierten und erweiterten Kindergarten 35 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren. 15 von ihnen steht ein Ganztagsplatz zur Verfügung. Für die Kleinsten gibt es Ruheräume und demnächst auch einen eigenen Spielplatz. Erste Überlegungen, das Haus für Kleinkinder zu öffnen, hatte es bereits 2002 gegeben. Die weitere Entwicklung sichern regelmäßige Umfragen bei den Eltern, die sich zu Öffnungszeiten, Platzangebot und Zufriedenheit äußern können.

Die Tagesstätte, deren Träger die gemeinnützige kirchliche Kita-GmbH ist, braucht den Blick zurück nicht zu scheuen. Denn in Lieser gab es bereits 1869 eine Kinderbetreuung. 1903 zog die "Kinderverwahrschule" der Waldbreitbacher Franziskanerinnen in neue Räume um. Baron Clemens von Schorlemer hatte den Schwestern ein an das Kloster grenzendes Grundstück geschenkt. Auf diesem bauten die Waldbreitbacherinnen eine Kapelle sowie eine "Verwahr- und Nähschule". Später richteten sie in dem Haus neben der heutigen Apotheke auch ein Krankenhaus ein, berichtet Ortsbürgermeister Gerhard Stettler, der selbst den Kindergarten der Schwestern besucht hat. Deren segenreiches Wirken sei unvergessen, weshalb es für die Gemeinde auch selbstverständlich sei, die Gräber der im Ort bestatteten Schwestern zu pflegen. Während des Krieges war der Kindergarten einige Jahre geschlossen.

Der damalige Landrat hatte den Schwestern 1940 den Betrieb des Kindergartens untersagt. Als Träger nachrücken sollte die "Nationalsozialistische Volkswohlfahrt", was der Kirchenvorstand jedoch verhinderte, wie in der Ortschronik zu lesen ist. Danach hatten dann wieder die Schwestern dort das Sagen. Der 1960 am heutigen Standort errichtete neue Kindergarten wurde 1989 erstmals erweitert. das Festprogramm Sonntag, 6. Juni, 9.30 Uhr: Fronleichnamsmesse mit anschließender Prozession zum Kindergarten. Ab 11.30 Uhr spielt der Musikverein Lieser zu Frühschoppen und Mittagessen auf. Ab 13.30 Uhr Begrüßung, Ansprachen sowie ein Rahmenprogramm mit Losverkauf, Torwandschießen, Sinnesparcours, Fotoausstellung "50 Jahre Kindergartengeschichte" sowie Darbietungen der Kinder: Kristall-Tanz, Gesang, Musik und das Singspiel "Der Wolf und die sieben Geißlein". Ab 15 Uhr Spiele und Workshops, ab 16 Uhr "Tops"-Puppentheater "Die Orfa-Rakete" und ab 17 Uhr Preisverleihung, Fotoquiz und Tombola. 17.15 bis 18.15 Uhr Unterhaltung mit der DRK-Band "Desert-Rock-Kids" und Überraschungsgästen. Es laden ein: Förderverein, Elternausschuss und das Team der Kindertagesstätte St. Petrus Lieser. (urs)

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