"Von uns aus müssen wir nicht kooperieren"

Für Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land, ist 2009 gut gelaufen. Was die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule in Salmtal angeht, ist er optimistisch. TV-Redakteurin Marion Maier sprach mit ihm außerdem über die "Zuneigung" der Großlittger zu Wittlich-Land und die möglichen Folgen der Kooperation mit der Stadt Wittlich.

 Blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Bürgermeister Christoph Holkenbrink. TV-Foto: Klaus Kimmling

Blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Bürgermeister Christoph Holkenbrink. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. (mai) Eifelsteig, Kommunalreform, Konjunkturpaket - ein Blick zurück und nach vorne mit Bürgermeister Christoph Holkenbrink.

Herr Holkenbrink, sind Sie froh, dass das Jahr geschafft ist und erstmal eine Verschnaufpause kommt?

Christoph Holkenbrink: Ich bin sehr froh. Die Zeit von Weihnachten bis Anfang Januar ist für mich eine Zeit, in der man lebt und nicht gelebt wird. Mein Eindruck ist, dass es zunehmend weniger Verschnaufpausen gibt. Dabei sind diese Pausen wichtig, um auch mal nachzudenken, ob das richtig ist, was man macht.

Wie ist das vergangene Jahr aus Ihrer Sicht gelaufen?

Holkenbrink: Für mich ist das vergangene Jahr gut gelaufen, weil es noch einmal eine Bestätigung, einen Vertrauensbeweis der Bürgerinnen und Bürger bei der Wahl für mich gegeben hat. Mit 81 Prozent bin ich sehr zufrieden.

Wie lief es 2009 für die Verbandsgemeinde?

Holkenbrink: Wir haben von den Dingen, die wir uns vorgenommen haben, eine ganze Menge umgesetzt.

Was waren die wichtigsten Punkte?

Holkenbrink: Dazu gehört die Zusage für die Ganztagsschule in Hetzerath, die schnell umgesetzt wurde. Vom ersten Schultag an lief das Angebot sehr gut. Im Rahmen des Konjunkturprogramms wurde die Grundschule Landscheid energetisch saniert. Die Sanierung der Grundschule Dreis wird Anfang 2010 abgeschlossen. Dann haben wir eine ganze Reihe von Feuerwehrgebäuden bauen können. Sehlem und die Erweiterung in Landscheid wurden mit großem Engagement der Feuerwehrleute bereits fertiggestellt. Salmtal und Binsfeld sind noch in Arbeit. Der Eifelsteig wurde eingeweiht und wird gut angenommen. Die Kulturtage in Binsfeld sind wieder auf großen Zuspruch gestoßen.

Was hat sich im Rathaus selbst getan?

Holkenbrink: Die Kooperation mit der Stadt Wittlich ist gut angelaufen und wir haben auch etwas für die Ökologie getan. Die neue Heizung im Rathaus ist nicht nur eine Heizung. Wir haben hier einen Gasmotor stehen, der Strom produziert und das Abfallprodukt vom Stromproduktion ist Wärme. Wir produzieren auch einen guten Teil unseres eigenen Stromes selbst. Wenn es dann mal sehr kalt wird, haben wir eine Kombination mit einer Pelletheizung.

Wie sieht 2009 die Finanz-Bilanz aus?

Holkenbrink: Wir haben zwar den Jahresabschluss noch nicht gemacht, aber ich gehe von schwarzen Zahlen aus.

Was hat 2009 nicht geklappt?

Holkenbrink: Wir haben keine Option bekommen für eine Integrierte Gesamtschule in Salmtal, der Antrag wurde abgelehnt. Mit dem Kreis zusammen werden wir im kommenden Jahr aber wieder einen Antrag stellen. Wie sich das im Einzelnen gestaltet, wird noch diskutiert.

Wie schätzen Sie die Chancen für die IGS Salmtal ein? Die Schulbehörde teilte kürzlich mit: "Die Chancen für die Errichtung einer IGS Salmtal steigen, wenn man eine mögliche Oberstufe am Standort Wengerohr in die Gesamtüberlegungen miteinbezieht."

Holkenbrink: Darüber müssen wir jetzt reden. Ich sehe gute Chancen, dass wir zumindest eine modifizierte IGS, also eine Schule an zwei Standorten, bekommen, aber das ist noch keine Beschlusslage. Ich habe erstmal nur mit der Schule geredet, dass sie sich Gedanken macht, was es bedeutet, wenn die Oberstufe in Wengerohr wäre. Anfang des Jahres wird das dort in einer Konferenz besprochen.

Ist es nicht klar, dass eine Schule an zwei Standorten eine Belastung für die Schule ist, weil beispielsweise die Lehrer hin- und herfahren müssen?

Holkenbrink: Das ist eine Frage der Organisation, das muss nicht so sein. Vorteile wären aber sicher auch da. Bei einer Kooperation beispielsweise mit der Realschule hier in Wittlich, die ja auch einen Antrag gestellt hatte, IGS zu werden, wäre die Größe der Oberstufe beachtlich und man könnte den Schülern eine größere Palette an Kursen anbieten.

Hier müssen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen werden.

Was erhoffen Sie sich von der im Rahmen der Kommunalreform gestarteten Kooperation mit Wittlich-Stadt?

Holkenbrink: Wir könnten auch perfekt so weiterarbeiten, wie es jetzt ist, wir sind nicht unbedingt auf eine Kooperation angewiesen. Bei einer Kooperation könnten wir allerdings bei den Sachkosten Geld einsparen.

Wie sieht es bei den Personalkosten aus?

Holkenbrink: Da bin ich bezüglich Einsparungen kurz- und mittelfristig skeptisch. Die letzte Überprüfung des Rechnungshofes hat ergeben, dass wir eigentlich mehr Leute beschäftigen könnten. Nach meinem Wissensstand gilt dies auch für die Stadt. Insofern sollte man sich in diesem Bereich auf Sicht nicht so viele Hoffnungen machen. Wenn wir im Rahmen der Verwaltungsreform neue Aufgaben übertragen bekommen, kann sich allerdings eine Kooperation positiv auswirken. Eins steht allerdings in jedem Fall fest: Kooperationsbedingte Entlassungen gibt es nicht.

Apropos Kommunalreform: Ehrt Sie die "Zuneigung" der Großlittger zu Wittlich-Land? Immerhin hat sich der Gemeinderat einstimmig für eine Zuordnung zu Ihrer VG ausgesprochen für den Fall, dass die VG Manderscheid in ihren jetzigen Grenzen nicht weiter bestehen kann.

Holkenbrink: (grinst) Ich habe auch Besuch aus Großlittgen gehabt, vom Ortsbürgermeister und einer Delegation und ich habe denen gesagt, dass ich mich so lange nicht zu diesem Thema äußere bis die kompetente Instanz in dieser Sache, also der Verbandsgemeinderat und der Bürgermeister, sich eine Kooperation wünscht. Das gleich habe ich auch den Neumagen-Dhronern gesagt. Mich hatten die Ortsbürgermeister und die Bürgermeisterin von dort besucht.

Könnten Sie sich eine VG Wittlich-Land-Manderscheid vorstellen?

Holkenbrink: Von uns aus müssen wir nicht kooperieren, wir sind groß genug. Aber wenn es zu einer Kooperation käme - und bislang sieht es so aus, dass dann immer komplette Verbandsgemeinden fusionieren - dann würde hier eine Einheit mit 45 Gemeinden rauskommen.

Das wäre hinterher etwas ganz anderes als das, was wir jetzt haben. Jetzt haben wir 24 Ortsgemeinden. Die gesamte Struktur würde sich ändern. Ob das dann so sinnvoll ist, ist eine andere Frage. Ich würde da nicht von vornherein "Hurra" schreien.

Welches sind neben der IGS die großen Projekte der VG für 2010?

Holkenbrink: Der Partnerweg zum Eifelsteig, der auch durch Wittlich geht, soll bis zum Frühjahr fertig werden. Außerdem werden der Umbau und die Sanierung der Grundschule Dreis sowie die Feuerwehrgebäude von Binsfeld und Salmtal fertiggestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort