Wahre Schätze an der Mosel

BURGEN. Der Reichtum an Orgeln in der Moselregion brachte Eva Mohr dazu, auf vier ausgewählten historischen Orgeln weihnachtliche Kompositionen einzuspielen. Die renommierte Organistin entdeckte ihre Liebe zu den Orgeln bereits mit 17 Jahren.

 Die Organistin Eva Mohr an der Mülheimer Stummorgel.Foto: Lena Mager

Die Organistin Eva Mohr an der Mülheimer Stummorgel.Foto: Lena Mager

Wie stellt man sich eine Organistin vor? Ist das größte und erhabenste aller Instrumente, die Orgel, nach unserer Vorstellung nicht eher der Männerwelt vorbehalten? Über Eva Mohrs sonst so konzentriertes Gesicht huscht ein koboldhaftes Lächeln bei dieser Frage. Die Orgel sei schon lange keine Männerdomäne mehr, weiß die kleine, bescheidene Frau mit dem blonden Zopf. Für Kirchengemeinden spiele es heutzutage keine Rolle mehr, ob Frau oder Mann die Register ziehe. "Hauptsache, das Instrument fängt an zu leben."Stumm-Orgel ist das Spezielle der Region

Dieser Meinung war auch die evangelische Gemeinde in Mülheim, die Eva Mohr zu ihrer Organistin machte und ihr das Kleinod der ortseigenen Kirche, eine originale Stumm-Orgel von 1890, anvertraute. Und wenn Eva Mohr an dem im Vergleich zur monumentalen Größe des Instruments winzig kleinen seitlichen Spieltisch sitzt und dem erstaunten Laien über mechanische Kegelladen, Kastenbalg und Manuale erzählt, dann ist ihr die Liebe und Leidenschaft deutlich anzumerken. Dabei war es zuerst ein Klavier, dass die damals achtjährige, gebürtige Gießenerin auf ihre spätere Karriere einstimmen sollte. So lange, bis sie knapp zehn Jahre später zum ersten Mal Bekanntschaft mit einer Orgel machte. "Ich habe sofort gewusst: das ist mein Instrument!" Es folgte ein Studium an der staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main in den Fächern Klavier, Orgel und Cembalo. Als es sie dann 1976 mit ihrem Mann, einem Diplom-Biologen, an die Mosel verschlug, habe sie zunächst gar nicht geahnt, welche Schätze sie dort erwarteten. Erst nach und nach habe die heutige Mutter von drei Söhnen den Reichtum der Eifel-Mosel-Hunsrück-Region an Orgeln entdeckt. Vor allem die Hunsrücker Orgelbauer-Dynastie Stumm (1683-1896) hat der Gegend ihren Instrumenten-Stempel aufgedrückt; für Eva Mohr "le gôut du terroir", das ganz Spezielle der Region. Anlass genug, dieses Besondere auf einer CD zu würdigen. Ausgewählt dafür wurden die drei Stumm-Orgeln in Veldenz (1888), Enkirch (1761), Mülheim (1890) sowie eine Orgel des Klauseners Heinrich Voltmann in Brauneberg-Filzen (ca. 1740). Eva Mohr hat ganz bewusst die passende Komposition zur jeweiligen Orgel für ihre Weihnachtssammlung ausgewählt."Eine wunderbare Herausforderung"

Denn auf einer romantischen Orgel von 1890 könne man zwar den barocken Bach spielen, zeitgenössische Musik würde dem Instrument jedoch technisch eher anstehen. Fast 90 Minuten bekannte, aber auch weniger bekannte Weihnachtswerke von Bach und Brahms, über Reger und Nivers bis hin zu Guilain und Hensel-Mendelssohn sind so zusammen gekommen. Eine wunderbare neue Herausforderung", wie Eva Mohr findet. Und zudem ein Hinweis darauf, dass Weihnachten "primär mit der Geburt Christi zu tun hat und weniger mit Lichterketten, Glühwein und Kommerz."

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