Von Hundert auf Null ist nicht so einfach

Als Peter Rütten noch Leiter der Lebensberatung in Wittlich war, fühlte er sich in seinem Beruf glücklich. Vor sechs Monaten ging er "mit innerer Zufriedenheit, versöhnt in den Ruhestand" - Das sagte er damals. Glücklich ist er noch immer. Wie er das macht, erzählte er in einem Gespräch dem TV.

 Seit sechs Monaten im Ruhestand: Peter Rütten. TV-Foto: Werner Klein

Seit sechs Monaten im Ruhestand: Peter Rütten. TV-Foto: Werner Klein

Wittlich. (wk) Termin 8.30 Uhr. Peter Rütten ist früh auf den Beinen, trotz Ruhestand. Im schmucken Haus der Familie, mit Garten und Baumhaus für den Enkel, gehen die Gedanken zurück. "Mir hat diese Verabschiedung sehr gut getan, sie hat mich berührt. Das war sehr schön." Mit diesen Worten umschreibt der Psychologe und Theologe seine Verabschiedung vor einem halben Jahr. Gerührt ist er immer noch über die gesprochenen, dann handschriftlich festgehaltenen Worte und Bilder seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In einem kleinen Büchlein wurden sie ihm damals überreicht. Stolz und Erleichterung fühlte Rütten nach der Verabschiedung. Nicht nur wegen seiner 18-jährigen beraterischen Tätigkeit in Wittlich. Dass trotz Veränderungen in der politischen Landschaft diverse Kooperationen funktionierten, finanzielle Schwierigkeiten für die notwendige Jugendhilfe überwunden wurden, darauf ist Rütten stolz und den Partnern dankbar. Erleichterung verspürt er dadurch, dass seine Nachfolge auf guten Beinen steht."Ein Therapeut hat nie so viel Erfahrung wie am Ende seiner Berufstätigkeit" erklärt Rütten. Diese Erfahrung ist noch immer gefragt. Ab und zu nimmt der Mann mit dem Doppeldiplom einen Auftrag an. Anfragen kommen aus dem Bischöflichen Generalvikariat Trier, dem Bistum Speyer oder aus dem Justizministerium. Hierbei geht es um die Ausbildung von Theologen, Gesprächsschulung, seelsorgliche Gesprächsführung, Vorträge über sexuellen Missbrauch und seine Zerstörungskraft. "Was wirst du machen, wenn du in den Ruhestand gehst?" Das habe er sich schon ein Jahr vor seiner Verabschiedung gefragt, erzählt Rütten. "Welche Chancen bestehen darin?" Diese Fragen empfehle er jedem. Von Tempo 100 auf Null zurück zu gehen ohne eine Bremsspur dazwischen sei nicht so einfach, erklärt Rütten bildhaft. Jetzt sei viel Zeit für die Familie. Ganz wichtig sei, dass ein Teil dieser Zeit mit, aber auch ohne den Partner gestaltet wird. "Damit man sich nicht in gegenseitiger Liebe erwürgt", sagt Rütten. Paare leiden oft unter zuviel Nähe mehr als unter zuviel Abstand. Aussprechen ohne lieblos zu klingen, wechselseitige Ansagen pflegen, das empfiehlt der Fachmann. Er selbst wird sich "lustvoller handwerklicher Kreativität befleißigen." Seine Mitarbeiter schenkten ihm einen Einzelunterricht für Bildhauerei.

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