Votum mit Bauchschmerzen

MORBACH. Allen Widerständen zum Trotz: Der Morbacher Gemeinderat hat am Montagabend mehrheitlich dem Bebauungsplanentwurf am Dreieck zugestimmt und damit den Weg für die umstrittene Ansiedlung eines Lidl-Discounters und zweier Fachmärkte geebnet.

Der Lidl kommt: Nachdem der Bebauungsplanentwurf für das "Sondergebiet Handel" in der vorigen Woche bereits die Hürde "Ortsbeirat" genommen hatte, gab es am Montag im Gemeinderat keine Überraschungen mehr. Erwartungsgemäß votierte die Mehrheit der Ratsmitglieder bei vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung für die Verwirklichung des umstrittenen Gewerbeprojekts am Dreieck. "Wir wollen mit der Lidl-Ansiedlung einen Magneten schaffen, der die Menschen nach Morbach lockt. Zugleich sollen die Leute dort günstig einkaufen können, wo sie wohnen", nannte CDU-Sprecher Heribert Knob die Gründe für sein "Ja". Unumstritten war diese Position aber auch in den eigenen Reihen nicht: Zwei CDU-Ratsmitglieder stimmten gegen den Entwurf. Sie dokumentierten damit ihre Solidarität mit dem von der Interessengemeinschaft (IG) "Pro Morbach" getragenen Widerstand gegen die Lidl-Ansiedlung mit einer Verkaufsfläche von 1000 Quadratmeter. In einem zweiten Gebäude sollen zudem zwei Fachmärkte mit jeweils 500 Quadratmeter Verkaufsfläche Platz finden. Viele Morbacher Einzelhändler sehen sich durch diese "Zusammenballung von Betrieben" am Ortsrand - Aldi, Edeka und der Rewe-Supermarkt befinden sich bereits auf der benachbarten "Bremerwiese" - in ihrer Existenz gefährdet und verweisen auf ein drohendes Ausbluten des Ortskerns. "An das Schreckensszenario leer stehender Läden glauben wir jedoch nicht", sagte Winfried Lünemann im Namen der SPD-Fraktion. Auch die heimischen Einzelhändler würden von der höheren Kundenzahl profitieren.Zender: "Verbraucher warten auf den Lidl"

Ähnlich argumentierte auch Achim Zender, Sprecher der Freien Wähler Morbach (FWM), die mehrheitlich den Plänen am Dreieck zustimmten. Zender verwies darauf, dass die meisten Verbraucher auf die Lidl-Ansiedlung warten würden. Daher sei die von der IG initiierte Debatte über den Ausverkauf des Ortskerns "beim Verbraucher nicht gut angekommen". Scharfe Kritik übte Zender jedoch an dem anonymen Verfasser eines Flugblatts, in dem die Lidl-Gegner diffamiert worden waren: "So etwas ist unterste Schublade." Die Neuansiedlung am Dreieck werde jedoch nur dann keine Schäden für den heimischen Handel nach sich ziehen, wenn im Ortskern langfristig kostenloses Parken möglich sei, betonte Zender. "Das ist das Pfund, mit dem Morbach wuchern kann", betonte auch Bürgermeister Gregor Eibes. Er werde sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass in Morbach kostenlos geparkt werden kann. Hans-Jörg Dröschel (Lebendige Demokratie) und Hugo Bader (FWM) konnte aber auch diese Zusicherung nicht mehr umstimmen. Sie votierten gegen den Entwurf. "Ich habe Zweifel, ob sich das Morbacher Wirtschaftsleben durch die Lidl-Ansiedlung wirklich so positiv entwickeln wird, wie hier gesagt wird", so Bader. Bedenken und Bauchschmerzen, die auch für die Befürworter der Lidl-Ansiedlung nachvollziehbar sind. "Wir können nicht sagen, ob unsere Entscheidung richtig oder falsch ist. Das wird sich erst herausstellen. Aber wir sind uns alle der Tragweite unserer Entscheidung bewusst, und es ist vermutlich keinem wohl dabei", betonte Heribert Knob. Nach der Zustimmung wird der Bebauungsplanentwurf jetzt erneut vier Wochen offen gelegt, endgültig wird im Mai über den Bebauungsplan entschieden.

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