Wann ist ein Defibrillator sinnvoll?

Heidenburg · Der Heidenburger Gemeinderat will grundsätzlich einen Defibrillator für den Ort anschaffen. Doch Ratsmitglied Anton Göppert, selber praktischer Arzt, bezweifelt, dass die Anschaffung sinnvoll ist.

Heidenburg. Bei vielen Gemeinderatssitzungen ist die Anschaffung eines Defibrillators ein Punkt, der schnell abgehakt ist und dessen Anschaffung von den Ratsmitgliedern einstimmig beschlossen wird. Schließlich könnte durch dieses Gerät ein Menschenleben gerettet werden. Doch anders in Heidenburg. Dort hat das Ratsmitglied Anton Göppert, der in Thalfang eine Arztpraxis betreibt, bei der jüngsten Sitzung des Gremiums eine längere Diskussion über die Anschaffung des Gerätes angeregt, das beispielsweise bei Kammerflimmern eines Menschen eingesetzt wird und damit dessen Herzstillstand und Tod verhindern kann. "Es mag im ersten Moment unmenschlich klingen, aber wo machen Defibrillatoren überhaupt Sinn?" fragt Göppert. Nach seiner Meinung sollten diese Geräte nur dort vorgehalten werden, wo viele Menschen zusammenkommen.
In den vergangenen zehn Jahren seien beispielsweise in der Münchener U-Bahn lediglich 15 Personen durch den Einsatz eines Defibrillators gerettet worden. Göppert selbst hat in den vergangenen 25 Jahren lediglich dreimal einen Defibrillator eingesetzt, jedes Mal konnte der Patient dadurch nicht gerettet werden. "Mir liegt das Wohl der Menschen am Herzen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein solches Gerät in den kommenden 20 Jahren in Heidenburg einmal einsetzen, ist gleich null", sagt er. Zudem müssten Leute für die Anwendung geschult und die Geräte gewartet werden. Man könne nicht gewährleisten, dass im Ernstfall jemand da sei, der den Defibrillator dann auch bedienen könne. Parallel zum Einsatz des elektrischen Impulsgebers müsse man zusätzlich reanimieren, sagt er. Zudem benötige man einige Minuten, bis der Defibrillator beim Patienten sei, aber wenige Minuten später sei auch ein Notarzt da. Göpperts Vorschlag: Die Heidenburger sollten die Anschaffung des bis zu 2000 Euro teuren Geräts verschieben, bis es Studien gibt, die belegen, dass die Vorhaltung eines Defibrillators in einem Ort dieser Größe sinnvoll ist.
Die Ratsmitglieder haben die Ausführungen Göpperts sichtlich interessiert zur Kenntnis genommen, dann aber beschlossen, ein solches Gerät grundsätzlich für Heidenburg in Erwägung zu ziehen, auch mit Hinsicht darauf, dass Heidenburg ein Kindergarten- und Schulstandort ist und in der Halle Veranstaltungen mit mehreren hundert Menschen stattfinden, wie Ratsmitglied Andrea Jäger ausgeführt hat. Die endgültige Entscheidung soll in einer der folgenden Sitzungen getroffen werden. cst

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