Vorsicht, Knut!

Nun ist er weg. Für immer. Im Kompost-Himmel, hoffe ich. Denn er war ein guter Baum, mein erster. Zierliche 1,65 Meter, aufrechte Haltung, kurvig, aber wohlproportioniert. Gäbe es einen Schönheits-Wettbewerb für Weihnachtsbäume, mein Schmuckstück hätte ihn mit Sicherheit gewonnen.

Keine Frage! Infrage stelle ich hingegen das Nadelverhalten meiner Nordmann-Tanne. Beinahe sensibel gab sich das gute Stück unmittelbar vor seiner letzten Reise. Ganz unschuldig bin ich an dem doch ziemlich abrupten Nadelverlust aber möglicherweise auch nicht. Denn so ganz regelmäßig bewässert hätte ich den Baum ja gegen Ende hin nicht mehr, behauptete zumindest mein Freund. Dem hatte ich leider nichts entgegenzusetzen. Keine Ausrede parat, stattdessen zwei verräterische Zimmerpflanzen, die auf den ersten Blick erkennen ließen, dass in Trier-Ost entweder anhaltende Wasserknappheit herrscht oder ich einfach keinen grünen Daumen habe. Was also tun, um das nadelnde Ding A.R.T.-gerecht auf die Straße zu bekommen? Sollte ich es meinen Nachbarn von eins drüber gleichtun und den Baum durchs Treppenhaus befördern? Zu unspektakulär befanden wir und entschieden uns deshalb für die Entsorgungs-Variante aus dem Fernsehen, mit der ein schwedisches Möbelhaus alljährlich den St.-Knut-Tag feiert. Gesagt, getan: ein Wurf, geradeaus über den Vorgarten meines Nachbarn eins drunter hinweg, ein Zwischenstopp des Stamms auf der Mauer um den Vorgarten inklusive und anschließender Punktlandung auf dem Bürgersteig. Hätte ich allerdings vorher gewusst, dass mein Freund ein derart talentierter Baumwerfer ist, wäre ich mit ihm zu besagtem Möbelhaus gefahren und hätte ihn zum Weihnachtsbaum-Weitwurf angemeldet. Aber diese Erfahrung nehme ich dann mit in die kommende - meine zweite - Baum-Saison…

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