Warten auf Nachschub

Der Winter hat den Kreis Birkenfeld weiterhin fest im Griff. Wegen des Streusalzmangels müssen sich Autofahrer auf zunehmend schwierigere Straßenverhältnisse einstellen

Idar-Oberstein. (red) Der Idar-Obersteiner Baubetriebshof vermeldet: "Das Salz ist fast leer!" Die Folge: Es werden nur noch extreme Steil- und Busstrecken gestreut. Alle restlichen Straßen in der Stadt werden lediglich geräumt. Beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Bad Kreuznach hingegen, der die sieben Straßenmeistereien in den drei Kreisen Birkenfeld, Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück versorgt, brachten gestern zehn Sattelzüge Nachschub.

"Aber auch wir müssen haushalten, um den Eigenbedarf zu decken", fasst der zuständige LBM-Abteilungsleiter Friedbert Lohner die Lage zusammen. Absoluten Vorrang haben Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Angesichts der drohenden Minusgrade und der fürs Wochenende angekündigten erneuten Schneefälle schätzt Manfred Arndt, Leiter des Idar-Obersteiner Baubetriebshofs, der zu Wochenbeginn noch verhalten optimistisch war, die Situation als problematisch ein. Zumal es technisch nicht möglich ist, dass Splitt auf die Fahrbahnen geworfen wird.

"Vorrangig werden die Straßenmeistereien mit Streusalz beliefert. Unser Lieferant ist normalerweise absolut zuverlässig. Aber wenn er nicht liefern darf, geht es halt nicht", betont Arndt.

Er rechnet nicht damit, dass sich die Lage schnell entspannt und sich die Lieferprobleme rasch lösen lassen. Insofern müssen Autofahrer noch besser als bisher aufpassen. Besonders ärgerlich: Bereits zum vierten Mal machten sich Diebe an den ohnehin extrem geschmolzenen Salzvorräten zu schaffen und deckten so offenbar ihren Eigenbedarf.

Die Vorratshaltung der Stadt sei völlig in Ordnung gewesen: 700 Tonnen Salz passten ins Lager - "mehr geht nicht rein". Ständig wurde nachbestellt - bis es nun hieß: Der Baubetriebshof kann keinen Streugut-Nachschub mehr erhalten. Arndt blickt zurück: "Den letzten harten Winter dieser Art hatten wir 1998. Da waren insgesamt rund 3000 Einsatzstunden unserer Fahrzeuge zu verzeichnen. 2009 waren es 3390, davon allein 1160 Stunden im Dezember."

Begehrtes Gut auf dem Markt



Friedbert Lohner will keine Prognose abgeben, ob der Streusalzbedarf des LBM bei anhaltend strengem Winter gedeckt werden kann: "Der Markt ist schwieriger", betont er. Zudem sind auch die Preise für Streusalz nach den marktwirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage bereits gestiegen.

Aufatmen kann Hans Nolde, der Leiter des Baumholderer Baubetriebshofs. Die für Mittwoch angekündigte Lieferung ist tatsächlich eingetroffen, das Silo (Fassungsvermögen rund 28 Tonnen) ist wieder voll. Wie lange der Vorrat hält, darüber kann man bei der derzeitigen Witterung allerdings nur spekulieren. Auch Baumärkte sind salzlos Für Privathaushalte wird es ebenfalls eng. Die Baumärkte im Kreis melden allesamt: "Streusalz ist aus."

Nur noch wenige Einzelhandelsgeschäfte wie der Neukauf-Markt Bauer in Idar haben noch Vorräte. Der Baumarkt Petry in Herborn erwartet für kommenden Dienstag eine Nachlieferung, ebenso der Globus Baumarkt für Mittwoch - allerdings sei angesichts der angespannten Lage auf dem Salzmarkt fraglich, ob die Lieferungen auch tatsächlich kommen.

Als Ersatz wird Granulat-Streugut empfohlen, das in den Baumärkten noch ausreichend vorrätig ist. Das ist zudem auch umweltfreundlicher und kann wiederverwendet werden. Schließlich ist der private Streusalzeinsatz in den meisten Gemeinden - auch in Idar-Oberstein - außer an Steil- und Gefahrstellen verboten.

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