Waldi würde Dierfeld wählen

BERNKASTEL-WITTLICH. Hundesteuer ist nicht gleich Hundesteuer: Ihre Höhe ist, je nach Gemeinde, unterschiedlich. Zwischen Musweiler und Manderscheid liegen gar kleine Welten.

Kommunen können Hundesteuer erheben, müssen es aber nicht. Nachdem vor etlichen Jahrzehnten das einheitlich geltende Hundesteuergesetz aufgehoben wurde, waren die Gemeinden verpflichtet, eigene Satzungen zu verabschieden. Seitdem sind die Regelungen sehr unterschiedlich - auch im Landkreis Bernkastel-Wittlich. In allen Gemeinden scheinen nur einige Ausnahmen zu gelten: Eine Befreiung von der Steuer bekommen zum Beispiel Blinden- und Schutzhunde, Sanitäts-, Rettungs- und Diensthunde bei der Forstwirtschaft oder für Schafsherden.Manderscheid ist Spitze

Schwieriger wird es bei der Auslegung von Ermäßigungen, wie Martin Krause von der Manderscheider Verwaltung berichtet. So gelten Hunde, die zur Bewachung von Gebäuden dienen, die vom nächsten bewohnten Gebäude mehr als 200 Meter entfernt sind, als Wachhunde und sind billiger. Da wird schon einmal über ein paar Meter Luftlinie diskutiert. Manderscheid liegt mit seiner Steuer kreisweit an der Spitze. Seit 2002 kostet dort der erste Hund 93 Euro pro Jahr, der zweite 185 Euro, jeder weitere 256 Euro. Der Kurort war immer teuer: Schon 1987 kosteten bellende Vierbeiner ihre Besitzer 199, 150 oder 200 Mark. Nicht weit von Manderscheid entfernt leistet sich der kleine Ort Dierfeld den Luxus, gar keine Hundesteuer zu erheben. In der Verbandsgemeinde (VG) Manderscheid liegen weiterhin Schwarzenborn und Musweiler gut im Rennen, wo 19, 28 und 37 Euro gezahlt werden müssen - der erste ist steuerlich jeweils der billigste Hund, jeder weitere kostet mehr. Die Kreisstadt erhebt, trotz einer Anhebung im Jahr 2003, vergleichsweise niedrige Steuersätze: Hier zahlt der Hundehalter 60, 94 und 167 Euro. "Zurzeit sind etwa 670 Hunde gemeldet", sagt Diana Gerhards. Sie erinnert daran, dass es sich genau genommen um Steuerhinterziehung handelt, wenn ein Hundebesitzer sich um seine fiskalische Pflicht zu drücken versucht. Die Wittlicher Sachbearbeiterin hat so ihre Erfahrungen: Die meisten Hunde werden hier von "freundlichen" Nachbarn gemeldet. Anders in Bernkastel-Kues, wo die Meldepflicht scheinbar ernster genommen wird. Hier sind 60, 80, 120 und, ab dem vierten Hund, 150 Euro zu entrichten. Zur Zeit werden die Beträge für rund 260 Vierbeiner gezahlt. In der VG Bernkastel sind Gornhausen die billigste und Zeltingen die teuerste Kommune: Erstere verlangt 25, 35 und 43 Euro, letztere 80, 90 und 100 Euro. In den 19 Ortsbezirken der Gemeinde Morbach wacht Martin Schuh als zuständiger Sachbearbeiter über die Hundesteuer. Er glaubt an eine gute Zahlungsmoral: "Ich schätze, dass 90 Prozent der Leute ihr Tier fristgerecht bei uns anmelden." Seit 2002 fordert die Verwaltung hier 55,20 Euro, 14,40 und 122,40 Euro für die Hunde. Für die insgesamt gute Meldemoral sprechen die über Jahre gemachten Beobachtungen mehrerer Sachbearbeiter. Nicht nur die An-, sondern auch die Abmeldung im Falle eines Umzugs oder Todes werden gerne vergessen. Insofern unterstellen die Sachbearbeiter den Bürgern eher Vergesslichkeit als böse Absicht. Als "Gedächtnisstütze" verschicken sie meist einmal im Jahr Listen an die Bürgermeister. Die können die Listen dann, als Orts- und Sachkundige, mit der Realität in ihren Dörfern vergleichen.

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