Wallfahrt für mehr Zeit und Menschlichkeit

Klausen · Bei der Motorradwallfahrt in Klausen haben die Segnung sowie der gemeinsame Korso Vordergrund gestanden. Pfarrer Karl-Josef Meyer sprach sich in seiner Predigt für mehr Menschlichkeit und einen bewussteren Umgang mit der Zeit aus.

 Nach der Segnung fahren die Biker im Korso auf einen 40 Kilometer langen Rundkurs um Klausen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Nach der Segnung fahren die Biker im Korso auf einen 40 Kilometer langen Rundkurs um Klausen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Klausen. Das hochsommerliche Wetter lockte zahlreiche Motorradfahrer zur Messe im Park neben der Klausener Wallfahrtskirche. Knapp 3000 Biker empfingen nach der Messe den kirchlichen Segen und begaben sich auf einen 40 Kilometer langen Korso rund um Klausen. Die Messe wurde von der Leipziger Bluesband Big Papa Joe musikalisch begleitet. Die 15. Motorradwallfahrt fand wegen der Osterfeiertage zwei Wochen später als üblich statt und stand in diesem Jahr unter dem Motto "Wechsel der Zeit - Zeit zum Wechseln". Pfarrer Karl-Josef Meyer ging bei seiner Predigt auf die Menschen und ihren Begriff von Zeit ein. Er nahm Bezug auf Menschen, die eine Menge Zeit in sozialen Netzwerken im Internet verbringen. Dort würden sich viele schnell Freunde nennen, doch gehe das menschliche Miteinander verloren. "Überlegen Sie sich: Wie viel Zeit habe ich und wie setze ich sie ein", regte Meyer an. Er forderte die Besucher der Messe auf, über die Qualität ihrer Zeit nachzudenken. Jeder solle sich überlegen, ob er zur rechten Zeit am rechten Ort sei. Meyer sagte, er habe bei einigen Bikern ein Umdenken bemerkt. Einige hätten früher ihre Motorräder wichtiger genommen als eine Oma, die der Hilfe bedarf. Er betonte: "Die Menschen sind wichtig, nicht die Motorräder."Mit seinen Worten sprach er offenbar vielen Wallfahrern aus der Seele. Die Biker Michael und Elisabeth Herrmann waren aus dem Saarland angereist. Sie bedauerten, dass Meyer die Klausener Pfarrei verlässt. "Wir sind traurig darüber. Er hat immer eine super Predigt gehalten", sagten sie. Sie waren zudem nach Klausen gekommen, weil es ihnen Spaß macht, Korso zu fahren. Für Erich Schaffer aus Daun war der kirchliche Aspekt der Wallfahrt wichtig. "Der göttliche Beistand spielt eine Rolle, damit man einen Schutzengel hat, wenn man Motorrad fährt." Für Friedebert Reis aus Grimburg ist die Wallfahrt schon Tradition: "Wir kommen seit Jahren hierher, um andere Biker zu treffen und uns segnen zu lassen", sagte er.Für Michael Reuter, einer der Organisatoren vom Internetforum Mosel-Biker, steht die Wallfahrt im Vordergrund. "Das ist hier kein Motorradtreffen", sagte er. Der Glaube und das Miteinander unter den Bikern sei etwas Besonderes. Die Biker kamen zum größten Teil aus Eifel, Mosel, Hunsrück, dem Saarland und Luxemburg. Groß war auch die Anzahl der verschiedenen Motorräder. Vom Trike über Zweiräder bekannter Marken wie Harley-Davidson bis hin zum Oldtimer Kreidler Florett war ziemlich alles vertreten.Wegen der Baustelle am Dorfgemeinschaftshaus warteten die Biker nicht wie in den Vorjahren in der Eberhardstraße auf die Messe und den Korso, sondern verlagerten sich mehr in Richtung Krames. Zum Nachteil der Gastronomen, die teils erhebliche Einbußen verzeichneten. Ute Marmann vom Lokal Marmann\'s sagte: "Die Sperrzäune hätte man etwas zurückbauen und so die Eberhardstraße mehr einbeziehen können."volksfreund.de/videos ´Im Kreis Bernkastel-Wittlich waren zum 1.1.2011 nach Auskunft des Kraftfahrtbundesamtes 6645 Motorräder angemeldet. 2008 waren es 6197. Im Bereich des Polizeipräsidiums Trier ereigneten sich im Jahr 2010 285 Unfälle. Das waren 16,4 Prozent weniger als 2009. Dabei kamen zwölf Biker ums Leben (2009: vier), 128 Biker wurden schwer (2009: 167), 175 leicht verletzt (2009: 197). Ein Drittel der Unfälle ereignete sich durch nicht angepasste Geschwindigkeit. cst

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