Warten auf den neuen Jugendpfleger

Die Gemeinde Morbach ist offiziell vom 1. November an ohne Jugendpfleger. Ernst Daniel Röhrig, der die Aufgabe eineinhalb Jahre wahrgenommen hatte, wird Schulsozialarbeiter in Traben-Trarbach. Ob er einen Nachfolger bekommt, wird sich voraussichtlich am 22. November entscheiden.

 Morbacher Jugendliche trugen „ihren“ Jugendpfleger Ernst Daniel Röhrig in der Vergangenheit symbolisch auf Händen. Jetzt ist er weg und seine Stelle vakant. TV-Foto: Archiv/Ursula Schmieder

Morbacher Jugendliche trugen „ihren“ Jugendpfleger Ernst Daniel Röhrig in der Vergangenheit symbolisch auf Händen. Jetzt ist er weg und seine Stelle vakant. TV-Foto: Archiv/Ursula Schmieder

Morbach. Vor Mai 2009 hatte es jahrzehntelang in Morbach keinen professionellen Jugendpfleger gegeben. Dann kam Ernst Daniel Röhrig. Und nur eineinhalb Jahre später kann sich kaum jemand vorstellen, wie die Gemeinde zuvor ohne Jugendpfleger ausgekommen war.

Der vierfache Familienvater hat sich nach 18 Monaten für eine Tätigkeit mit geregelteren Arbeitszeiten als Schulsozialarbeiter in Traben-Trarbach entschieden.

"Wir lassen ihn ungern ziehen", sagt Bürgermeister Gregor Eibes dem TV. Seine Einstellung sei ein "Glücksgriff" gewesen. Er habe in Morbach gute Arbeit geleistet, "und mehr als das". Allerdings könne er die Beweggründe nachvollziehen.

In der Zusammenarbeit mit der Teestube, einem Träger der Freien Jugendhilfe, und mit Honorarkräften werde versucht, eine Übergangslösung zu schaffen.

Das ist bereits der Fall. Angeboten wird mittwochs abends ein offener Treff von Jugendlichen für Jugendliche von 19 bis 21 Uhr. Donnerstags ist das Haus der Jugend mit Hilfe einer Honorarkraft von 13.30 bis 19 Uhr geöffnet. Das Programm ist laut Horst Zimmer, dem Vorsitzenden des Teestuben-Vereins, ausbaufähig. In jedem Fall müsse auf die Dauer wieder eine professionelle Kraft beschäftigt werden. Dieser Auffassung ist man auch im Jugendparlament: Es wäre bedauerlich, wenn die gute Arbeit von Röhrig, den die Jungparlamentarier bereits nach kurzer Zeit vermissen, vergebens gewesen wäre, heißt es.

Deshalb appelliert Julia Begass, die Vorsitzende des Jugendparlaments, dafür, die Stelle möglichst schnell wieder zu besetzen. "Sonst war auch unsere Arbeit für die Katz." Denn dass ein Jugendpfleger eingestellt wurde, ist zu einem großen Teil dem Engagement des Jugendparlaments zu verdanken (siehe Extra).

Unglücklich ist der Zeitpunkt von Röhrigs Ausscheiden. Denn seine Stelle war auf zwei Jahre befristet. Der Gemeinderat hatte damals die Stelle nur versuchshalber geschaffen. "Wir haben damals gesagt, alles steht und fällt mit der Person, die diese Aufgabe wahrnimmt", blickt Eibes zurück. Ende April wäre die Befristung ausgelaufen. Über eine Verlängerung hätte man in Kürze beschließen müssen. Nun muss der Gemeinderat entscheiden, ob man die Stelle überhaupt ausschreiben will.

Das heißt: Es ist derzeit unklar, ob Röhrig überhaupt einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin bekommen wird. Doch der Bürgermeister ist zuversichtlich, dass das Thema Jugendpfleger in Morbach keine Eintagsfliege bleibt. "Ich gehe davon aus, dass wir einen solchen Beschluss fassen werden." Extra Vorgeschichte: Jahrzehntelang gab es in der Einheitsgemeinde Morbach zwar einen offenen Jugendtreff und Jugendräume, aber keine professionelle Betreuung. Das Thema war zudem im Gemeinderat ideologisch besetzt. Die SPD und später auch die Grünen forderten mehrfach die Schaffung einer solchen Stelle. Eine Mehrheit brachten sie allerdings nicht hinter sich. Das war die Ausgangsposition, als sich das Morbacher Jugendparlament (Jupa) das Thema auf die Fahne schrieb. Sie setzten sich engagiert für ein Haus der Jugend in Morbach ein. Wie sie sich diese Einrichtung vorstellten, zeigten sie bei einer zweitägigen Aktion, während der sie die Einrichtung mit einer Vielzahl von Projekten vom Foto-Shooting bis zum Mountainbike-Training entwickelten. Später entwarfen die Jupa-Mitglieder gemeinsam mit Mitstreitern ein Konzept für einen an allen Wochentagen geöffneten Treffpunkt. An dem Engagement kam auch der Gemeinderat nicht mehr vorbei. Die Entscheidung, einen Jugendpfleger einzustellen, fiel im Dezember 2008 einstimmig. (iro)

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