Von nahen Kometen bis zu fernen Galaxien

BRIEDEL/BONN. (hu) Der ehemals in Briedel beheimatete Professor Karl Menten vom Bonner Max-Planck-Institut für Radioastronomie wurde dieser Tage für die Erforschung des Universums mit Bolometern ausgezeichnet. Er erhielt den Forschungspreis der Philip-Morris-Stiftung.

Nur noch den älteren Bewohnern der Gemeinde Briedel ist der Name Karl Menten ein Begriff. "Ist das nicht der Sternengucker", argwöhnten einige in Ermangelung fehlender Sachkenntnisse. "Der ist ein angesehener Forscher am Max-Planck-Institut in Bonn und hat schon viele Auszeichnungen erhalten", wusste schließlich ein anderer. Mit der Bekanntgabe der bedeutsamen Auszeichnung rückte der heute 48-jährige Wissenschaftler wieder ins Bewusstsein seiner ehemaligen Mitbürger. Dabei haben Bruder Erich und Tante Gertrud Rees als erste von der Ehrung erfahren und waren außer sich vor Freude und Stolz. Den mit 100 000 Euro dotierte Preis hat der Moselaner zusammen mit seinen Kollegen Ernst Kreysa und Frank Bertoldi für seine Arbeiten mit Bolometer-Empfängern erhalten. Bolometer sind äußerst empfindliche Radiowellenempfänger, die Strahlung in einem breiten Frequenzbereich empfangen können. Mit den am Institut entwickelten Empfängern wurde eine Vielzahl astronomischer Objekte untersucht, von nahen Kometen bis zu den entferntesten Galaxien. Die Beobachtungen mit Bolometer-Kameras haben zu bahnbrechenden Einblicken in die Entstehung von Sternen und Galaxien im Kosmos geführt. Mit Hilfe dieser Geräte war es möglich, die ältesten Sterne des Universums zu erforschen. Jüngste Entdeckung des Teams war der Nachweis von Sternenstaub aus den Kindertagen des Universums. Dabei war es Tante Gertrud, die ihrem Neffen quasi den späteren Berufsweg vorgab. Sie schenkte ihrem inzwischen verstorbenen Sohn einmal das Buch "Die Welt, in der wir leben" zur Kommunion. Karl, der beste Freund des Sohnes, bekam das Buch ebenfalls zu lesen und war vom Inhalt so fasziniert, dass er nächtelang die Sternensysteme am Himmel studierte. "Mein Sohn hat Karl das Buch überlassen. Er hat es heute noch", berichtete die Tante. Der heutige Physiker entstammt einer Winzerfamilie und wuchs zusammen mit seinem Bruder in Briedel auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Briedel und der Realschule in Zell wechselte er zum Gymnasium nach Traben-Trarbach. Dass er bereits in jungen Jahren ein hoch begabter Schüler war, bestätigt die Tatsache, dass er seine Schule in der damaligen Fernsehsendung "Die 6-Siebengescheiten" als Kandidat erfolgreich vertrat. Nach dem Abitur erhielt er ein Studium am Max-Planck-Institut in Bonn als Physiker. Sein Studien- und Taschengeld verdiente er in dieser Zeit als Gitarrist in verschiedenen Bands. Nach Abschluss des Studiums erhielt er sogleich einen Lehrstuhl an der Havard-Universität in Boston. Nach neunjähriger überaus erfolgreicher Tätigkeit in den Staaten wurde ihm die Direktorenstelle am Max-Planck-Institut in Bonn angeboten, die er bis heute begleitet. "Karl ist ein geselliger Mensch, der trotz seiner zahlreichen Erfolge stets mit beiden Beinen auf dem Boden blieb. Auch wenn er nur selten an die Mosel kommt, den Briedeler Dialekt hat er nicht verlernt", weiß Tante Gertrud.

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