Eisenschmitt. Spekulationen über die Rolle Clara Viebigs im Nationalsozialismus gab es, weil in dieser Zeit drei ihrer Romane wieder aufgelegt wurden, Viebig der Reichsschrifttumskammer beigetreten war und ihr älterer Bruder in die Familie von Reichsmarschall Hermann Göring eingeheiratet hatte. Das Buch, so die Herausgeber, gibt nun Auskunft: "Uns geht es nicht gut, mehr kann ich nicht sagen", hatte Viebig einer befreundeten Schriftstellerin während der Nazizeit geschrieben.
"Ich hatte geschwiegen", sagte sie nach dem Krieg in einem Rundfunkinterview. Was hätte die als jüdisch versippt diskriminierte Viebig auch anderes tun können, wenn sie erleben musste, wie ihr Mann, Mitinhaber der Deutschen Verlagsanstalt als Jude aus dem Verlag herausgedrängt wurde und ihr einziger Sohn als Halbjude aus Deutschland fliehen musste? Ihrem Ehemann blieb durch den frühen Tod 1936 die sichere Deportation in die Vernichtungslager der Nazis erspart.
Wie Aretz und Kämmereit weiter berichteten, hatte mit Viebigs Heirat des Verlegers Cohn und der Geburt des einzigen Sohnes die glücklichste und schönste Zeit ihres Lebens begonnen. In ihrer Villa im Berliner Stadtteil Zehlendorf gingen die Geistesgrößen der Zeit ein und aus. Aber dann kam der Erste Weltkrieg, von dem an das Leben der Cohns eine Wende nahm. Durch verlorene Kriegsanleihen, Weltwirtschaftkrise und Inflation schmolz der Reichtum dahin. Im Zeiten Weltkrieg floh Viebig vor dem Bombenhagel von Berlin nach Schlesien, von wo sie die Polen vertrieben. Ihr blieben zwei Zimmer in ihrer Villa, wo sie 1952 mit 92 Jahren verstarb. red
Das Buch "Clara Viebig - Ein langes Leben für die Literatur" ist im Rhein-Mosel-Verlag erschienen und für 19,80 Euro im Buchhandel erhältlich.