Wanderausstellung "Der Krieg an der Mosel und im Hunsrück" in Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues · Warum sich am 21. Oktober 1735 je 30 000 französische und deutsche Soldaten bei Klausen gegenüberstanden und wie das Cusanusstift zur Festung wurde, erläutert die Ausstellung "Der Krieg an der Mosel und im Hunsrück". Sie wird am Samstag, 5. Dezember, in Bernkastel-Kues eröffnet.
Eine Kanonenkugel und ein Bajonett sind alles, was von einer Schlacht übrig geblieben ist, die vor 280 Jahren 245 Todesopfer forderte. Damals standen sich 30 000 Soldaten aus dem deutschen Reich und ebensoviele Soldaten aus Frankreich an der Salm bei Klausen gegenüber. "Der Krieg an der Mittelmosel und im Hunsrück 1734/35 - 280 Jahre Schlacht bei Klausen" ist eine Wanderausstellung, die ab Samstag, 5. Dezember, im Cusanusstift in Bernkastel-Kues zu sehen ist.Franzosen erbauten Brücke
Tom Müller und Marco Brösch vom Cusanus-Institut bauen derzeit die Ausstellung in den Räumen des Cusanus-Stifts auf. An jenem Ort, der zwar seit Jahrhunderten als Altenheim genutzt wird, aber zeitweise in eine Kaserne umgewandelt wurde. "Es ist kaum mehr vorstellbar, dass hier tatsächlich einmal französisches Militär untergebracht war. Aber das Stift eignete sich dafür vorzüglich. Es ist fest ummauert und damit sehr geschützt. Außerdem war es der Brückenkopf für die erste Verbindung zwischen Kues und Bernkastel, eine Ponton-Brücke, die die Franzosen erbaut haben," sagt Marco Brösch.
Warum waren eigentlich französische Truppen im Jahr 1734 in Kues? "Das ist schon kurios, lässt sich aber mit dem polnischen Erbfolgekrieg erklären", sagt der Historiker - und muss dafür in die europäische Geschichte ausholen. In aller Kürze: Zu dieser Zeit stritten sich Sachsen und Franzosen um den neu einzusetzenden polnischen König. Sowohl Stanislaus I. Leszczyñski, zu dieser Zeit in Nancy in Frankreich, als auch Friedrich August II. von Sachsen. Frankreich unterstützte Leszczyñski, Österreich, Russland und die deutschen Staaten unterstützten Friedrich August II. So kam es zum Krieg. "Frankreich versucht in einem solchen Fall immer, bis zum Rhein vorzustoßen," sagt Brösch. Und das tat es auch. Im April 1734 griffen französische Truppen von Metz aus an und besetzten Trier, dessen Erzbischof und Kurfürst Franz-Josef von Schönborn auf der Gegenseite stand. Die Franzosen zog es noch weiter, eben bis nach Bernkastel-Kues, wo sie eine Garnison aufbauten. Währenddessen machten sich die Truppen von der Gegenseite durch den Hunsrück von Mainz aus auf den Weg an die Mosel. "Die Zivilbevölkerung litt enorm darunter. Da war es eigentlich egal, von welcher Seite die Soldaten waren. Föhren zum Beispiel wurde von den Franzosen komplett abgebrannt, damit die nachrückenden Deutschen es nicht nutzen können. Das Kurfürstentum Trier musste bis 1738 den französischen Besatzern täglich 70 Rinder überlassen. Die Bevölkerung war ausgeblutet", sagt Brösch.
Front zwischen Rivenich und EschSchließlich standen sich an jenem 21. Oktober 1735 jeweils 30 000 französische und deutsche Soldaten bei Klausen gegenüber. "Die Frontlinie verlief zwischen Rivenich und Esch. Dort standen zwei Brücken über der Salm. Der Boden war durch heftige Regenfälle aufgeweicht, was den Franzosen zu schaffen machte," erläutert Tom Müller. Die Schlacht war kurz: 200 Tote auf französischer Seite, 45 auf der Gegenseite. Die Franzosen zogen sich zurück. Kurze Zeit später begannen die Friedensverhandlungen: Stanislaus I. Leszczyñski erhält Lothringen, Friedrich August wird polnischer König.
"Es gibt noch enorm viele Materialen, darunter auch viele Dokumente im Archiv des Hospitals im Kues, die wir verarbeiten konnten", sagt Brösch. In der Ausstellung sind auf mehreren Schauwänden Dokumente und Schrifttafeln zu sehen, die die Geschehnisse dieser Zeit erklären.
Ein Bajonett und eine Kanonenkugel sind von der Schlacht bei Klausen noch erhalten und zu sehen. Die Ausstellung, die anschließend in Trier, Wittlich, Simmern und Traben-Trarbach zu sehen ist, wurde mit 12 000 Euro Spenden von der Sparkasse und den Verbandsgemeinden finanziert. Extra
Die Wanderausstellung unter der Schirmherrschaft des rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Joachim Mertes ist vom 7. Dezember bis 20. März 2016, von Montag bis Freitag von 9 bis 12 sowie sonntags am 20. Dezember, 24. Januar., 21. Februar und 20. März jeweils von 14 bis 18 Uhr im St. Nikolaus-Hospital/Cusanusstift, Cusanusstraße 2, 54470 Bernkastel-Kues zu besichtigen. Geschlossen ist die Ausstellung vom 21. Dezember 2015 bis zum 1. Januar 2016 sowie vom 5. bis 12. Februar 2016. Der Eintritt ist frei. red