Von Morbach nach Spanien: Jakobsweg eröffnet

Morbach · Die St.-Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland hat im Morbacher Archäologiepark den "Hunsrücker Jakobsweg" offiziell eröffnet. Die Etappe von Bingen nach Trier schließt die bisherige Lücke europäischer Pilgerrouten zum Apostelgrab im spanischen Santiago de Compostela.

Morbach. Seit Jahrtausenden kreuzen sich am Archäologiepark im Morbacher Ortsbezirk Wederath wichtige Fernstraßen. Die in römischen Straßenkarten verzeichnete Siedlung Belginum dürfte daher schon frühen Jakobs pilgern auf ihrem Weg ins spanische Santiago de Compostela ein Begriff gewesen sein.
Einige Etappen werden seit Jahrhunderten unverändert genutzt, andere weisen Lücken auf. Die im Hunsrück hat nun die St.- Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland (SJG) mit dem "Hunsrücker Jakobsweg" (siehe Extras) von Bingen nach Trier geschlossen.
Über 120 Kilometer - bis 1996 war laut SJG-Präsident Roland Zick kein einziger ausgewiesen - führt der Weg größtenteils über den vom Hunsrückverein gepflegten Ausoniusweg. Rund 90 Gäste von Saar, Nahe, Rhein, aus Pfalz, Eifel und Kölner Raum kamen zur Eröffnung, begleitet von der Band "Pit and Paul" von der Jugendkirche "Crossport to Heaven". Nach dem vom Förderverein Vicus Belginum angebotenen Mittagessen gründete sich die Regionalgruppe Hunsrück der SJG. Sie soll die Route, für die Unterstellmöglichkeiten und Naturschutzangebote wie Insektenhotels geplant sind, spirituell und kulturell beleben.
Laut Heinz-Günter Haberkamp aus Kastellaun, wie Peter Casper (Kirchberg) Initiator des Lückenschlusses, werden die sechs Weg-etappen noch einzeln eröffnet. Die erste von Bingen nach Rheinböllen am 31. August. Vorreiter sei die Verbandsgemeinde (VG) Kirchberg gewesen. Sie übernahm vorerst die Kosten für die europaweit einheitlichen Schilder mit gelben Jakobsmuscheln auf blauem Grund. Hans Jung, erster Beigeordneter von Morbach, dankte für das Engagement, das hoffentlich viele Pilger und Wanderer in die Einheitsgemeinde führe. Die überwiegend durch Wälder führende Route tangiere fast alle Ortsbezirke und biete sehenswerte Ausblicke. Die Strecke sei gut ausgeschildert - insbesondere dank Berthold Staudt, Autor der Dokumentation "Der Ausoniusweg, auch Hunsrücker Jakobsweg genannt". Kreisbeigeordneter Robert Wies hob die "touristische Bereicherung" durch den Lückenschluss des europäischen Wegenetzes hervor. Der Weg verbinde "Menschen unterschiedlicher Konfessionen, Herkunft und Nationalität", würdigte Landtagsabgeordnete Bettina Brück.
Renate Tresch aus Hundheim, in Sachen Pilgern ein Neuling, will mit dem Heimatverein "die eine oder andere Etappe" erkunden. Gemeinsamkeit und stille Momente inmitten der Natur wünscht sich Irmgard Wedertz, die mit Pilgern der evangelischen Christusgemeinde Kleinich eintraf. Der Weg ermögliche es, mit der Natur eins zu sein und sich zu besinnen, sagte Arno Imig, Bürgermeister VG Rheinböllen. Außerdem weise die Route auf Kirchen und Kapellen hin.
Paul Gliedner von den luxemburgischen Camino-Freunden hat binnen 88 Tagen den kompletten Weg zurückgelegt: "Die Leute, die mir unterwegs begegnet sind - das war für mich der Weg." Erfreulich ist laut dem Pfälzer Wolfgang Schwarz, "dass so viele Jugendliche heute unterwegs sind".Extra

Santiago de Compostela ist neben Jerusalem und Rom einer der bedeutendsten christlichen Wallfahrtsorte. Seit dem 9. Jahrhundert pilgern Menschen aus Europa und der ganzen Welt in die frühere Hauptstadt von Galizien im Nordwesten von Spanien. Ihr Ziel ist die Kathedrale mit dem 813 entdeckten Grab, das dem Apostel Jakobus zugeschriebenen wird. Die Entfernung zu Trier mit dem neben Rom dritten Apostelgrab beträgt rund 2000 Kilometer. Das europäische Fernwegenetz war zeitweise weniger frequentiert, weshalb der Europäische Rat 1987 aufrief, den Camino zu beleben. Durch die Region führen die Nord-Süd-Routen Köln-Trier-Metz und Köln-Mainz-Straßburg (linksrheinischer Jakobsweg) sowie von Ost nach West Nürnberg-Speyer-Saarbrücken/Sarreguemines-Metz und Frankfurt-Mainz-Bingen-St.Wendel-Saarbrücken. Teil-Camino-Etappen: Eifel, Mosel, Lahn, Rhein, Hunsrück, Rheinhessen, Weg der Jakobspilger Köln-Trier, Klosterroute Worms-Metz. ursExtra

Die St.-Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland www.jakobusgesellschaft.eu wurde 2005 gegründet. Ihre sind Ziele: Jakobuspilger zusammen führen, Interessenten bei Reisevorbereitung beraten, alte Pilgerwege beleben und wiederherstellen. Bisherige Regionalgruppen: Bliesgau/Obere Saar, Rheinhessen/Frankfurt-Mainz, Mittelrhein, Süd- und Vorderpfalz, Nordpfalz, Schaumberger Land, Vulkaneifel und Hunsrück (sieben Mitglieder, Sprecher Heinz-Günter Haberkamp und Vera Höfner, 1. Beigeordnete VG Thalfang). Daneben gibt es Jakobusbruderschaften wie in Trier oder Düsseldorf und Gesellschaften in Lothringen und Luxemburg (Frenn vum Camino). Termine Wanderausstellung "Pilgern" (Schirmherr: Europarat): bis 19. Juni in Nachtsheim (zwischen Kelberg und Mayen), Foyer St.- Stephanus-Kirche; 19. Juni bis 19. Juli: Kusel, Kreissparkasse, Gartenstraße; 13. November bis 3. Dezember: St. Wendel, Kreissparkasse, Bahnhofstraße.urs

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