Warnung vor Autodieben erweist sich als frei erfunden

Trier · Vor skurrilen Autodiebstählen warnt ein Polizeioberkommissar aus dem nordhessischen Fritzlar. Ihn gibt\'s wirklich, aber die Mails, die tausendfach im Raum Trier und anderswo kursieren, hat er nicht verschickt.

Trier. Etwa 1000 Mitarbeiter der Sparkasse Trier haben gestern von ihrem Sicherheitsbeauftragten eine Mail weitergeleitet bekommen. Darin warnt ein gewisser Claus Heideroth, Polizeioberkommissar aus Fritzlar, vor Autodieben mit einer neuen, ganz gemeinen Masche: Die Täter kleben zunächst ein Stück Papier auf die Heckscheibe eines parkenden Autos, und wenn dann der Fahrer bei laufendem Motor aussteigt, um das Teil zu entfernen, das ihn beim Rückwärtsfahren stört, huscht der Dieb schnell ans Steuer und braust davon.
Diese Masche habe sich von Straßburg aus über ganz Frankreich verbreitet und schwappe jetzt nach Deutschland über, heißt es in der Mail, die nach einem offiziellen Warnhinweis der Polizei aussieht; auch der Inhalt klingt plausibel. Dass sich hier ein Unbekannter einen bösen Scherz erlaubt hat, daran hat auch der Sicherheitsbeauftragte der Sparkasse Trier nicht geglaubt. Wie bei polizeilichen oder bankeninternen Vorsichtsmeldungen üblich, verschickte er gestern den angeblichen Warnhinweis auf die Autodiebe an die komplette Belegschaft.
Umweg über das Saarland


Ihren Weg nach Trier fand die Mail aus dem Saarland. Über den saarländischen Landesfeuerwehrverband gelangte sie zum Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes St. Wendel, der sie wiederum an seinen Kassierer weiterleitete, der bei der Sparkasse Trier arbeitet. Man kann nur darüber spekulieren, wie viele solcher E-Mail-Ketten zur Verbreitung der Falschmeldung beigetragen haben. Die Runde macht das Schreiben unter der Überschrift "Seien sie vorsichtig und wachsam" schon mindestens seit Mitte Januar im ganzen Bundesgebiet. Am 31. Januar berichtete die "Allgemeine Zeitung" (Pfalz) und zitierte den Polizisten Claus Heideroth, dessen Name missbraucht wurde: Die E-Mail sei eigentlich auf den ersten Blick ganz gut gemacht, aber diesen Trend bei Autodiebstählen gebe es nicht. Ihr seien keine solchen Fälle bekannt, sagt auch Monika Peters von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Trier. Autofahrer bräuchten jetzt keine Panik zu bekommen.
Das Problem solcher "Hoax"-Mails - das Wort kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Jux oder Schabernack - sei, dass die Öffentlichkeit dadurch verunsichert werde und die Gefahr bestehe, dass tatsächliche Warnhinweise der Polizei nicht mehr ernst genommen würden. Peters: "Auch wenn der Inhalt harmlos erscheint, wer das geschrieben hat, meint es nicht gut." Immerhin hat Oberkommissar Heideroth aus Fritzlar seinen Humor nicht verloren: "Ich bin jetzt in ganz Deutschland bekannt."

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