Von Ökologie, Ex-Kaserne und Edeka

WITTLICH. Was war, was ist, was wird werden auf dem ehemaligen französischen Kasernengelände? Darüber informierte die Stadt umfassend bei der Bürgerversammlung im St. Markushaus.

Rechts der Lieser ist die Stadtgeschichte in Bewegung gekommen. Bald wird die frühere französische Kaserne dem Erdboden gleich sein. Die Uhr tickt für die noch stehenden riesigen Militärgebäude, die auf 18 Hektar Platz für eine neue Nutzung machen. "Jetzt sieht man, da passiert was", sagte Stadtwerkeleiter Lothar Schaefer zu den Abrissarbeiten auf dem Gelände, das seit März 2004 für zwei Millionen Euro in den Besitz der Stadt übergegangen ist. Dort sind 11,2 Hektar Gewerbefläche, 2,4 Hektar Mischgebiet und 2,1 Hektar für Wohnen geplant.Wie Riesengebäude zu Splitt werden

"Jetzt steht nur noch das Mauerwerk. Böden, Türen, Zargen, Fenster, Lichtschalter: Alles wurde von Hand ausgebaut und wird zum Teil weiter verkauft. Manchmal waren 80 Menschen auf der Baustelle, man hat es nur nicht gesehen", erklärte Schaefer zum Fortschritt der Arbeiten: "Jetzt kommt der Longfrontbagger und holt die Dächer runter. Dann gibt es nur noch mineralisches Material für die mobile Brechanlage, die alles zu Splitt verarbeitet und schon im Betrieb ist." Stehen bleibt natürlich das zukünftige Haus der Vereine. Von den früher als Hospital, Stabs- und Mannschaftsgebäude genutzten Riesenimmobilien am Klausener Weg, die verkauft und erhalten werden sollten, wird möglicherweise eines ebenfalls verschwinden. "Sie sehen, diese Kaserne ist tatsächlich ökologisch abgebaut worden", kommentierte Bürgermeister Ralf Bußmer die Wiederverwertungspolitik der Abrissfirma. Der Abriss ist mit 1,2 Millionen Euro veranschlagt, möglicherweise komme er aber etwas teurer. Man hatte anfangs einmal mit fünf Millionen Euro gerechnet, dann mit 2,4 Millionen Euro kalkuliert. Ist der Abbruch perfekt, folgt die Erschließung des Geländes, die das Land mit 70 Prozent bezuschusst. Als eine der ersten Veränderungen soll voraussichtlich diesen Sommer der Kreisel an der L 141 angepackt werden. Schaefer wies darauf hin, dass die Anbindung der Römerstraße an die L 141 dann geschlossen werden müsse. Für den Kreisel waren einmal 600 000 Euro als Kosten genannt worden und noch einmal die gleiche Summe für den Straßenbau auf dem Gelände. Zur Erschließung erklärte Lothar Schaefer noch einmal den Masterplan, also die Struktur des zukünftigen Gesichts des Geländes (derTV berichtete mehrfach). Dazu gehört konkret das Vorhaben, einen Edekamarkt anzusiedeln. Auf dessen Hintergründe im Zusammenhang mit dem Cima-Gutachten konzentrierte sich dann Leo Kappes. Bürgermeister Ralf Bußmer betonte dazu im Hinblick auf Sorgen für die Folgen für die Innenstadt: "Wir könnten das gesamte Gelände sofort als neue Innenstadt vermarkten. Das Interesse kennt keine Grenzen. Aber wir und der Rat werden nicht leichtfertig damit umgehen. Andererseits wird die Rolle der Kommune maßlos überschätzt.""Werben Sie für Wittlich"

Leo Kappes legte die kritischen Punkte von Cima offen, wie das Verhältnis der Verkaufsflächen Zentrum zu Randlagen in Wittlich und fasste zusammen: "Es wird deutlich, dass die Spielräume eng sind." Positiv hervorzuheben sei der hohe Zentralitätswert Wittlichs. Insgesamt stellte er die Frage in den Raum: "Was wäre geschehen, wenn der Bund Eigentümer geblieben wäre?" Die Stadt wolle kein SB-Warenhaus, sondern Edeka verpflichten, ein Verhältnis 85 zu 15 Prozent in Sachen Lebensmittel zu innenstadtrelevanten Produkten zu bieten. Außerdem solle vertraglich geregelt werden, dass Edeka am alten Standort Rommelsbach bis Ablauf des Mietvertrags 2010 einen Treff-Markt von 600 bis 700 Quadratmetern weiter zu betreiben habe. Zu dem auch von Cima angeregten Elektromarkt auf dem Konversionsgelände sagte Leo Kappes: "Das sorgt für Kundenbindung. Ansonsten fahren die Leute nach Trier. Deshalb könnte dort ein Multimedia-Markt etabliert werden." Bürgermeister Ralf Bußmer schloss die Einwohnerversammlung mit den Worten: "Werben Sie für Wittlich. Die Wirtschaft funktioniert über das Image, und dann kommt das Geld."

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