Heute, bei der Fülle der Programme, muss eine TV-Zeitung her. Oder Weltpolitik und globale Wirtschaft: Man hört viel davon, aber zu verstehen, was da wie zusammenwirkt, wird immer schwieriger.
Unübersichtlichkeit ist ein Merkmal unserer Gesellschaft geworden, und es ist gar nicht so einfach, damit umzugehen. Wenn dann noch Menschen um ihre Zukunft fürchten, ist der Boden bereitet für die "großen" Führer mit ihren klaren Antworten und einfachen, meist radikalen Rezepten.
Ja, die umherirrenden Schafe brauchen den Hirten. Ein zwiespältiges Bild - wer mag sich schon als Schaf bezeichnen - aber doch zutreffend. Früher waren Hirt und Herde etwas Alltägliches. So nutzt Jesus dieses Bild, um etwas Wesentliches verständlich auf den Punkt zu bringen: Menschen brauchen Orientierung, eine Richtschnur, um ihrem Leben einen Sinn zu geben, und genau das will die Botschaft Jesu sein.
Aber nicht in der Weise, dass er vorgibt: "Das ist der Weg. Das ist die Wahrheit. So musst du leben." So reden Gurus und falsche Propheten.
Nein, Jesus sagt etwas anderes: "Ich bin der Weg. Ich bin die Wahrheit. Ich bin das Leben. Komm und folge mir nach." In der Nachfolge Jesu, nach seinem Vorbild zu leben, führt uns in eine neue Werteordnung: Nicht Erfolg und Besitz stehen an erster Stelle, sondern Nächstenliebe und Solidarität mit allen, die schwach sind un dleiden.
Eine so radikal menschenfreundliche Haltung eckt an, vor allem bei den Mächtigen: Jesus endete am Kreuz. Aber er bleibt nicht im Tod, und auch seine Botschaft lebt. Es ist an uns, ihm als unserem Hirten zu folgen, und so viel wie möglich davon in unserem Leben umzusetzen.
Nein, einfach ist seine Botschaft nicht. Und dennoch - es gibt Menschen, die genau darauf setzen. Wie arm aber wäre unsere Welt ohne die, die sich an Jesus orientieren, dem einzigen, dem wahren guten Hirten.

Rudolf Halffmann, Pfarrer im Ruhestand,Bernkastel-Kues