Warten auf lebensrettenden Anruf

SALMTAL. (ks) Mehr als 30 Menschen besuchten den Informationsabend des Dekanats zum Thema Organspende im Neubau der Regionalen Schule Salmtal. Sie hörten, wie Betroffene von ihren Transplantionen berichteten. Eingeladen hatte Pastoralreferent Steffen Stutz.

1989 war Jutta Vierneusel nach Leberversagen dem "Tod geweiht", wie sie erzählt. Nach drei Tagen wäre sie gestorben, "wenn da nicht für mich die Leber eines Spenders zur Verfügung gestanden hätte". Als ihr Körper diese Leber nicht richtig annahm, wurde ihr ein Jahr später mit einer erneuten Transplantation "ein neues Leben geschenkt". Dafür ist sie "unendlich dankbar". Die 44-jährige Jutta Vierneusel ist eine der Betroffenen, die beim Informationsabend zum Thema Organspende in der Regionalen Schule Salmtal ihre Geschichte erzählt. Auch Roswitha Krüger beeindruckte die Zuhörer: 1980, ohne Nierenfunktion, bekam sie eine neue Niere, die 1987 ersetzt werden musste. "Ich bekam eine neues Leben geschenkt, und dafür bin ich meinem Nierenspender unendlich dankbar". Helmut Schwab wartet schon seit fünf Jahren auf einen Ersatz für seine erkrankte Niere. "Trotz Maschine wird mein Körper von Tag zu Tag schwächer." Er wartet täglich auf den Anruf: "Ihre Niere steht bereit." Marlene Probst schilderte die andere Seite: Ihr Mann hatte sich zu Lebzeiten mit Spenderausweis für die Weitergabe seiner Organe entschieden. Sie erzählte von der behutsamen Betreuung der Familie durch die Ärzte und Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Organplantation (DSO) bis zur Transplantation und auch bis heute. "Ich erkundige mich seither jährlich am Sterbetag bei der DSO und freue mich über die positiven Berichte der Organ-Empfänger." Eingeleitet hatte Anne-Bärbel Blaes, Mitarbeiterin der DSO, die Diskussion. An dem Beispiel einer Hirnblutung erläuterte sie das Eintreten des Hirntodes und dessen Feststellung. "Deutschland hat die strengsten Kontrollen in der Welt", warb sie für eine eindeutige Entscheidung zu Lebzeiten für eine Organtransplantation. Die Fragen der Gäste richteten sich vor allem nach der Feststellung des Hirntodes. "Der hirntote Mensch sieht ja noch durch die Maschinen, an denen er hängt, so lebend aus", erklärte Anne-Bärbel Blaes eine Schwierigkeit bei der Entscheidung. Die Zuhörer fragten auch, wer bei der Vergabe bevorzugt werde. "Bei der DSO entscheidet ein Computer ohne jeden persönlichen Bezug streng nach den gesetzlichen Vorgaben, und der Kauf eines Organs für den Deutschen im In- wie im Ausland ist unter Strafe gestellt", versuchte die Mitarbeiterin der Deutschen Stiftung Organplantation Vorurteile zu zerstreuen. Informationen: Die DSO hat die Funktion der Koordinierungsstelle für die bundesweite Vorbereitung und Durchführung der Organspende übernommen. In den deutschen Transplantationszentren werden Niere, Leber, Herz, Lunge und Pankreas transplantiert. Dafür werden Wartelisten geführt. Auskunft zur Organspende sowie Organspendeausweise unter der gebührenfreien Rufnummer 0800/9040400 und im Internet unter www.dso.de.

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