Von weißen Riesen umzingelt?

Talling · Bei Talling gibt es zahlreiche Lagen, die sich zum Bau von Windkraftanlagen sher gut eignen. Kritiker befürchten den Bau von bis zu 72 Windrädern rund um den Ort und setzen sich bei der derzeit laufenden Fortschreibung des Flächennutzungsplans zur Wehr.

Talling. Die Einwohner des 219 Menschen zählenden Dorfes Talling fürchten, in Zukunft von Windrädern umzingelt zu sein. Denn der Flächennutzungsplan, der fortgeschrieben werden soll, sieht rund um Talling aufgrund der günstigen Lage zahlreiche Standorte für bis zu 200 Meter hohe Windkraftanlagen vor. Viele Bürger waren zu einer Veranstaltung ins Tallinger Bürgerhaus gekommen, bei der Marc Hüllenkremer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Thalfang, die Öffentlichkeit über den derzeitigen Stand des Flächennutzungsplans informiert hat. Direkt zu Beginn meldeten sich Bürger zu Wort und fragten nach zahlreichen Details. Dadurch entwickelte sich während der 90 Minuten eine lebhafte Diskussion, bei der sich viele Fragesteller sehr sachkundig zeigten.Langsames Sterben der Gemeinde


Welche Abstände sind zu den Ortsgemeinden einzuhalten? Wie laut dürfen die Geräusche der Windräder sein? Und wie viele Anlagen könnten rund um Talling gebaut werden?
Hüllenkremer berief sich beim Thema Abstand auf das zuständige Ministerium, das eine Entfernung von 800 Metern zur Ortslage empfiehlt. Da es sich bei der Gemeinde Talling um ein Mischgebiet handele, sei ein maximaler Lärmpegel von 45 Dezibel erlaubt. Ein Bürger sagte, dass der Geräuschpegel im Ort nachts derzeit zwischen 20 und 25 Dezibel beträgt. Der Bürgermeister verwarf alte Pläne, bei denen bis zu 72 Windkraftanlagen rund um Talling gebaut werden könnten. Diese Pläne stammten aus einer Zeit, als Windräder noch nicht so hoch gebaut worden sind, sagte er. Inzwischen seien wegen der Höhe der Anlagen größere Abstände einzuhalten. Zudem würden naturschutzrechtliche Gutachten und Vorkommen des Rotmilans und des Schwarzstorchs nicht zulassen, dass alle möglichen Windräder gebaut würden, die auf dem Flächennutzungsplan eingezeichnet seien.
Bei der Offenlage des Flächennutzungsplanes sei ein "großer Packen" an Stellungnahmen von Bürgern im Rathaus eingetroffen, sagte Hüllenkremer. Die genaue Zahl konnte er nicht sagen. Darunter seien sowohl Kritiker als auch Befürworter der aktuellen Überlegungen, denen das Verfahren nicht schnell genug ablaufe.
Wie geht es weiter mit dem Flächennutzungsplan? Hüllenkremer sagte, die Verwaltung prüfe die abgegebenen Meinungen und wäge sie gegeneinander ab. Hinzu kämen die naturschutzrechtlichen Gutachten, die sich über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren hinziehen können. "Das ist kein schnelles Verfahren", sagte er. Sollte der Flächennutzungsplan geändert werden, beginnt das Procedere von vorne. Dann könnten sich die Bürger erneut wieder zu Wort melden.
Die anwesenden Tallinger befürchteten ein langsames Sterben der Gemeinde. "Wenn Talling von Windrädern eingekreist wird, zieht hier keiner mehr hin", sagt ein Bürger. Andere pflichteten ihm bei. Man nehme der Gemeinde jegliche Möglichkeit zur Entwicklung, keiner baue mehr in dem Dorf, wenn rundum Windräder stehen. Der ehemalige Ortsbürgermeister Rudi Marx sprach sogar von einem kalten Enteignungsverfahren. "Je mehr Windräder entstehen, desto schneller stirbt der Ort." Einige Einwohner betonten, sie seien wegen der Ruhe nach Talling gezogen. "Deswegen habe ich hier für 300 000 Euro gebaut, und jetzt ist alles umsonst", sagte ein Bürger.
Ein Berglichter Bürger sagte, mit einer geplanten Höhe von 200 Metern würden die neuen Anlagen 30 Meter höher als die, die sich derzeit bei Berglicht drehen. Er forderte eine Konzentration der Windräder anstelle eines flächendeckenden Baus. "Auch wir Menschen haben eine Daseinsberechtigung."Extra

In Talling hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegründet, die sich gegen die Einkreisung ihres Ortes von Windkraftanlagen zur Wehr setzen will. Nach einer Infoveranstaltung seien die zwölf Mitglieder der BI durch den Ort gegangen und haben Unterschriften gegen die Windkraftpläne gesammelt, sagt Wolfgang Marx, Sohn des ehemaligen Ortsbürgermeister Rudi Marx. Von 172 Wahlberechtigten hätten 112 unterschrieben, dass sie die Pläne in der derzeitigen Form nicht billigen. Derzeit verfügt die BI über keinerlei Strukturen, man habe noch nicht mal einen Namen oder einen Sprecher festgelegt. Insbesondere junge Eltern engagierten sich in der BI. Marx sagt, die BI trete dafür ein, dass südlich der L 150, die von Thalfang in Richtung Trier führt, keine Windräder gebaut werden sollen. cst

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