Geschichte Mit dem Postbus übers Land 

Bernkastel-Wittlich/Eifel · Vor dem Zweiten Weltkrieg hat die ehemalige Deutsche Reichspost touristische Ausflugs- und Rundfahrten in der Region veranstaltet. Die Gäste fuhren in speziellen Aussichtswagen mit.

 Ein Foto der Sammlung Hans Schneiß zeigt einen Aussichtsomnibus der Kraftsonderpost Traben-Trarbach bei Lösnich.

Ein Foto der Sammlung Hans Schneiß zeigt einen Aussichtsomnibus der Kraftsonderpost Traben-Trarbach bei Lösnich.

Foto: TV/Repro: Markus Philipps

Das Aufkommen motorisierter Omnibusse revolutionierte im beginnenden 20. Jahrhundert die Personenbeförderung bei der früheren Deutschen Reichspost. Diese richtete ab den 1920er Jahren einen landesweiten, flächendeckenden Kraftomnibusbetrieb ein.

Auf der Basis ihres wachsenden Linienverkehrs organisierte die damalige Postverwaltung seit etwa 1925 auch Ausflugs- und Gesellschaftsfahrten. Insbesondere in landschaftlich reizvollen Gegenden wie Eifel und Hunsrück wurden Busfahrten mit der sogenannten Kraftsonderpost angeboten.

In den Frühjahrs- und Sommermonaten standen mehrere Halbtages- und Tagesrundfahrten auf dem Programm. Diese konnten werktäglich oder an den Wochenenden gebucht werden. Zu den zahlreichen im früheren Rheinland angebotenen Touren zählten Fahrten in die vulkanische Eifel und zum Laacher See.

Die damalige „Moselfahrt“ der Reichspost führte von Cochem aus über Traben-Trarbach nach Bernkastel-Kues. Der Rückweg verlief über  Bad Bertrich und Lutzerath durch die Moseleifel. Auf mehreren Strecken des Linienverkehrs wie den Routen Bernkastel-Kues – Idar-Oberstein sowie Traben-Trarbach – Kirn wurden ebenfalls Sonderfahrten unternommen.

Bebilderte Faltblätter und Taschenfahrpläne informierten die Fahrgäste ausführlich über die vielfältigen Reiseangebote der Post. Komfort und Sicherheit der Fahrzeuge wurden dabei großgeschrieben. So versprach der Werbetext: (…) „Die Kraftwagen der Deutschen Reichspost entsprechen in ihrer technischen Einrichtung und inneren Ausstattung allen Anforderungen, die an ein sicheres und bequemes Verkehrsmittel gestellt werden können. Starke, leistungsfähige Motoren, beste Bereifung und Federung, sichere Bremsen, geschmackvolle Inneneinrichtung mit bequemen Sitzen und guter Lüftung gewährleisten eine angenehme und sichere Fahrt. Für Ausflugs- und Gesellschaftsfahrten stehen offene Aussichtswagen mit Allwetterverdeck zur Verfügung.“

Die Ausführung einer planmäßigen Kraftsonderpost-Fahrt war an eine ausreichende Beteiligung gebunden. Außerdem wurde die maximale Anzahl der Fahrgäste durch die Anzahl der vorhandenen Sitzplätze beschränkt. Daher empfahl die Post eine Vorbestellung der Fahrkarten. Die Preise orientierten sich sowohl an der Zahl der Teilnehmer als auch an der Größe der Omnibusse. Bei voller Besetzung eines Wagens wurden um 1930 circa drei bis vier Pfennige pro Person und Kilometer berechnet. Gesellschaften, Vereine und Schulkinder erhielten besondere Preisermäßigungen.

Neben ihren verschiedenen Ausflugs- und Rundfahrten über Land organisierte die Reichspost auch Stadtrund- sowie Mehrtagesfahrten. Größere Urlaubsreisen mit der Kraftpost gingen unter anderem bis in die Alpen nach Österreich oder Italien. Der im September 1939 erfolgte Ausbruch des Zweiten Weltkrieges brachte den Verkehr der Kraftsonderposten jedoch bald zum Erliegen. Denn zum einen mangelte es an Betriebs- und Rohstoffen, zum anderen wurden zahlreiche Fahrzeuge der Reichspost von der Wehrmacht eingezogen und für militärische Zwecke eingesetzt.

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