Thalfang/Immert. Bei der Berufsbezeichnung Tankwart drängen sich alte Filme auf. Doch das Bild vom freundlichen Mann an der Zapfsäule, der nur darauf wartet, Wagen zu betanken und Autoscheiben zu reinigen, spiegelt nur eine Facette des Berufes wider. Denn zum Aufgabengebiet des Tankwarts, früher ein regulärer Ausbildungsberuf mit technischem und kaufmännischem Part in der dreijährigen Lehrzeit, gehörte sehr viel mehr.
Die allseits hilfsbereiten dienstbaren Geister waren regelrechte Allrounder, die nebenbei auch Ölwechsel und kleinere Reparaturen prompt erledigten.
Auch für Karl-Heinz Wagner war das einst alltäglich. Doch seit er am 1. April 1962 als 14-Jähriger seine Lehrstelle bei Auto Hermann in Thalfang antrat, hat sich vieles geändert.
Denn damals war das eigene Auto vor der Haustür noch alles andere als selbstverständlich. Entsprechend gemächlich ging es an Tankstellen zu. Zumindest für die Kunden. Denn schnell vorfahren, tanken und auch schon wieder losdüsen war gar nicht drin. "Früher war ja keine Selbstbedienung an den Tankstellen", hilft Wagner (64) beim Rückblick auf ein halbes Jahrhundert Tankgeschichte auf die Sprünge. Ein Tankwart hatte daher reichlich zu tun. Fuhr ein Wagen vor, musste er ihn nicht nur zügig betanken, sondern generell auch die Scheiben sauber wischen. War das erledigt, hieß es reinflitzen, um das Wechselgeld zu holen, und dann wartete oft auch schon der nächste Kunde.
Das sei schon stressig gewesen, und oft sei er den ganzen Winter über erkältet gewesen, erzählt der Immerter Familienvater. Andererseits war aber insgesamt weniger Betrieb an der Tankstelle, so dass mehr Zeit blieb, die Kunden zu bedienen.
Bei der heutigen Masse von Tankstellenkunden wäre das gar nicht mehr möglich. Wagners Aufgaben wandelten sich dadurch gravierend von denen eines Tankwarts zum Tankstellenshopverkäufer. Denn statt mit Schraubenzieher und Zapfpistole zu hantieren, bedient er heute meist nur die Kasse von Tankshop, Backshop, Paketdienst und Lottoannahmestelle. urs